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Da ist das Ding. Ex-Bundesliga-Spieler Diego feierte natürlich auch ausgelassen.

© Cris Bouroncle/AFP

Update

Finale gegen River Plate: Flamengo gewinnt die Copa Libertadores – mit einem Hauch von 1999

38 Jahre wartet Flamengo Rio de Janeiro auf den erneuten Gewinn der Copa Libertadores. Im Finale führt River Plate lange, doch dann kommt Gabriel Barbosa.

Pünktlich mit dem Abpfiff im fernen Lima ging in Rio de Janeiro ein Platzregen nieder. Aber das störte die Fans von Flamengo nicht. In Rot und Schwarz gestreiften Hemden strömten die Anhänger von Brasiliens größtem Fußballklub auf die Straßen, schossen allerhand Feuerwerk ab und tanzten bis spät in die Nacht auf den Straßen. Die Bier- und Caipirinha-Verkäufer machten ein riesiges Geschäft, der Schlachtruf „Mengooo, Mengooo“ hallte durch die Wohnviertel.

Flamengo hatte soeben die Copa Libertadores mit Toren von Gabriel Barbosa – genannt Gabigol – in der 89. und 92. Minute gegen River Plate aus Buenos Aires 2:1 gewonnen. Das spektakuläre Ende erinnerte an das Champions-League-Finale 1999, als Manchester United dem FC Bayern München den Titel mit zwei späten Toren wegschnappte. Titelverteidiger River hatte in einem sehr zerfahrenen Spiel lange 1:0 geführt und sah wie der Sieger aus. Brasiliens Medien sprachen denn auch von einem „historischen Moment“, der sich im imposanten Monumental-Stadion von Lima ereignet habe. Ursprünglich sollte das Finale in Santiago de Chile stattfinden, wurde aber wegen der dortigen schweren Unruhen nach Peru verlegt.

Jubel im Platzregen. Flamengos Fans feierten den Triumph bei einem Public Viewing im Maracana-Stadion.
Jubel im Platzregen. Flamengos Fans feierten den Triumph bei einem Public Viewing im Maracana-Stadion.

© AFP

Die Copa Libertadores ist das südamerikanische Pendant zur europäischen Champions League und der begehrteste Titel des Halbkontinents. Die überschwänglichen Emotionen in Brasilien waren auch damit zu erklären, dass Flamengo den Titel zum letzten mal vor 38 Jahren gewonnen hatte. Damals schoss der legendäre Zico zwei Tore im Entscheidungsspiel in Montevideo.

Flamengo ist nicht irgendein Team. Der Clube de Regatas do Flamengo – er ging aus einem Ruderklub hervor – gilt mit rund 40 Millionen Fans als einer der beliebtesten Fußballvereine der Welt. In Brasilien kann es passieren, dass man selbst im abgelegensten Indio-Dorf im Amazonas einen Ureinwohner mit dem rot-schwarzen Flamengo-Trikot trifft. In vielen Städten im Landesinneren Brasiliens wie Manaus oder Brasília, in denen Zuwanderer aus anderen Regionen leben, hat Flamengo oft riesige Fanklubs. Es hat auch damit zu tun, dass die Anhänger allen sozialen Schichten und Hautfarben angehören, sowohl aus Favelas wie Reichenvierteln stammen. Flamengo, so heißt es oft, sei kein Fußballklub, sondern eine Religion.

Den Erfolg Flamengos, das zuletzt lange Zeit nur im brasilianischen Liga-Mittelfeld herumkrebste, ist auf drei Faktoren zurückzuführen. Zunächst hat der Verein als erster großer Klub Brasiliens seine chaotischen Finanzen geordnet. Viele brasilianische Vereine sind hoch verschuldet, wären sie Unternehmen, müssten sie ihr Geschäft einstellen. Bei Flamengo haben die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren hingegen vernünftig gewirtschaftet.

Zweitens ist da der Trainer: Der Portugiese Jorge Jesus, lange Zeit bei Benfica Lissabon unter Vertrag, übernahm erst zur Saisonmitte in diesem Jahr das Team. Der 65-Jährige, den sie Mister nennen, verordnete Flamengo einen europäischeren Stil mit frühem Stören, schnellem und direktem Angriffsspiel mit vertikalen Pässen. In der äußerst mittelmäßigen brasilianischen Liga, aus der Talente meist früh nach Europa gehen, ist das neu. Es führte dazu, dass Flamengo seine Gegner oft schier überrannte.

Flamengos Star Gabriel Barbosa, genannt Gabigol (rechts), setzte sich am Ende gegen Rivers Javier Pinola durch.
Flamengos Star Gabriel Barbosa, genannt Gabigol (rechts), setzte sich am Ende gegen Rivers Javier Pinola durch.

© AFP

Drittens muss die Mannschaft genannt werden. Acht neue Spieler hat Flamengo verpflichtet, die auf Anhieb zueinander fanden. Es ist eine Mischung aus jungen Talenten und Veteranen aus Europa – etwa Filipe Luis von Atlético Madrid sowie die ehemaligen Bundesliga-Profis Rafinha und Diego. Letzterer wurde im Finale eingewechselt und Flamengos Spiel wurde klarer und gefährlicher.

Am entscheidendsten war aber das magische Stürmerduo: der von Inter Mailand ausgeliehene Gabigol und der ehemalige Wolfsburger Bruno Henrique haben in dieser Saison die Verteidiger Südamerikas schwindelig gespielt. Insbesondere Gabigol, der nun nach Italien zurückkehren dürfte, kann Spiele im Alleingang entscheiden. So auch am Sonnabend in Lima.

89 Minuten war er blass geblieben, schien von Rivers hart einsteigenden Verteidigern um den früheren Nürnberger Javier Pinola entnervt. Dann tauchte der 23-Jährige alleine vor dem Tor auf und vollendete einen Angriff, den Henrique eingeleitet hatte. Drei Minuten später nutzte er einen Fehler in Rivers Abwehr. Es war der Moment, als es im fast 4000 Kilometer entfernten Rio kein Halten mehr gab.

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