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Das Tor zum Titel. Florian Busch hat zum 2:1 für die Eisbären getroffen, Kölns inzwischen verstorbener Torwart Robert Müller (rechts) war machtlos und die Berliner zum dritten Mal Deutscher Meister.

© picture-alliance/ dpa

Finale gegen Köln 2008: Der Abschiedstreffer

Vor vier Jahren spielten die Eisbären letztmals im Wellblechpalast – in der Finalserie gegen Köln. Damals wurde es richtig dramatisch.

Steve Walker hob ab. Er riss den Mund auf und warf sich mit einem gewaltigen Satz gegen die Plexiglasscheibe. Ein Freudensprung. Die Fans der Eisbären feierten. Davor lagen Szenen, die Eishockey so aufregend aufreibend machen können. Führung, Ausgleich, Führung – alles in gut zwei Minuten. Zunächst hatte Sven Felski zum 3:2 für die Berliner getroffen. Dann aber ging das dritte Play-off-Finalspiel zwischen Eisbären und Kölner Haien am 18. April 2008 richtig los. Was wäre es für eine Geschichte gewesen, wenn der Mann, der das Schlittschuhlaufen im Sportforum erlernte, das letzte große Spiel im Wellblechpalast entschieden hätte. Doch Felski wurde nicht zum Helden des Abends von Hohenschönhausen. Köln traf zum 3:3. 31 Sekunden vor Schluss erzielte der Kanadier Steve Walker das 4:3.

Nie zuvor hatte Walker in seiner Berliner Zeit ein Tor derart ausführlich gefeiert. Es war ja auch nicht irgendein Treffer. Walker schoss die Eisbären zum Sieg im dritten Endspiel um die deutsche Meisterschaft, die die Berliner zwei Tage später mit dem dritten Erfolg in der Best-of-five-Serie gewannen. Walkers Tor war somit das letzte Tor der Eisbären im Wellblechpalast.

Nur noch zum Feiern mit ihren Anhängern kamen die Berliner Profis seitdem in ihrer alten Halle: Am 21. April 2008 gegen Mitternacht, nach der Rückkehr aus Köln, zum Feiern ihrer Meisterschaft. Fast vier Jahre später ist der Wellblechpalast für die Eisbären nur noch Trainingshalle. Im September 2008 zogen sie in die Großarena in Kreuzberg-Friedrichshain um. Seitdem sind die Kölner nicht mehr zu einem Play-off-Spiel nach Berlin gekommen, am Dienstag war das nun erstmals in der neuen Arena der Eisbären zum Auftakt der Viertelfinalserie dieser Saison der Fall.

Der legendäre Abend von Wellblechpalast war zwei Tage später kaum noch ein Thema, zumal der dritte Meistertitel der Berliner einen Beigeschmack hatte: Vor dem zweiten Finalspiel war bekannt geworden, dass Florian Busch eine Dopingprobe verweigert hatte. Dem Berliner Angreifer drohte also ein Sperre, bei den Haien waren sie gar der Meinung, Busch müsse sofort gesperrt werden oder dürfe schon schon aus moralischen Gründen nicht spielen. Und dann schoss eben jener Busch im vierten Finalspiel in Köln in der Verlängerung das 2:1 für die Berliner und entschied die Meisterschaft. Noch Stunden nach dem Spiel riefen aufgebrachte Kölner Fans auf dem nahe der Kölnarena gelegen S-Bahnhof Deutz „Betrüger“.

Busch wurde ein Jahr später gesperrt – allerdings nur für internationale Spiele. In Köln war das dann aber kein Thema mehr, denn die Wege beider Klubs trennten sich nach dem Finale von 2008. Während die Eisbären 2009 und 2011 wieder Meister wurden, ging es mit den Kölnern stetig abwärts. Erst in dieser Spielzeit ist mit dem Engagement von Uwe Krupp als Trainer wieder ein leichter Aufschwung bei den Haien da.

Am 18. April 2008 sprach übrigens noch niemand davon bei den Berlinern, dass es der Abschied vom Wellblechpalast sein könnte. Sven Felski sagte nach dem Spiel: „Es war ein unglaublich. Für die Zuschauer war es wahrscheinlich noch schlimmer als für uns auf dem Eis.“ Die Gegner aus Köln gaben sich sogar trotzig und versprachen einen Sieg in Spiel vier. „Wir kommen zu Spiel fünf wieder“, sagte ihr Trainer Doug Mason. „Dann können wir alle noch mal richtig vom Wellblechpalast Abschied nehmen.“ Da hatte sich Mason getäuscht. Die Abschiedsparty vom Wellblechpalast war bereits vorüber.

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