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Voll den Durchblick. Uwe Krupp steht mit den Eisbären Berlin vor seinem größten Erfolg als Trainer.

© dpa

Finale in der DEL: Eisbären reisen zum Showdown nach München

Vor dem entscheidenden siebten Spiel in München spricht viel für die Eisbären – der Meistertitel wäre für die Berliner besonders wertvoll.

Der Irrsinn ließ sich ablesen an den starren Mienen von Don Jackson und Christian Winkler. Trainer und Manager von RB München hoben sich am späten Dienstagabend mit ihren Gesichtern farblich kaum ab von der weißen Wand im Erdgeschoss der Arena am Ostbahnhof. Brutaler ging es ja auch kaum. Da hatten die Bayern ihren dritten Meisterpokal der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nach drei Siegen aus vier Spielen schon so gut wie in der Vitrine und dann wurden sie zwei Mal von den Eisbären Berlin am finalen nötigen Sieg in der Endspielserie gehindert. Einmal in der Verlängerung am Sonntag in München beim 6:5 der Eisbären und nun am Dienstag in Berlin. Da gewannen die Eisbären recht humorlos 5:3. 3:3 steht es in der Serie Best of seven nun, alles entscheidet sich heute in einem siebten Spiel.

Was kann es Brutaleres geben im Sport? 52 Spiele in der DEL-Hauptrunde haben beide Teams hinter sich, 17 Play- off-Spiele zudem die Berliner und 16 die Mannschaft aus München. Und nun wird in 60 oder ein paar Minuten mehr bei Verlängerung darüber gerichtet, wer feiern darf und wer als großer Verlierer aus dem Finale hervorgeht. Beim Showdown in München ist die Heimmannschaft wohl nicht im Vorteil. „Das Heimrecht zählt jetzt nicht mehr“, sagte Jackson. Und Uwe Krupp, sein Berliner Kollege „stimmt dem Don zu“.

Logisch, jetzt will keiner mehr zu weit vorpreschen, zumal beide Teams in der Serie bislang eine negative Heimbilanz (1:2 in jeweils drei Spielen) haben. Das spricht für die Eisbären. Auch die allgemeine Gefühlslage ist günstig für Berlin – von wegen weiß wie die Wand. So berichtete Michael Wolf, Mannschaftskapitän der Münchener am Dienstagabend in Berlin über die Atmosphäre in der Gästekabine nichts Positives. „Die Stimmung ist nicht so gut bei uns. Wir wollten das Spiel gewinnen, aber Berlin war besser.“ Und wie geht es weiter? „Wir wollen am Donnerstag besser aus der Kabine kommen und das erste Tor schießen, dann dreht sich das wieder.“ Kann sein, muss aber nicht sein.

Die Bayern haben angefangen, an ihrer Stärke zu zweifeln

Das Team von Jackson ist zwar spielerisch das bessere, seine Spieler wirkten aber am Dienstag wie Fragezeichen auf Kufen. Die Bayern, zweimal in Serie Meister, haben angefangen, an ihrer Stärke zu zweifeln. Nur wenn sie es schaffen, diese Zweifel aus dem Kopf zu bekommen, haben sie am Donnerstag die Chance, die Berliner zu bezwingen. Sonst aber werden die Eisbären zu ihrem achten Titel stürmen. Erstmals als Außenseiter übrigens, aber mit dieser Rolle kommen sie ja bisher sehr gut klar.

Was würde dieser Titel für die Berliner bedeuten, nach fünf Jahren ohne Meisterschaft? Sehr viel, denn die Mannschaft steht vor dem Umbruch. Leistungsträger wie Torwart Petri Vehanen, Angreifer Louis-Marc Aubry oder Verteidiger Jonas Müller werden den Klub womöglich verlassen. Trainer Uwe Krupp hat zudem noch keinen Vertrag für die kommende Saison unterschrieben. Und so eine Meisterschaft könnte ja ein Katalysator sein, vielleicht den ein oder andern doch zum Verbleib in Berlin bewegen. Andersrum: Der Zeitpunkt für ein Umbruch nach einer Niederlage in der Finalserie wäre ungünstig. Etwas neu aufbauen müssen, nachdem ein Team nach ein paar Jahren ohne Titelchance wieder zu einem Spitzenteam gereift ist? Das will keiner bei den Eisbären.

Für München wäre ein weiterer Meistertitel sicher auch ein Titel vor dem Umbruch. Viele Profis sind im reifen Alter. Aber vom erfolgreichen Kurs wird sich der Klub in den kommenden Jahren kaum abbringen lassen, dazu ist das Fundament vom solventen Eigner Red Bull zu stark mit der Nachwuchsakademie in Salzburg und der Aussicht auf die neue Großarena in München, die sich die Eishockeyprofis dann mit den Basketballern des FC Bayern teilen werden.

Womit klar ist: Die Chance Meister zu werden, wird für die Eisbären in den nächsten Jahren wohl nie wieder so einfach daherkommen wie am Donnerstag.

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