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Der FC Bayern München hat ein großartiges Spiel gemacht, meint unser Autor in seinem Kommentar.

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FC Bayern gegen Manchester United: Die Bayern haben sich im Old Trafford nicht beeindrucken lassen

Das 1:1 im Champions-League-Duell zwischen Bayern und Manchester lässt sich auf zwei Arten interpretieren, meint unser Autor. Nämlich: Die Bayern haben ein großartiges Spiel gemacht, aber auch ziemlich schlecht abgeschnitten auf der Insel. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Der FC Bayern München hat ein großartiges Spiel gemacht. Sich nicht beeindrucken lassen von der speziellen Stimmung in Old Trafford, dem berühmtesten aller Fußballstadien, wo schon ganz andere Erfolgsgeschichten geschrieben wurden als diese, die Manchester United jetzt in der Champions League plant, zur Rettung einer ansonsten missratenen Saison. Niemand hat die Nerven verloren nach Uniteds Führungstor. Erst recht nicht der Mann auf der Bank, er hatte natürlich auch für diese Herausforderung einen Plan. Müller raus, Mandzukic rein.2 Vier Minuten später inszeniert der kroatische Torjäger ganz uneigennützig das Ausgleichstor, das den Bayern für das Rückspiel in einer Woche alle Chancen eröffnet, ja den Einzug ins Halbfinale beinahe zwingend nahelegt. Das ist eine Möglichkeit, das 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Manchester United und Bayern München zu betrachten.

Die andere fällt weniger berauschend aus, jedenfalls aus Münchner Sicht. Zweimal haben die Bayern es in dieser Saison auf der europäischen Bühne mit englischen Klubs zu tun bekommen. Beide Male haben sie zuerst auf der Insel gespielt – und dabei nie so schlecht abgeschnitten wie am Dienstag in Old Trafford. In der Vorrunde gab es einen 3:2-Sieg bei Manchester City, im Achtelfinale ein 2:0 beim FC Arsenal. Auch auf diesen Auftritten fußte die Ehrfurcht der englischen Fans, es werde wohl ein böses Ende nehmen mit dem in der Liga kriselnden United. Da war die Angst vor einem "german monster", das da auf Jahre hinaus unbesiegbar sein und dem Fußball vieles nehmen würde von dem, was ihn so populär macht: die stete Ungewissheit, wie es am Ende ausgeht.

So weit ist es nicht gekommen. Mag sein, dass United am Dienstag am Limit gespielt hat und mit einer Taktik, die nicht einmal entfernt an den Glanz vergangener Tage erinnerte. Aber United hat Leidenschaft ins Spiel gebracht und mit ihr die Hoffnung am Leben gehalten, es könne doch noch etwas werden gegen den alten Lieblingsfeind. So wie 1999 im Finale von Barcelona, als die Münchner bis zur Schlussminute 1:0 in Führung lagen und dann noch zwei Tore in der Nachspielzeit kassierten.

Bayern boten bei den deutsch-englischen Duellen auf der Insel wenig Berauschendes

Dieser Sekundentod von Camp Nou ist prägt bis heute die Mythologie beider Klubs. Und was die aktuelle Situation betrifft: Es stimmt die Engländer durchaus hoffnungsfroh, dass die Bayern bei den deutsch-englischen Duellen in dieser Saison ihren furiosen Darbietungen auf der Insel daheim wenig Berauschendes boten. Beim 2:3 gegen Manchester City hätten sie beinahe noch den Gruppensieg verdaddelt, gegen Arsenal reichte es nur zu einem 1:1. Dieses Ergebnis würde United am kommenden Mittwoch in die Verlängerung und spätestens seit 1999 in Barcelona weiß man in München, wozu dieser Gegner in ein paar zusätzlichen Minuten in der Lage ist. Damals fehlt den Bayern in der entscheidenden Phase die Leitfigur Lothar Matthäus. 15 Jahre später müssen sie im Rückspiel auf ihre Anführer Bastian Schweinsteiger und Javier Martínez verzichten.

Am Dienstagabend ist der Fußball wieder ein bisschen spannender geworden. Das ist keine Nachricht, wie sie sich diese in München gewünscht haben. Aber es ist eine, von der der Fußball profitiert und am Ende auch der FC Bayern. Siege verlieren ihren Reiz, wenn sie allzu leicht und vorhersehbar werden.

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