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Marcelo dos Santos Paraiba, 40, genannt Marcelinho, steht derzeit beim brasilianischen Zweitligisten Joinville EC unter Vertrag. Der Brasilianer war zwischen 2001 bis 2006 Publikumsliebling bei Hertha BSC und erzielte in 165 Spielen 65 Tore für die Berliner. Nach einem Intermezzo bei Trabzonspor wechselte er 2007 zum VfL Wolfsburg, für den ihm in 50 Bundesligaspielen zwölf Tore gelangen. 2001 lief er fünfmal für die brasilianische Nationalmannschaft auf und schoss dabei ein Tor. Foto: Imago/Fotoarena

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Ex-Star von Hertha BSC: Marcelinho: „Dieter Hoeneß war wie ein Vater für mich“

Der Brasilianer Marcelinho war einer der ganz Großen bei Hertha BSC. Im Interview spricht er über alte Zeiten - und darüber, was er heute macht.

Marcelinho, vor zehn Jahren waren Sie der König von Berlin.

Gute Zeit. Die guten Erinnerungen, die ich habe, die habe ich auf dem Platz gewonnen. Ich habe gut gespielt und viele Tore für die Hertha gemacht. Und ich habe auch Sehnsucht. Nach der Kultur, der Art und Weise, wie die Deutschen leben. Ich war dort sehr gerne auf dem Ku’damm unterwegs.

Gibt es eine Möglichkeit, dass Sie nach Deutschland zurückkehren?

Es hat keine Gelegenheit mehr gegeben, dorthin zurückzukehren, seit ich nach Brasilien zurückgekommen bin. Seit 2008 war ich also nicht mehr in Deutschland. Ich habe vor, wieder nach Deutschland zu reisen. Ich habe vor, nach Berlin zu gehen, auch Wolfsburg zu besuchen. Zehn Tage dort zu bleiben.

Werden Sie zur Arbeit oder zum Vergnügen dort sein?

Zum Vergnügen, aber ich möchte auch zu Hertha gehen und Wolfsburg besuchen, weil ich daran denke, als Berater weiterzuarbeiten, wenn ich aufgehört habe zu spielen. Also möchte ich dort gerne über einige Spieler sprechen.

Wie lange haben Sie denn noch vor, zu spielen?

Zwei Jahre. Ich weiß noch nicht genau, vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger. Ich habe vor, maximal noch zwei Jahre zu spielen.

Sie sind inzwischen 40. Wie ist denn Ihre körperliche Verfassung?

Meine Verfassung ist sehr gut. Ich spiele immer Minimum 60 Minuten pro Spiel, mir geht's gut, deshalb denke ich auch, dass es reicht, um noch etwas mehr zu spielen.

Was machen Sie, um Ihren guten Zustand zu bewahren?

Mich ausruhen, gut ernähren und ich trainiere sehr gern. Ich trainiere sehr hart, und jetzt passe ich besser auf mich auf, außerhalb des Platzes.

Sind Sie hier ruhiger als in Berlin?

Ja, als ich jünger war, habe ich einige Sachen gemacht, zu denen ich heute nicht mehr den Mut hätte. Und das Alter kommt. Wenn man älter wird, lernt man. Ich verbringe mehr Zeit zu Hause, bin ruhiger, mich beschäftigt nur, zu trainieren und nach Hause zu gehen.

Bereuen Sie auch einige Dinge außerhalb des Platzes, die Sie gemacht haben in jener Zeit, als sie jung waren?

Ja, einige Sachen ja. Manchmal, wenn man jung ist, macht man einige Sachen, ohne nachzudenken und danach behindern die Konsequenzen die Karriere. Und ich habe einige Sachen gemacht, bei denen ich denke, wenn ich in die Zeit zurückkehren könnte, würde ich sie nicht wieder machen.

Zum Beispiel?

Bei Hertha bin ich einige Male zu spät aus dem Urlaub in Brasilien gekommen, wenn das Training schon wieder angefangen hatte, vier, fünf, zehn Tage zu spät. Das würde ich heute nicht mehr machen.

Das hat Ihre Karriere verändert. Aber offensichtlich hat sich auch Ihr Kopf verändert.

Ja, ziemlich, man muss etwas mehr Verantwortung haben. Und vielleicht haben mich diese Sachen, die ich außerhalb des Platzes gemacht habe, etwas behindert, auch in der Nationalmannschaft, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen.

Wie sehen Sie Ihre Rolle bei Ihrem Klub EC Joinville heute, mit dem Sie im vergangenen Jahr abgestiegen sind?

Ich kämpfe sehr dafür, dabei zu helfen, dass meine Mitspieler und die Mannschaft sich verbessern. Ich versuche in jedem Spiel besser zu werden, die Tore zu machen, die die Mannschaft braucht und vor allem die jungen Spieler anzuleiten, damit sie keine Angst haben, Mut und mehr Willen auf dem Platz zu zeigen.

In Berlin hat Dieter Hoeneß versucht, Sie außerhalb des Platzes anzuleiten und vor größeren Schäden in der Außenwirkung zu bewahren.

Ich vermisse ihn auch. Er war sehr wichtig für mich. Eine sehr harte, standfeste Person, aber er hat mir sehr geholfen, er hat mich mit sehr viel Zuneigung behandelt. Ich kann ihm nur danken. In der Zeit, in der ich bei Hertha BSC war, war er wie ein Vater für mich.

Er konnte Sie auch nicht bei allem beschützen aber...

... bis dahin, wo es ging, hat er mich sehr gut beschützt.

Wollen Sie bei Joinville aufhören?

Wenn die Verantwortlichen wollen, dass ich bleibe, spiele ich in der Zweiten Liga und helfe mit, dass wir wieder aufsteigen. Das hängt nicht nur von mir ab, aber der Klub hat sehr gute Strukturen und zahlt pünktlich. Mir gefällt, der Rhythmus, die Arbeit. Die Mentalität ist ähnlich wie in Deutschland, deshalb gefällt es mir hier auch.

Martina Farmbauer

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