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Sein dritter Titel. Am 20. April 2008 schoss Florian Busch die Eisbären in der ausverkauften Kölnarena in der Verlängerung zur deutschen Meisterschaft.

© Achim Scheidemann/dpa

Florian Busch beendet seine Karriere: Der Unvollendete geht

Das ewige Talent der Eisbären macht Schluss: Stürmer Florian Busch beendet eine Laufbahn, die er nicht immer ausgereizt hat. Trotzdem hatte er viel Erfolg.

Es war das größte Spiel des Florian Busch. 20. April 2008, fast 19.000 Menschen fiebern in der Kölnarena mit. 1:1 steht es nach 60 Minuten im vierten Finalspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft. Es geht in die Verlängerung. Sie wird nach sieben Minuten und 55 Sekunden abrupt beendet – mit dem großen Auftritt des jungen Berliner Angreifers. Busch überwindet Kölns Torwart Robert Müller, 2:1 für die Eisbären, die damit zum dritten Mal Deutscher Meister sind.

Held des Spiels, keine Frage, ist Florian Busch. Fans der Kölner Haie sehen das anders, noch Stunden nach dem Spiel brüllen sie erbost auf dem nahegelegenen Bahnhof Köln-Deutz etwas von Schiebung. Busch nämlich hatte trotz einer positiv gewerteten Dopingprobe quasi auf Bewährung in besagtem Spiel mitwirken dürfen.

Am Mittwoch hat Florian Busch, 13 Jahre nach seinem wichtigen Tor von Köln, seine Karriere offiziell beendet – bei den Eisbären und überhaupt. Das ist schon erstaunlich, wenn ein Spieler mit 36 abtritt und als Profi nur für einen Klub gespielt hat, es lässt sich im Fall Busch allerdings relativieren. Er hat in der vergangenen Saison nur noch einmal spielen können, in dieser Saison verletzungsbedingt gar nicht und war schon längst ein Fall für die Berufsgenossenschaft.

So endet seine Karriere ganz still und mit Fußnote: Florian Busch hat eine Laufbahn hinter sich, in der er viel mehr hätte erreichen können. Kaum ein Spieler hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Deutschen Eishockey-Liga sein Talent so wenig ausgereizt wie der gebürtige Bayer.

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Klar, wenn es nach Titeln geht, dann steht der als Bursche schmächtige und heute kräftige Mann gut da. Er gehörte zum guten Jahrgang der 1985er bei den Eisbären und gewann alle sieben Meistertitel mit den Berlinern – aus dieser Riege spielt nun nach dem Rücktritt von André Rankel aktuell nur noch Frank Hördler in Berlin.

Dem olympischen Silbermedaillengewinner Hördler lässt sich attestieren, dass er seine Karriere ausgereizt hat. Buschi, der lustige Berliner Bajuware mit dem Rauschebart dagegen, beendete seine internationale Karriere bereits im Jahr 2008 – zwangsweise und nach einer Sperre: Weil er einem Dopingkontrolleur nicht eintreten ließ, weil er sich „durch häufige Tests belästigt“ gefühlt hatte und „zudem vorgehabt“ hatte, „mit seiner Freundin in die Stadt zu fahren“ wie es in den Unterlagen des Gerichts später hieß.

Mit 23 Jahren war Busch schon ehemaliger Nationalspieler. Er spielte dafür nach 2008 weiter eine gute Rolle im Angriff der Eisbären, aber nie so eine Hauptrolle wie etwa Stefan Ustorf oder ein Denis Pederson. Aber Busch war immer around und für einen flotten Spruch zu haben, der Mann kam bei den Fans gut an. Sie riefen ihn liebevoll „Buschi“.

Buschi war zufrieden damit, bei den Eisbären weltberühmt zu sein

Auch wenn die sich wohl anfangs mehr von ihm erhofft hatten. Aufgrund sporadisch guter Darbietungen hatten sie ihn im Jahr 2006 schon als „Erik Busch“ gefeiert – in Anlehnung an Erik Cole, Star der Berliner beim ersten Titelgewinn im Jahr 2005. Mein Gott, bei dem läuferischen Können und der filigranen Puckbehandlung, da hätte was draus werden können aus dem Spieler.

Erik Cole wurde später ein Star in der National Hockey-League (NHL), gewann dort auch den Titel. Ein Alexander Steen, der drei Jahre im Eisbärennachwuchs gespielt hatte, wurde ein Überflieger in der NHL. Nur der Buschi-Bursch, der blieb in Berlin und war mit weniger zufrieden. Er war eben aus der Generation vor Leon Draisaitl, Moritz Seider oder Tim Stützle, den neuen deutschen Eishockeystars.

Der Buschi war zufrieden damit, bei den Eisbären weltberühmt zu sein. Und Busch war eben auch der Oberspaßvogel. Nach seinem Siegtor vom Köln im April 2008 zog er nur seine Schlittschuhe aus und stieg noch in Ausrüstung in den Flieger nach Berlin. Die müffelnde Eishockeymontur trug er auch noch in den frühen Morgenstunden in der Nacht nach dem Titelgewinn. In einem Lokal am Hackeschen Markt fegte er als einer der letzten Gäste über die Tanzfläche.

Nun ist der Spot aus im Profisport für Florian Busch – nach fast 20 Jahren bei den Eisbären. Das ist trotz aller Fußnoten eine große Leistung.

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