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Luca Waldschmidt ist in Italien derzeit besonders treffsicher.

© dpa

Freiburgs Stürmer bei der U-21-EM: Warum sich Luca Waldschmidt als befreiter Entertainer präsentiert

Luca Waldschmidt ist mit fünf Toren eine der Entdeckungen der U-21-EM. Der Freiburger zeigt nun endlich sein großes Potenzial.

Luca Waldschmidt ist offensichtlich ein ungeduldiger Mensch. Gegen Österreich waren gerade mal 14 Minuten gespielt, da sagte er sich am Sonntagabend: „Komm, du hast heute noch nicht aufs Tor geschossen, zieh mal ab!“ Das tat er dann aus 22 Metern – und der Ball schlug unhaltbar im rechten oberen Winkel des Tores ein.

Es war einer der bisher sehenswertesten Treffer bei dieser U-21-Europameisterschaft in Italien. Für Waldschmidt war es obendrein sein fünftes Tor des Turniers, womit er derzeit die Torjägerliste anführt. Der Stürmer des SC Freiburg spielt sich immer mehr in den internationalen Fokus und ist eine der Entdeckungen des Turniers.

So lernt die deutsche Fußball-Öffentlichkeit nun auch Waldschmidts Entertainer-Fähigkeiten kennen. In der Kabine spielt er mit Teamkollege Marco Richter regelmäßig Schlager für die Mitspieler. „Wenn ein bisschen Musik läuft, dürfen wir auch mal kurz Spaß haben und uns freuen, dann geht es aber auch gleich wieder weiter“, sagt Waldschmidt.

Nach dem 1:1 gegen Österreich steht das deutsche Team im Halbfinale der EM – was die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio bedeutet.

Das alles ist sicher auch ein wenig der Verdienst des SC Freiburg, der den Spieler zu dem gemacht hat, der er heute ist und der laut SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach noch viel besser werden kann. „Er ist noch nicht fertig modelliert“, sagt Hartenbach dem Tagesspiegel.

Für Waldschmidt lief es nicht immer rund. Der 23-Jährige war eines der größten deutschen Talente, er schoss in den Junioren-Bundesligen für Eintracht Frankfurt regelmäßig eine zweistellige Anzahl an Toren. Doch der Übergang in den Profi-Bereich war für Waldschmidt schwierig. Er hatte in Frankfurt große Anlaufschwierigkeiten, bekam kaum Einsatzzeit und schoss wenig Tore. Hartenbach sieht in Waldschmidts Physis einen der Hauptgründe für seinen holprigen Start im Erwachsenenbereich, dies sei bei Spielern mit seinem Profil häufig der Fall.

In Freiburg erzielte er zuletzt neun Tore

2016 wechselte er schließlich zum Hamburger SV. Wieder konnte er nicht richtig durchstarten – was vermutlich auch an den äußeren Umständen lag. Der HSV war im Abstiegskampf. Hinzu kamen die vielen Trainerwechsel. „Letzteres war wahrscheinlich nicht förderlich für ihn“, sagt Hartenbach – der wiederum davon profitierte. Schließlich landete Waldschmidt zur vergangenen Saison beim SC Freiburg. Für beide Seiten war der Wechsel eine gute Entscheidung. Denn SC-Trainer Christian Streich bevorzugt jene Spieler, die körperlich etwas Rückstand haben, dafür aber andere Qualitäten besitzen.

Waldschmidt jedenfalls konnte zum ersten Mal auf dem Platz sein volles Potenzial entfalten. Er erarbeitete sich das Vertrauen von Streich und ihm gelangen in 30 Einsätzen neun Tore und drei Vorlagen. Weit weg vom Trubel seiner ehemaligen Stationen Frankfurt und Hamburg blühte Waldschmidt auf. Man lege den Spielern in Freiburg „nicht so viele Steine in den Rucksack“, sagt Hartenbach hierzu.

Die Freiburger machen in dieser Hinsicht offenbar vieles richtig, das zeigen Beispiele wie Maximilian Philip, Max Kruse oder Mathias Ginter. Der nächste schwer umworbene SC-Spieler dürfte Waldschmidt werden – wenn er es nach seinen bisherigen Auftritten bei der U-21-EM nicht schon längst ist.

Doch zunächst einmal geht es für ihn darum, mit dem deutschen Team die nächsten Ziele zu erreichen. Die Titelverteidigung jedenfalls wird immer wahrscheinlicher, wenn Waldschmidt weiter so abzieht.

Sebastian Behrens

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