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Der kroatische Mittelfeldspieler Luka Modric von Real Madrid.

© Adrian Dennis/AFP

FIFA-Weltfußballer 2018: Luka Modric: Bester Fußballer des Jahres – Lennart Thy gewinnt Fairplay-Preis

Der Belgier Thibaut Courtois wurde als bester Torwart geehrt. Das schönste Tor des Jahres schoss nach Meinung der FIFA der Ägypter Mo Salah.

Der kroatische Vize-Weltmeister Luka Modric ist Weltfußballer des Jahres. Der Profi von Real Madrid setzte sich bei der Gala des Fußball-Weltverbands FIFA am Montag in London gegen den nicht anwesenden Portugiesen Cristiano Ronaldo und den Ägypter Mohamed Salah durch.

Damit hat Modric als großer Triumphator des WM-Jahres eine Weltfußballer-Ära beendet: Nach je fünf Titeln für Cristiano Ronaldo und Lionel Messi wurde der kroatische Vize-Weltmeister als erster anderer Star seit 2007 mit der begehrtesten Einzelauszeichnung seiner Sportart geehrt. Der 33-Jährige von Real Madrid war zuvor schon zum besten Spieler der WM und zu Europas Fußballer des Jahres gekürt worden. „Das war eine unglaubliche Saison, die beste Saison in meinem Leben. Ich bin sehr stolz. Ich werde mich mein ganzes Leben daran erinnern“, sagte Modric im FIFA-Interview vor der Entscheidung auf dem grünen Teppich.

Seine WM-Künste übertrafen die 15 Champions-League-Treffer von Ronaldo beim gemeinsamen dritten Königsklassen-Triumph in Serie. Messi, der den Titel in den vergangenen zehn Jahren mit Ronaldo unter sich ausgemacht hatte, schaffte es erstmals seit 2006 nicht in die Top 3. Ein deutscher Spieler war nicht in den Top 10 nach dem Debakel bei der Weltmeisterschaft, die auch Ronaldo und Messi nicht wie gewünscht prägen konnten.

In vier der vergangenen fünf Jahre war Glamour-Fußballer Ronaldo mit der prestigeträchtigen Weltfußballer-Trophäe bedacht worden. Dreieinhalb Wochen nach seiner Niederlage bei der Wahl von Europas Besten hätte Ronaldo auch in der Royal Festival Hall vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw und Nationalteammanager Oliver Bierhoff wieder nur Modric gratulieren können. Da blieb er der Ehrung seines langjährigen Mitspielers wie schon in Monaco fern. Aus terminlichen Gründen, wie sein neuer Club Juventus Turin verlauten ließ.

Nicht der Königsklassen-Supertorjäger Ronaldo oder der Premier-League-Torschützenkönig Salah vom FC Liverpool, der für das schönste Saisontor ausgezeichnet wurde, stehen an der Spitze der Einzelkönner im Weltfußball, sondern ein Mittelfeldstratege. „Modric lenkt das Spiel. Wenn er eine Entscheidung fällt, ist es die richtige Entscheidung“, rühmte der Weltfußballer von 1992, der Niederländer Marco van Basten. „Seele und Herz“ einer Mannschaft seien Spieler wie Modric, urteilte der frühere brasilianische Weltmeistercoach Carlos Alberto Parreira. Für Bayern-Coach Niko Kovac ist die Ehrung des Landsmannes einfach „fantastisch“.

Mit 31 und 33 Jahren ist die Zeit von Messi und Ronaldo noch nicht vorbei. Aber der Londoner Abend deutete an, dass eine neue Zeitrechnung beginnen könnte. Dann aber wohl auch ohne den ebenfalls schon 33-jährigen Modric. Modric, dreimal nacheinander und insgesamt viermal Champions-League-Gewinner mit Real, hatte die Kroaten bei ihrem furiosen WM-Auftritt ins Endspiel geführt. Frankreich um den 19-Jährigen Kylian Mbappé, ein Kandidat für künftige Weltfußballer-Meriten, war dann beim 2:4 im Finale eine Nummer zu groß.

Maroszan verpasst Überraschung

Die deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan hat bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres eine Überraschung verpasst. Bei der FIFA-Gala siegte die Brasilianerin Marta. Als dritte Spielerin hatte es Marozsans Vereinskollegin Ada Hegerberg (Norwegen) in die Top 3 geschafft. Marozsan und Hegerberg hatten im Sommer die französische Meisterschaft und die Champions League gewonnen. Letzte deutsche Siegerin war Nadine Keßler vom VfL Wolfsburg im Jahr 2014. Die 32-Jährige Marta von Orlando Pride hatte von 2006 bis 2010 fünfmal nacheinander gewonnen.

In der FIFA-Weltauswahl des Jahres stehen drei französische, aber kein deutscher Fußballer. Bei der FIFA-Gala wurden unter anderen die französischen Weltmeister Raphael Varane, N'Golo Kanté und Kylian Mbappé in das Starensemble berufen. Champions-League-Sieger Real Madrid stellte in Varane, Sergio Ramos, Marcelo, Luka Modric und dem mittlerweile für Juventus Turin spielenden Cristiano Ronaldo fünf Teamkollegen von Toni Kroos, der im Gegensatz zum Vorjahr nicht für das Mittelfeld ausgewählt wurde.

Mats Hummels, Joshua Kimmich und Marc-André ter Stegen aus dem Kreis von 55 nominierten Akteuren schafften ebenfalls nicht den Sprung in die beste Elf. Die FIFA-Elf des Jahres: David de Gea - Dani Alves, Raphael Varane, Sergio Ramos, Marcelo - Luka Modric, N'Golo Kante, Eden Hazard - Lionel Messi, Kylian Mbappé, Cristiano Ronaldo.

Der Belgier Thibaut Courtois ist vom Fußball-Weltverband FIFA als bester Torhüter des Jahres ausgezeichnet worden. Der 26-Jährige, der in diesem Jahr vom FC Chelsea zu Real Madrid gewechselt war, wird damit Nachfolger vom Italiener Gianluigi Buffon. Dieser hatte die Auszeichnung im vergangenen Jahr bei ihrer erstmaligen Verleihung gewonnen. Die drei herausragenden Torhüter wurden von einer Jury aus FIFA-Legenden aufgrund ihrer Leistungen im Zeitraum vom 3. Juli 2017 bis 15. Juli 2018 ausgewählt. Neben dem Belgier waren der Franzose Hugo Lloris und der Däne Kasper Schmeichel nominiert.

Welttrainer des Jahres: Didier Deschamps

Welttrainer des Jahre wurde Didier Deschamps. Der 49-Jährige, der im Sommer mit Frankreich den WM-Titel gewonnen hatte, setzte sich bei der FIFA-Gala am Montag in London gegen den kroatischen Nationaltrainer Zlatko Dalic und den Franzosen Zinédine Zidane durch. Dalic wurde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland mit seiner Auswahl Zweiter hinter den Franzosen. Zidane gewann mit Real Madrid zum dritten Mal nacheinander die Champions League.

Als bester Trainer einer Frauen-Auswahl wurde Reynald Pedros - ein weiterer Franzose - ausgezeichnet. Er hatte mit Olympique Lyon sowohl den nationalen Titel als auch die Champions League gewonnen.

Mohamed Salah vom FC Liverpool wurde mit dem „Puskas Award“ für das schönste Tor der Saison ausgezeichnet. Der 26 Jahre alte Ägypter erhielt den Preis für seinen Treffer beim 1:1 gegen den FC Everton im Dezember 2017. Salah wurde in der vergangenen Saison Torschützenkönig in der Premier League. Zu den zehn ausgewählten Traumtoren zählte auch der WM-Treffer von Benjamin Pavard. Der Verteidiger vom VfB Stuttgart hatte bei Frankreichs Achtelfinal-Erfolg gegen Argentinien getroffen.

Fairplay-Preis für Deutschen Lennart Thy

Der deutsche Stürmer Lennart Thy wurde mit dem FIFA Fairplay-Preis des Jahres ausgezeichnet. Der 26-Jährige, der im deutschen Profifußball für den FC St. Pauli und Werder Bremen spielte, wurde für seinen Einsatz als Stammzellenspender geehrt. „Es ist für mich eine große Ehre hier zu sein“, sagte Thy.

Der frühere U17-Europameister half einem Leukämiepatienten. Bei dem an Blutkrebs erkrankten Patienten und dem Stürmer, der zu diesem Zeitpunkt als Leihgabe von Werder bei Venlo spielte, war eine seltene Übereinstimmung ihrer DNA festgestellt worden. Thy hatte sich sieben Jahre zuvor als Stammzellenspender registrieren lassen.

Als er um Hilfe gebeten wurde, zögerte er nicht und verzichtete auf einen Liga-Einsatz für Venlo. „Es war eine Selbstverständlichkeit für mich, zu helfen. Das Beste ist, dass sich viele Menschen als mögliche Spender haben registrieren lassen“, sagte er. Thy spielt mittlerweile beim türkischen Erstligisten Büyüksehir Belediye Erzurumspor. (dpa)

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