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Kanadas Formel-1-Fans freuen sich, dass ein Landsmann auf die Piste geht – auch wenn er wohl nicht um den Sieg mitfahren wird.

© REUTERS

Formel 1 in Kanada: Der Milliardärs-Sohn Lance Stroll

Ein kanadischer Milliardär finanziert seinem Sohn ein Formel-1-Cockpit – der 18-Jährige ist deshalb ständig harter Kritik ausgesetzt.

Für die kanadischen Grand-Prix-Veranstalter ist Lokalmatador Lance Stroll auf jeden Fall ein Gewinn: 15 Prozent mehr Tickets hätte man in diesem Jahr allein durch den „Stroll-Faktor“ verkauft, heißt es vor dem Großen Preis von Kanada in Montreal am Sonntag (20 Uhr/RTL). Und für die Formel 1? Da sind sich nicht alle so sicher. Der 18-Jährige, derzeit der Jüngste in der Formel 1, steht unter besonderer Beobachtung: Weil ihm nun einmal das Image anhängt, nur die Millionen seines Vaters hätten ihm den Sprung in das Cockpit von Williams ermöglicht.

Lawrence Stroll hat über die Jahre um die 80 Millionen Euro in die Karriere seines Sohnes investiert. Der Kanadier hat seine geschätzten 2,6 Milliarden Dollar Vermögen durch geschickte Investitionen in der Textil- und Modebranche gemacht – Marken wie Michael Kors und Tommy Hilfiger stehen in seinem Portfolio. Er war schon immer ein Renn- und vor allem ein Ferrari-Fan. Stroll bezahlt wohl allein für die diesjährige Williams-Saison seines Sohnes etwa 35 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr finanzierte er dem Team den Bau eines neuen Simulators, den zunächst einmal nur Stroll junior benutzen durfte, dazu ermöglichte er ihm ausgiebige europaweite Testfahrten in einem zwei Jahre alten Auto – zum Eingewöhnen.

Dennoch lief der erste Teil der Saison alles andere als gut. Bisher steht noch kein einziger Punkt auf seinem Konto, im Qualifying ist Teamkollege Felipe Massa oft deutlich schneller. Das war auch am Samstag in Montreal der Fall. Massa wurde Siebter, Stroll landete zehn Plätze hinter ihm im Qualifiying, das Lewis Hamilton vor Sebastian Vettel gewann.

Die kritischen Stimmen werden immer lauter – doch Stroll bekommt auch Unterstützung. Der frühere Weltmeister Jackie Stewart sagt: „Man muss ihm Zeit geben, schließlich hat er das seit langen Zeiten schwierigste Jahr für einen Formel-1-Einstieg erwischt.“ Durch die neuen Regeln, die deutlich schnelleren und schwieriger zu fahrenden Autos sind die Vorjahrestests kaum etwas wert.

Er ignoriert die Kritik

Stroll versucht in dieser kritischen Situation, vor allem ruhig zu bleiben, nicht die Nerven zu verlieren und die Kritik von außen so weit wie möglich zu ignorieren: „Ich blocke alles ab, lese keine Kommentare und begebe mich gar nicht erst in die sozialen Medien“, sagt er. „ Natürlich ärgert man sich, am meisten über sich selbst, wenn man selbst einen Fehler gemacht hat. Ich bin ein Wettkampftyp, niemand will den Erfolg mehr als ich selbst.“

Die ewigen Fragen nach dem Geld seines Vaters könne er nicht mehr hören. „Ich habe mir diesen Weg nicht erkauft“, sagt Lance Stroll. „Andere Fahrer sind auf andere Weise gefördert worden, durch Nachwuchsprogramme großer Teams, durch Sponsorgelder. Irgendwo kommt das Geld heute immer her. Ich habe hart gearbeitet und meine Meisterschaften gewonnen.“

Stroll war 2014 italienischer Formel-4-Meister, 2016 dann souverän Formel-3-Europameister – allerdings im damals sehr überlegenen Prema-Team, das seinem Vater gehörte. Woraufhin die Gerüchte, dass es da für die Teamkollegen ab und zu mal Überholverbot gab, nie verstummten. Stroll winkt ab: „Ich weiß, was ich geleistet habe. Ich bin durch meinen Hintergrund wahrscheinlich immer kritischer betrachtet worden als die meisten anderen. Aber das ist nun mal die Sichtweise vieler Leute: Wenn jemand aus den Verhältnissen kommt, aus denen ich komme, dann findet man sehr schnell das Negative, weniger das Positive.“

In diesem Sinne konzentriere er sich nur auf sich selbst: „Ich hatte diese großen Erfolge in den Nachwuchsformeln, und jetzt bin ich da wo, ich hinwollte.“ Natürlich müsse er noch viel lernen. „Aber ich weiß, dass ich gut vorne mitfahren kann, wenn ich alle Dinge auf den Punkt richtig zusammenbringe. Aber genau das regelmäßig zu schaffen, das ist auch Teil der Lernkurve im ersten Jahr.“

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