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Als das Schweigen vorbei war. Ab Mitte des ersten Drittels jubelten die Fans der Eisbären dann doch am Donnerstag.

© Sophia Kembowski/dpa

Fan-Proteste wegen der Eishockeyspiele am Donnerstag: Emotional im Recht, wirtschaftlich nicht

Wenn Fans schweigen und Einlaufkinder streiken: Ein Kommentar zu den Protesten der Eishockeyfans gegen die wegen der Telekom-Übertragungen verlegten Spieltage am Donnerstag.

An sich war der Donnerstag ein Feiertag bei den Eisbären. Durch ein 3:1 gegen die Schwenninger Wild Wings stürmten die in dieser Saison bisher so stark spielenden Berliner auf den ersten Tabellenplatz. Doch der Sturm an die Spitze wurde von den Rängen mit Tristesse begleitet. Ein halbes Drittel lang schwiegen die Fans in der Kurve, vor dem Spiel gab es keine sogenannten Einlaufkinder, „weil morgen Schultag ist“, wie der Stadionsprecher sagte und auf einem der vielen Fan-Transparente im Stadion stand geschrieben: „Für fangerechte Bullyzeiten – gegen die Spieltagszerstückelung“. Jetzt hat es nach dem Fußball die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) also auch erwischt, weil ein Anbieter alle Spiele der Liga live im Internet oder auch im TV zeigt. Der verteilt die Spiele, um mehr Zuschauer zu bekommen.
Das ist legitim aus der Sicht des Produzenten der bewegten Bilder. Denn er zahlt dafür – genauso wie die Zuschauer im Stadion. Dass die an einem Donnerstag nicht so zahlreich in die Hallen kommen als an einem Freitag, liegt in der Natur der Sache – gerade bei den Eisbären, die viele Anhänger im Umland haben. Am Donnerstag waren gegen Schwenningen nur knapp 9000 Zuschauer da.

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75 Fanklubs aus der Liga haben an die DEL einen offenen Brief verfasst: Der Protest ist gutes Fanrecht, aber sind die Fans im Recht? Aus kapitalistischer Sicht sind sie es nicht, aus emotionaler Sicht dagegen schon. An sich kann die Sportart Eishockey froh sein, dass nun alle Spiele live gezeigt werden. Das ist ein Quantensprung. Dass der Anbieter damit Quote machen will, ist völlig nachvollziehbar. Und: Bei 14 Klubs ist ein Donnerstagsspieltag alle zwei Monate durchaus mal zu verkraften. Aber: Die Telekom-Übertragungen sind – anders als die im freien Sportfernsehen empfangbaren – ein Nischenprogramm einer Sportart, die hierzulande nicht aus ihrer – zugegeben großen – Nische herauskommt. Wer außer den Eishockey-Freaks schaut schon zu im Netz? Aus Zufall zappt niemand rein. Lohnt es sich da wirklich, den Spieltag zu zerteilen? Die Fans sind mit das größte Kapital der Klubs. Also sollte die Liga auf sie zugehen, denn der Dialog ist das Wichtigste in dieser Situation. Und immer daran denken: Dienstagsspiele gab es auch schon immer (auch ohne Einlaufkinder).

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