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Noch nicht abgeschrieben: Trainer Jürgen Klinsmann gibt sich bei Hertha BSC weiterhin ambitioniert.

© Andreas Gora/dpa

Fitmachen in Florida: Klein beginnen, groß denken – Hertha BSC startet ins Trainingslager

Mit einem Aufgebot von 27 Spielern macht sich Hertha BSC auf zum neuntägigen Trainingslager nach Florida. Für Trainer Jürgen Klinsmann gibt es einiges zu tun.

Hertha BSC hat in der abgelaufenen Hinrunde einigen Spott über sich ergehen lassen müssen; die Diskrepanz zwischen Alltag und Ambition war dafür einfach zu gewaltig. Als Berlins Fußball-Bundesligist aus Charlottenburg den Abstiegsplätzen gefährlich nahe kam, unterstrich Lars Windhorst in einem Interview: Weniger als die Champions League soll es in Zukunft bitte nicht sein.

Pünktlich zu Jahresbeginn hat nun ein enger Vertrauter des Investors, Trainer Jürgen Klinsmann, offensiv nachgelegt. Neben dem Klassenverbleib sei der Sieg im DFB-Pokal „natürlich ein Ziel“. Oder wie die US-Amerikaner zu sagen pflegen: Start small, think big. Auch bei Hertha BSC will sich niemand den Vorwurf gefallen lassen, nicht in größeren Dimensionen zu denken und diesen Umstand offen zu kommunizieren.

Fitmachen im „Championsgate“

Der Name der Unterkunft, in der die Mannschaft am Donnerstagabend für eine Woche ihr Lager aufgeschlagen hat, mag so gesehen ein kurioser Zufall sein, in jedem Fall aber passt er zu den Ansprüchen des Klubs. „Championsgate“ heißt die Wohnsiedlung im Südwesten Orlandos, ein Vorort klassischer US-amerikanischer Prägung mit vielen Eigenheimen, großen Autos in der Einfahrt, hauseigenen Pools als Standard-Ausstattung und einem erstklassigen Golfplatz. Präsident Werner Gegenbauer, ein leidenschaftlicher Golfer und Stammgast im Sommer- wie Wintertrainingslager, dürfte also ebenfalls auf seine Kosten kommen.

Für die Profis gestaltet sich die Gemengelage dagegen ein wenig seriöser, Golf werden sie kaum spielen können. Im Zentrum des Sonnenstaates Florida wollen sich die Berliner fit machen und auf die Unwägbarkeiten der Rückrunde vorbereiten. Bis nächsten Donnerstag stehen täglich zwei Einheiten auf dem Programm, zum Abschluss testet Hertha am 8. Januar in Saint Petersburg gegen einen Mitbewerber aus der Bundesliga: Eintracht Frankfurt.

Klinsmann hätte zwar gern auf die zehnstündige Flugreise verzichtet und stattdessen lieber Quartier in Spanien bezogen, aber wie hat er es dieser Tage mit dem ihm eigenen Optimismus formuliert: „Jetzt machen wir halt das Beste draus.“

Kein Bundesligist startete früher in die Vorbereitung als Hertha BSC

Für einige Angestellte des Vereins sind das keine sonderlich guten Nachrichten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Klinsmann den für seine Begriffe zu groß geratenen Kader auszudünnen gedenkt. „Wir haben ein paar Tage vorher angefangen, um uns noch mal ein Gesamtbild des Kaders zu machen“, begründete er den vorverlegten Trainingsstart am 29. Dezember.

Kein Bundesligist begann mit den Rückrunden-Vorbereitungen so früh wie Hertha. In den Vereinigten Staaten werden nun 27 Profis ihr Können zeigen dürfen, wie am Donnerstag bekannt wurde. Zunächst hatte es noch geheißen, Klinsmann wolle nur mit 25 Spielern nach Florida reisen, darunter drei Torhüter.

[Alles rund ums Trainingslager in Florida lesen Sie auch hier in unserem Hertha-Blog.]

Nicht mehr mit dabei ist bekanntlich Salomon Kalou. Hertha hat den Ivorer in der vergangenen Woche in der Hoffnung freigestellt, er möge sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Auch Thomas Kraft ist sicherheitshalber gleich in Berlin geblieben; der Ersatztorhüter ist kurzfristig erkrankt, für ihn rückt der 19 Jahre junge Nachwuchskeeper Luis Klatte nach. Zudem wurde ein Spieler aus der vereinseigenen Akademie aussortiert: Sidney Friede hat einen Vertrag beim Zweitligisten Wehen Wiesbaden unterschrieben.

Ein letztes Mal am Ball? Der wechselwillige Mittelfeldspieler Ondrej Duda ist doch mit ins Trainingslager nach Orlando geflogen.
Ein letztes Mal am Ball? Der wechselwillige Mittelfeldspieler Ondrej Duda ist doch mit ins Trainingslager nach Orlando geflogen.

© dpa

Dafür durfte ein anderer Mittelfeldspieler kurz nach seiner Ankunft in Berlin direkt wieder den Koffer packen: Santiago Ascacibar saß am Donnerstag bereits mit im Flugzeug nach Orlando. Hertha hatte den Argentinier erst am Neujahrstag vom VfB Stuttgart verpflichtet und dafür eine Ablösesumme von elf Millionen Euro ins Schwabenland überwiesen.

Spannend zu beobachten dürfte außerdem sein, wie es mit Ondrej Duda weitergeht. Herthas bester Vorbereiter der Vorsaison hat in einem Interview mit dem „Kicker“ erneut seinen Wunsch zum Ausdruck gebracht, den Verein möglichst schnell zu verlassen. „Ich will weg. Ich ändere meine Meinung nicht“, sagte der Slowake, „wenn dich jemand nicht will, ist es nicht möglich zu bleiben.“ Ein klarer Seitenhieb gegen Klinsmann. Trotz der Kritik saß auch Duda am Donnerstag an Bord der Maschine Richtung USA.

Inhaltlich soll es von Freitag an vor allem um die Feinabstimmung der einzelnen Mannschaftsteile gehen. Die Spieler sollten mehr Gefühl füreinander entwickeln und davon wegkommen, primär defensiv zu denken, sagt Klinsmann: „Wir wollen unser Spiel gerne etwas weiter nach vorn verlagern.“

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