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Der große Wurf. Alba (r. Peyton Siva) will am Samstag und Sonntag den Titel im deutschen Pokal verteidigen.

© imago images/camera4+

Final Four im Basketball-Pokal: Für Alba Berlin geht es um den ersten Titel der Saison

Alba Berlin will in München den BBL-Pokal verteidigen. Nicht nur der Modus und die Atmosphäre werden anders als beim umjubelten Titelgewinn vor einem Jahr.

Simone Fontecchio kam bei Olimpia Mailand nie so zum Zug, wie er sich das erhofft hatte, erlebte dort aber auch bei wenig Spielzeit vier Titelgewinne hautnah mit. Alba Berlins Pokalsieg im Februar 2020 hat den Italiener dennoch beeindruckt. „Ich habe mir ein paar Videos davon angesehen und man merkt richtig, wie sehr alle diesen Erfolg jahrelang herbeigesehnt hatten“, sagt er. „In der eigenen Halle, vor vollem Haus, das muss emotional gewesen sein.“

Fontecchio spielt seit dem vergangenen Sommer bei Alba und dieses Gefühl war ihm bisher nicht vergönnt. Am Samstag und Sonntag hat er mit den Berlinern allerdings die Chance auf seinen ersten Titel in Deutschland, wenn in München das Final Four im Pokal stattfindet. Natürlich vor leeren Rängen, aber das kennen sie bei Alba in dieser Saison ja kaum anders. Die Vorfreude bei Fontecchio ist trotzdem riesig. „Es geht um den ersten Titel der Saison und der bedeutet uns sehr viel“, sagt er.

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Im Vergleich zum Pokalfinale der vergangenen Spielzeit hat sich für die Berliner vieles verändert – und das gilt nicht nur für den sportlichen Bereich. Im Februar 2020 war das Coronavirus gefühlt noch weit entfernt von Deutschland, die Arena am Ostbahnhof war voll, die Spieler feierten ausgelassen inmitten ihrer Fans. Es war die letzte große Party, und die extreme Nähe zwischen Sportlern und Anhängern wirkt aus heutiger Sicht fast schon surreal. Die deutsche Meisterschaft gewann Alba im Sommer bereits in einer abgeschotteten Blase mit rigorosen Hygienevorschriften und natürlich ohne Zuschauer.

Ein Foto aus einer anderen Zeit. Vor einem Jahr feierten die Alba-Profis den Pokalsieg inmitten ihrer Fans.
Ein Foto aus einer anderen Zeit. Vor einem Jahr feierten die Alba-Profis den Pokalsieg inmitten ihrer Fans.

© Andreas Gora/dpa

Doch auch jenseits der Pandemie, die das Leben auf nie für möglich gehaltene Weise auf den Kopf gestellt hat, ist vieles anders als 2020. Zum Beispiel der Pokal-Modus. Halbfinale und Finale werden wie bis 2018 üblich wieder an einem Wochenende ausgetragen. An diesem Samstag trifft Alba auf die BG Göttingen (19.30 Uhr), am Sonntag würde es im Falle eines Sieges gegen den FC Bayern oder Ulm (15 Uhr, jeweils kostenfrei auf Magentasport) um den Titel gehen.

Den Münchnern passt das Pokalwochenende trotz des Heimvorteils gerade allerdings gar nicht in den Kram. Am kommenden Dienstag und Donnerstag starten sie gegen Mailand in die Play-offs der Euroleague und da könnten sie auf zwei Spiele innerhalb von weniger als 24 Stunden gut verzichten. Sportdirektor Daniele Baiesi bezeichnete die Terminierung gar als „Schande“. Eigentlich hätte der Pokal schon im vergangenen Herbst ausgespielt werden sollen, was wegen zahlreicher Corona-Fälle jedoch nicht möglich war.

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Bei Alba rechnen sie trotz des engen Münchner Spielplans nicht mit Vorteilen. Seit der Ankunft von Trainer Aito Garcia Reneses im Jahr 2017 konzentrieren sich die Berliner ohnehin vor allem auf sich selbst. Zumal der Double-Gewinn der vergangenen Saison der Mannschaft mental noch einen Schub gegeben hat. Nach zuvor fünf erfolglosen Finals in Folge war der Druck vor dem Pokalfinale gegen Oldenburg enorm gewesen, noch dazu in eigener Halle.

Chance auf ersten Titel für Lammers und Koumadje

„Wenn du ein paar Endspiele verlierst, fängst du an, ein bisschen zu zweifeln“, sagt Luke Sikma rückblickend. Der Erfolg im Pokal und später in der Meisterschaft sei eine große Erleichterung gewesen und habe der Mannschaft noch mehr Selbstvertrauen gegeben. Große Teile des Teams spielen seit Jahren zusammen und haben seitdem auch die Bestätigung, dass sie nicht nur schön, sondern in den entscheidenden Momenten auch erfolgreich spielen können.

Simone Fontecchio (rechts) und Ben Lammers (links) könnten ihren ersten Titel in Deutschland gewinnen.
Simone Fontecchio (rechts) und Ben Lammers (links) könnten ihren ersten Titel in Deutschland gewinnen.

© imago images/Matthias Koch

Vier der sechs Zugänge des vergangenen Sommers haben in ihrer Karriere ebenfalls schon Titel gewonnen. Jayson Granger ist 2020 mit Baskonia Spanischer Meister geworden und hat in fast zehn Jahren in der Euroleague ohnehin alles erlebt. An Maodo Lo im Bayern-Trikot erinnern sich die Berliner ebenso ungern wie an Louis Olinde in Diensten von Bamberg – beide hatten Alba 2019 schmerzhafte Niederlagen in nationalen Endspielen beigebracht. Und Fontecchio weiß aus Mailand, was es bedeutet, in einem Siegerteam zu spielen.

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Anders sieht es beim erst im Februar verpflichteten Christ Koumadje und bei Ben Lammers aus. Die Center warten noch auf die ersten Titel ihrer noch jungen Profikarrieren. „Das ist eine sehr große Chance“, sagt Lammers – für das Team, aber auch für ihn selbst. „Die Aussicht, hier Titel zu gewinnen, war nicht das entscheidende Kriterium für meinen Wechsel zu Alba. Aber natürlich willst du gerne in einem Gewinnerteam spielen.“

Der 25 Jahre alte US-Amerikaner war bis zum vergangenen Sommer in Bilbao aktiv, erst in der zweiten Liga, dann in der ACB. Dort entwickelte er sich zu einem der besten Shot-Blocker. Bei Alba hat er seinen Wurf verbessert und sich an den irrsinnigen Spielrhythmus eines Euroleague-Teams gewöhnt. „Das war eine riesige Umstellung für mich“, sagt Lammers. „Aber wenn es wie jetzt um einen Titel geht, findest du genug Extra-Energie.“ Auch ohne enthusiastische Zuschauer.

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