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Nicht von Pappe. In Ungarn dürfen bald wieder Fans in die Stadien. Wenn auch nur mit Abstand.

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Fans in ungarischen Fußball-Stadien wieder erlaubt: Auch der Sport hat eine Rückkehr zur Normalität verdient

Was hat die Coronavirus-Krise mit dem Sport gemacht? Und was mit denen, die ihn lieben? Wird bald wieder alles wie es war? Ist das überhaupt gut? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

In Ungarn liegt neuerdings das Paradies für Fußball-Fans. Ab sofort sind in den dortigen Stadien wieder Zuschauer erlaubt. Der eine oder andere Groundhopper auch aus Deutschland dürfte angesichts dieser Meldung schon die Einreisebestimmungen für Budapest oder Szekesfehervar studieren.

Vielleicht kommt ein Besuch der dortigen Arenen ja schon bald in Frage. Dass wegen des verfügten Mindestabstands zwischen zwei Besuchern von 1,50 Meter erst einmal nur jeder vierte Platz besetzt werden darf, sollte jedenfalls kein Problem darstellen. Schon vor der Coronavirus-Pandemie war Fußball in Ungarn kein Renner, die Tribünen in den Stadien blieben überwiegend frei.

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In der Bundesliga ist das mit dem Zuschauerzuspruch in normalen Zeiten bekanntlich ganz anders, weshalb das ungarische Modell nur bedingt zur Nachahmung taugen dürfte. Gut, bei Hertha ließe sich im großen Olympiastadion bei einem Spiel gegen Hoffenheim sicherlich noch etwas machen, bei Union hingegen wären künftig dann gerade mal 5000 Menschen in der Alten Försterei zugelassen.

Das wäre aber erst einmal besser als nichts, wobei An- und Abreise unter den speziellen Bestimmungen des Infektionsschutzes hier noch einmal gesondert betrachtet werden müssten.

Über allem steht ohnehin die Frage nach dem „Wann?“. Wird es in absehbarer Zeit noch einmal so wie vor dem Virus? Profisport ohne Zuschauer schien vor ein paar Monaten noch schwer vorstellbar, inzwischen ist es paradoxerweise genau umgekehrt. Mit vielen Menschen im Stadion, an der Strecke oder gar in einer Halle? Derzeit undenkbar.

Dabei lebt das Sportbusiness davon, dass möglichst viele daran teilhaben. Ohne Fans keine Zukunft. Das gilt auch für den Fußball, der sich mit seinen Geisterspielen von seiner treuen Anhängerschaft nur noch weiter entfernt hat.

Ob sich nach der Krise Dinge ändern? Das liegt auch an den Sportfans selbst

Meldungen wie die aus Ungarn sind deshalb ein Hoffnungsschimmer. Seht her, es geht wieder was. Und auch wenn sich in den vergangenen Monaten bei manchen die Erkenntnis durchgesetzt haben dürfte, dass es sich auch ohne Live-Sport ganz gut leben lässt, so wäre die vorsichtige Rückkehr zu alten Gewohnheiten doch nur ein Schritt hin zur Normalität.

Ob nach überstandener Krise alles besser wird – im Fußball oder anderswo – darüber lässt sich trefflich diskutieren. In Frage gestellt werden sollten dabei aber nicht ausschließlich die Verbände oder Vereine, die schon qua Satzung dazu verpflichtet sind, den Betrieb wieder zum Laufen zu bringen. Mindestens ebenso wichtig ist das eigene Handeln und Rezeptionsverhalten. Nur dann kann sich der Leitungssport womöglich erneuern.

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