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Schritt zurück. Jürgen Klinsmann konnte nicht zufrieden sein mit dem Bayern-Spiel.

© Reuters

FC Bayern eine Nummer zu groß: Hertha BSC muss sich voll auf den Abstiegskampf konzentrieren

Die Mannschaft von Hertha BSC ist nach dem mutlosen Auftritt gegen den FC Bayern dort, wo sie bereits war, bevor Jürgen Klinsmann kam. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Jürgen Klinsmann kann nicht aus seiner Haut. Selbst eine deutliche 0:4-Heimniederlage gegen den FC Bayern konnte den 55-Jährigen in seinen Grundüberzeugungen nicht erschüttern. Na und, was soll’s.

Klar, am Ende sehe es ein bisschen blöd aus mit den „vier Dingern“, wie der Trainer von Hertha BSC sagte, aber die Bayern spielen halt um die Deutsche Meisterschaft mit – und Hertha eben erst in drei bis fünf Jahren.

So sieht es der Plan bzw. das Ziel von Klinsmann aus. Doch wo bitte ist der Plan für den – wenn auch kaum vorstellbaren – Fall, wenn es zuvor noch mal kurz in die andere Richtung geht, nämlich in die nach unten? Nach der Klatsche ist Hertha erst einmal wieder durchgesackt in der Tabelle und in etwa da, wo der Klub vor Klinsmann war – im Abstiegskampf.

Oder ganz banal auf Herthas Spiel vom Sonntag gemünzt: Wo war der Plan B? Also der, wenn die Mauertaktik nicht aufgeht und die Bayern ein Tor schießen? Letzteres soll ja schon mal vorkommen.

Hertha BSC konnte nicht mehr, als zu mauern

Vielleicht war es ja auch gar nicht der Matchplan. Vielleicht hatte Hertha auch mehr vor als nur zu mauern. Nur war davon eben nicht viel zu sehen. Dabei hatten die Bayern gerade in der ersten Halbzeit so ihre Probleme, waren längt nicht so sattelfest wie nach ihrer Führung, nach der sie dann aufdrehten und Hertha förmlich überrollten.

Mir fehlt absolut die Vorstellungskraft, wie Hertha gegen die kommenden, schwächeren Gegner Offensivfußball spielen will. Stellt man sich gegen Mainz, Paderborn und Düsseldorf dann auch hinten rein und vorne hilft der liebe Gott?

schreibt NutzerIn egal69

Und: War Hertha in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade deswegen zu einer Art Angstgegner der Bayern geworden (6 Spiele, je ein Sieg und Niederlage), weil die Berliner sich dem Favoriten aus München so mutig entgegenstellten und ihn frech attackierten? Dieses 0:4 wird Klinsmann nicht erschüttern. Aber was macht es mit den Spielern, mit der Mannschaft? Sie hatte sich mit ordentlichen Leistungen gerade etwas Luft verschafft und Zutrauen in Klinsmanns Arbeit gefunden.

Richtig ist, dass man gegen die Bayern auch mal verlieren darf. Hertha muss gegen jene Mannschaften punkten, die unten mit drinstehen, oder wenig drüber. In dieser Spielzeit wird Hertha darum spielen, den Abstieg zu verhindern. Nicht weniger als das, aber auch nicht mehr. Dazu gehört aber auch, diese Aufgaben seriös und mutig anzugehen. Grenzenlose Unerschütterlichkeit kann dabei helfen, muss sie aber nicht.

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