zum Hauptinhalt
Kostete nur gute Stimmung. Fans auf bei den Deutschen Meisterschaft im Triathlon.

© Foto: Gregor Fischer/dpa

Finals in Berlin: Günstige Begeisterung

Die Finals waren ein Erfolg für Berlin. Aber fit als Bewerber für Olympische Spiele ist die Stadt deswegen noch lange nicht. Ein Kommentar.

Wenn Sport ist, dann ist der Berliner da. Mögen sie mitunter über angeblich maue Zuschauerzahlen bei Hertha BSC meckern, zusammengenommen locken die größten Berliner Profivereine (nach noch der 1. FC Union, Eisbären, Alba, die Füchse und sogar die Volleyballer der Volleys) an einem Wochenende schon mal locker an die 100.000 Menschen in die Arenen. Denn Sport läuft in Berlin, in jeder Form: Das hat die Austragung der Finals am Wochenende belegt. Ein Wochenende lang hatten in Berlin die Sportarten, die sonst oft im Schatten anderer Sportarten stehen, ihre große Bühne. In 202 Entscheidungen wurden bei den Finals nationale Meister gekürt. Und ganz offensichtlich hatten die Berliner ihre Freude an Klosterhalfen, Kanu und Co.

178.000 Zuschauer kamen an einem Wochenende zum Sport jenseits des professionellen Mannschaftssports, eine stolze Marke. Warum eigentlich kann sich diese Stadt dann nicht für Olympische Spiele bewerben? Sie kann es noch nicht, weil Olympia zu teuer ist. Eine Veranstaltung dieser Größe kostet nicht nur Geld, sondern auch Substanz.

Innen- und Sportsenator Andreas Geisel ist begeistert von den Finals und avisiert nun sogar eine Neuauflage in Berlin. Sicher auch, weil die Stadt von den Finals profitiert hat. Der große Anteil an Berlin-Besuchern wird Geld in Berlin gelassen haben und dann ist da natürlich auch ein enormer Imagegewinn für eine Stadt, die eben allen Witzen über einen nie fertig werdenden Flughafen trotzt, weil sie so ein Mega-Event wie die Finals locker wuppen kann - es aufgrund ihrer Größe und Infrastruktur an Sportstätten sicher lockerer bewerkstelligen kann als jede andere Stadt im Lande. Aber das ist eben nicht alles.

Die großen Spiele sind nicht umsonst, was die Finals nicht abwerten soll

Die finanzielle Seite der Finals wird von den Funktionären öffentlich weniger beleuchtet als die emotionale Seite - wohl auch, weil da ein kritisches Thema gärt. Das Land Berlin hat die Finals mit 3,3 Millionen Euro bezuschusst. Damit unterstützte die Senatsverwaltung von Geisel unter anderem die Fachverbände als Ausrichter der einzelnen Meisterschaften. Die Einnahmenseite dürfte bei den Wettbewerben eher schmal ausgefallen sein. Für etliche Wettkämpfe (von Bogenschießen bis Triathlon) mussten die Zuschauer nichts berappen. Bei den Leichtathletik-Wettbewerben im Olympiastadion oder den Hallenevents wie dem Bahnradfahren kam nur rein, wer ein sehr moderates Eintrittsgeld (Tickets ab 7,50 Euro) entrichtete, das weder bei Hertha noch bei den Eisbären zu einem vernünftigen Tribünenplatz gereicht hätte.

Und da ist wohl auch das Problem, was Berlin und Olympia betrifft: Die großen Spiele sind nicht umsonst, was die Finals nicht abwerten soll. Denn vielleicht sind sie auch eine große Chance, vielleicht bewegen sie den skeptischen großen Teil der Olympiagegner unter den 3.6 Millionen Einwohnern gedanklich ein wenig. Dann könnte die Stimmung in der Stadt auch einmal pro Olympia kippen. Wobei dieser Weg noch ganz weit ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false