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Aus dem Windschatten. Vettel liegt in der WM noch hinter Hamilton.

© Thys/AFP

Formel 1: Wie Sebastian Vettel noch den WM-Titel holen will

Heute geht es in der Formel 1 nach der Sommerpause wieder los. Ferrari und Sebastian Vettel sind trotz des Rückstands auf Lewis Hamilton zuversichtlich.

Lewis Hamilton hätte sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn es genau so läuft wie vor einem Jahr. Same procedure as every year sozusagen, mit diesem Slogan sind die Briten ja bestens vertraut. Seinerzeit kam der Formel-1-Pilot in Diensten des Mercedes-Rennstalls mit einem Rückstand aus der Sommerpause, ehe er das Führungsfeld von hinten aufräumte und die Konkurrenz auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel noch überholte.

Genau auf diesen Spielfilm hofft nun Sebastian Vettel, dessen Rückstand auf Hamilton aktuell 24 Punkte beträgt. Der Heppenheimer gibt sich vor dem Grand Prix von Belgien am Sonntag, bei dem er direkt hinter seinem großen Rivalen Hamilton vom zweiten Startplatz ins Rennen geht, vor allem deshalb optimistisch, weil sich die Vorzeichen geändert haben; Vettel sieht noch Entwicklungspotenzial im Ferrari. „Außerdem haben wir uns letztes Jahr entscheidende Fehler geleistet“, sagt Vettel. Für die Roten spricht darüber hinaus, dass sie im Moment über den besseren Motor verfügen – bei den vielen „Motorenstrecken“ im Restprogramm durchaus ein Vorteil: Spa und Monza gelten als Strecken, auf denen es extrem auf die Leistung ankommt, aber auch in Sotschi, Suzuka und Austin ist die Power ausgesprochen wichtig. Dazu kommt mit Singapur noch ein Kurs, der Mercedes in der Vergangenheit nie lag, ähnlich wie Monaco oder unter normalen Bedingungen auch Ungarn.

Ferraris Motor hat mehr Power

In Spa setzen beide Teams ihre dritte und letzte neue Motorenspezifikation ein. Ferrari testete die neue Entwicklungsstufe bereits vor der Sommerpause in Ungarn bei den Kundenteams Haas und Sauber, jetzt ist auch das Werksteam dran. Dass Mercedes das Leistungsdefizit gegenüber Ferrari aufholen kann, scheint allerdings nicht sehr realistisch, sagt Sportchef Toto Wolff. Zu groß schien ihm der Abstand und auch die Verwunderung, wie dem großen Konkurrenten auf einmal dieser Sprung gelungen sein könnte.

Eines ist freilich klar: Regnen sollte es in dieser Saison möglichst kaum noch, will Vettel seine Titelchancen behalten. Denn Regen spielt Hamilton in die Karten, wie zuletzt in Hockenheim, Ungarn und am Samstag beim Qualifying in Spa. Im Nassen ist der Mercedes einfacher zu fahren. Zudem bringt er die Reifen schneller ins richtige Temperaturfenster – in der heutigen Formel 1 ein ganz wichtiger Faktor.

Ein wichtiger Punkt ist aber auch die psychische Stärke eines Fahrers. Frühere Chefs von Sebastian Vettel sehen in dem 31-Jährigen inzwischen einen sehr reifen und mental starken Piloten, der alles mitbringt, um seinen fünften Titel zu gewinnen. „Ein paar charakterbildende Jahre bei Ferrari haben ihn zu einem kompletteren Fahrer gemacht. Er ist sehr gut unter Druck“, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. „Im Team ist er der Fels in der Brandung. Wenn er nach der Sommerpause seine Chance wittert, dann wird es sehr schwer, ihn zu schlagen.“

Das sieht auch der frühere BMW-Motorsportchef Mario Theissen so. „In diesem Jahr scheint er viel ruhiger zu sein, wenn er eine Situation reflektieren muss – besonders nach einem schlechten Ergebnis.“ Man müsse einfach während seiner Karriere lernen, dass man nicht alles kontrollieren könne, und das habe Vettel geschafft: „Manchmal kommt man an eine Strecke, man ist sich sicher, dass man das Wochenende dominieren wird, und dann geht man ohne Punkte nach Hause.“ Genau das also, was ihm in Hockenheim passierte, als er in Führung liegend ausschied. In solchen Situation seien jüngere Piloten schnell am Boden zerstört. „Ich habe den Eindruck, dass Vettel diese Phase hinter sich hat“, sagt Theissen. Vettel selbst hat in diesem Jahr mehrfach genau diese neue Herangehensweise betont. Er hofft, sich dadurch einen Vorteil gegenüber Hamilton zu erarbeiten. Dass der bisweilen zu Frust und einer gewissen Resignation neigt, ist in diesem Jahr sogar schon seinen britischen Bewunderern aufgefallen.

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