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Thomas Müller erzielte das 1:0 für Deutschland, zum Sieg reichte es aber nicht.

© Imago/Ulrich Hufnagel

Flick auch in Amsterdam unbesiegt: Lange überlegene Deutsche spielen 1:1 gegen die Niederlande

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kann am Ende sogar zufrieden sein mit dem Remis. Denn: In der Schlussphase drehen die Holländer nochmal auf.

Natürlich erkannte das kundige Publikum die günstige Gelegenheit, und in der Folge nahm seine Vorfreude die Lautstärke eines Orkans an. Hinter der letzten Linie der deutschen Verteidigung befand sich viel freie Fläche, genau dort musste Frenkie de Jong, der überaus begabte Mittelfeldspieler der holländischen Fußball-Nationalmannschaft, den Ball nur noch hinspielen.

Doch sein Pass schaffte es nur bis zu Nico Schlotterbeck, dem Innenverteidiger aus Deutschland. Und mit einem Mal war es wieder ganz still in der Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam.

Die Szene ganz zu Beginn des Spiels hatte etwas durchaus Symbolisches. Vorfreude und Erwartungen waren groß in der fast voll besetzten Arena in Amsterdam, doch vieles kam bei den Gastgebern lange nicht über Ansätze hinaus. In einem Duell zweier Teams, die sich nach einer enttäuschenden EM im vergangenen Sommer noch in der Reha befinden, wirkten die Gäste aus Deutschland schon ein gutes Stück weiter.

Zum neunten Sieg im neunten Spiel unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick reichte es in Amsterdam allerdings nicht. Am Ende konnten die lange überlegenen Deutschen sogar mit dem 1:1 (0:1)-Unentschieden zufrieden sein. Die Holländer drehten in der Schlussphase noch einmal ordentlich auf und stürzten die Gäste von einer Verlegenheit in die nächste.

Im Vergleich zum Testspiel gegen Israel am Wochenende hatte Flick vier Änderungen vorgenommen. Manuel Neuer, Antonio Rüdiger, Thomas Müller und Leroy Sané rückten für Marc-André ter Stegen, Jonathan Tah, Julian Weigl und Julian Draxler in die Startelf. Die Aufstellung war durchaus als Beleg dafür zu verstehen, dass an diesem Frühlingsabend in Amsterdam ganz sicher kein Freundschaftsspiel auf dem Programm stand.

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An Übertreibungen hatte es jedenfalls nicht gemangelt. Auf seinen Social-Media-Kanälen hatte der niederländische Verband aus dem Matchday einen Big-Match-Day gemacht, und in der Arena war vom ultimativen Klassiker die Rede. Gemessen daran traten die Gastgeber zunächst eher zurückhaltend auf. Anders als am Wochenende, als sie den EM-Halbfinalisten Dänemark permanent unter Druck gesetzt und arg gestresst hatten, nahm das Team vom Bondscoach Louis van Gaal diesmal eine eher abwartende Haltung ein.

Die Holländer standen vergleichsweise tief, überließen ihrem Gegner weitgehend die Initiative und lauerten vor allem auf Konter. Ein, zwei Mal gelang das auch, am besten zehn Minuten vor der Pause, als der Dortmunder Donyell Malen in die Spitze geschickt wurde, den Ball aber, noch bedrängt von Antonio Rüdiger, knapp am Tor vorbeisetzte.

Niederländer hatten erstaunliche Probleme

Die Niederländer, eigentlich Meister in der Beherrschung des Raumes, hatten bisweilen erstaunliche Probleme, den Raum unter Kontrolle zu halten. Das lag auch an dem recht erwachsenen Auftritt der Deutschen, zu dem ausgerechnet der jüngste Spieler des Teams entscheidend beitrug. Flick hatte den 19 Jahre alten Jamal Musiala in dessen elftem Länderspiel als zweiten Sechser neben Ilkay Gündogan aufgeboten. Mit seiner Ballsicherheit gab er dem deutschen Spiel viel Stabilität.

Und er war kurz vor der Pause entscheidend am nicht unverdienten Führungstreffer der Gäste beteiligt. Seine Hereingabe von der linken Seite in die Mitte wurde zwar noch abgewehrt, doch den Rebound verwertete Thomas Müller mit einem ebenso wuchtigen wie überlegten Linksschuss zum 1:0. Für den Münchner war es das 43. Länderspieltor, der dadurch mit Ehrenspielführer Uwe Seeler gleichzog.

Der jubelnde Thomas Müller. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zeigte sich reifer als die Gastgeber.
Der jubelnde Thomas Müller. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zeigte sich reifer als die Gastgeber.

© Imago/ANP

Hollands Nationaltrainer, ein Mann mit sicherem Instinkt und von großer Erfahrung, hatte schon geahnt, dass es so oder so ähnlich kommen würde. Am Tag vor dem Spiel hatte Louis van Gaal gesagt, er würde Müller spielen lassen, da Müller gegen ihn ganz sicher ganz besonders motiviert sein werde. Immerhin gilt van Gaal als Entdecker Müllers. In seiner Zeit als Trainer bei den Bayern schaffte er den Durchbruch, wurde Stamm- und schließlich auch Nationalspieler.

Van Gaal reagiert früh und bringt Wijnaldum

Van Gaal reagierte früh und wechselte schon zur zweiten Hälfte Georginio Wijnaldum ein. Das Bild aber blieb zunächst einmal das alte – und Deutschland die bessere Mannschaft. Gleich nach der Pause hatte David Raum die Chance, seinem ersten Assist im Spiel gegen Israel gleich das erste Tor für die Nationalmannschaft folgen zu lassen. Doch nach klugem Zuspiel von Leroy Sané und wieder einmal eher unkluger Raumaufteilung der Holländer setzte er den Ball über das Tor des Freiburger Keepers Mark Flekken.

Erst Mitte der zweiten Hälfte legte das Spiel der Niederländer gehörig an Wucht zu. Steven Bergwijn traf aus kurzer Distanz zum 1:1, nachdem Denzel Dumfries den Ball von der Torauslinie in die Mitte geköpft hatte. Und kurz darauf schien es noch ärger zu kommen – als der Schiedsrichter nach einer Attacke von Thilo Kehrer an Memphis Depay auf Elfmeter entschied. Nach Intervention des Videoassistenten und Ansicht der TV-Bilder nahm er diese Entscheidung allerdings wieder zurück.

Das Spiel drohte den Deutschen in dieser Phase komplett zu entgleiten, am Ende aber retten sie zumindest das Unentschieden über die Zeit.

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