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Im November 2011 reisten 12.000 Frankfurter Anhänger nach Bordeaux. Ein paar Hundert randalierten - auch das dürfte für das Aufenthaltsverbot verantwortlich sein.

© Foto: Caroline Blumberg/EPA/dpa

Europa League in Marseille: Das Aufenthaltsverbot für Eintracht-Fans ist nachvollziehbar

Die Präfektur von Marseille lässt Eintracht-Fans nicht in die Stadt. Das ist hart - aber verständlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Für jeden Fußballfan aus Leidenschaft liest sich die Nachricht unbarmherzig: Vor dem Europa-League-Auftaktspiel von Eintracht Frankfurt in Marseille hat die zuständige Präfektur ein Aufenthaltsverbot für Fans des hessischen Klubs im gesamten Stadtgebiet erlassen. Am Donnerstag dürfen demnach von 8 Uhr bis 24 Uhr keine Eintracht-Fans in die südfranzösische Metropole kommen. Bei Verstoß drohen Geldstrafen, ja sogar Haftstrafen.
Es ist ohne Frage ein Eingriff in die Freiheit des Einzelnen, zudem in einem Land, dessen Präsident Emmanuel Macron Europa wieder stark machen will. Man stelle Eintracht-Anhänger durch den Beschluss unter Generalverdacht, sagte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann. Und man mag ihm kaum widersprechen.

Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille und vielleicht sollte man Hellmann daran erinnern. So spielte Eintracht Frankfurt vor knapp fünf Jahren in Bordeaux. Viele der 12.000 Eintracht-Fans trugen damals orange in Anlehnung an Kubricks „Clockwork Orange“, ein Film über eine marodierende Gang. Etwa 300 Frankfurter Chaoten benahmen sich dann auch dementsprechend und randalierten im und um das Stadion. Zu 70.000 Euro Strafe wurde der Klub daraufhin verdonnert. Überhaupt haben die deutschen Fans, euphemistisch formuliert, nicht den besten Leumund in Frankreich. Der französische Gendarm Daniel Nivel wurde bei der Weltmeisterschaft 1998 in Lens von deutschen Hooligans fast umgebracht.

Das alles ist lange her und sicher wollten die meisten der Frankfurter Anhänger in friedlicher Absicht dieser Tage nach Marseille reisen. Dass sie dies nun nicht dürfen, scheint aber ohnehin verschmerzbar. Schließlich findet das Spiel vor fast leeren Rängen statt, weil sich die Anhänger von Olympique Marseille in jüngster Vergangenheit oft ziemlich daneben benommen haben. Von daher: Ein paar Chaoten haben den Fans das Spiel geklaut – und nicht die Stadtverwaltung.

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