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Luke Sikma und Niels Giffey erkämpfen unter den Augen von Nihad Djedovic (oben) den Ball gegen Vladimir Lucic (rechts).

© Andreas Gora/dpa

Essen, trinken, Eisbad: Erholung ist der Schlüssel zwischen Alba Berlin und Bayern München

Nach dem Ausgleich der Bayern in den Finals um die deutsche Meisterschaft geht es am Samstag in München weiter. Für Alba besteht noch kein Grund zur Panik.

Als die Spieler von Alba Berlin nach der 66:76-Niederlage im zweiten Spiel gegen Bayern München am späten Donnerstagabend in die Kabine schlichen, waren bei ihnen außer Frust keine Gefühlsregungen auszumachen. So war auch bei einer Aussage von Johannes Thiemann nicht eindeutig zu erkennen, ob Albas Center das nun wirklich so meinte oder sich in Galgenhumor flüchtete. „Das ist ein Tag mehr Pause als beim letzten Mal, dann sind wir wieder frisch“, sagte Thiemann mit Blick auf das dritte von maximal fünf Spielen am Samstag (15 Uhr, Magentasport).

Nach zwei Aufeinandertreffen in Berlin am Mittwoch und Donnerstag wechselt die Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft nun nach München. Der Zwischenstand von 1:1 bedeutet: Alba muss auf jeden Fall ein Spiel in fremder Halle gewinnen, um noch Chancen auf die Titelverteidigung zu haben. Am Freitag war für beide Mannschaften Reisetag. Die Berliner machten sich am Mittag mit dem Zug auf den Weg in die bayrische Landeshauptstadt, der Gegner flog wenig später mit einer Chartermaschine in die Heimat.

Nicht einmal 42 Stunden liegen zwischen dem Ende von Spiel zwei und dem Beginn des dritten Duells. In normalen Zeiten würden die Profis unter solch einer Taktung gehörig ächzen, in der diesjährigen Finalserie muss das schon als Erholungspause gelten. „Man kann essen, man kann Magnesium trinken, man kann Massagen machen, Eisbad. Das war’s“, sagte Bayerns Nihad Djedovic der dpa zur Vorbereitung auf Samstag.

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Der ehemalige Alba-Profi ist in diesen Tagen der einzige Aktive, der den Modus mit bis zu fünf Spielen in sieben Tagen deutlich kritisiert. „Jemand sollte uns fragen, ob es gut für die Spieler ist, nach 24 Stunden wieder ein Spiel zu spielen und nach nicht mal 48 Stunden wieder“, sagte er. „Ich weiß, dass wir die einzige Liga in Europa sind, die so spielt. Anscheinend sind wir Versuchskaninchen.“

Bei Alba wollten sie über die hohe Belastung gar nicht groß reden. Natürlich wäre es einfach gewesen, die zwei entscheidenden Schwächephasen zu Beginn und gegen Ende des Spiels auf die äußeren Umstände und die Müdigkeit zu schieben, aber das vermieden die Berliner ganz bewusst. Das Motto war deutlich zu erkennen und aus sportpsychologischer Sicht sehr sinnvoll: kurz schütteln, keine weiteren Energien verschwenden und sofort nach vorne blicken.

Die Enttäuschung war dennoch groß – vor allem aufgrund der letztlich vergeblichen Aufholjagd im zweiten und dritten Viertel, die aus 19 Punkten Rückstand vier Punkte Vorsprung machte. Kurzzeitig wankte München und es sah so aus, als könne Alba mit dem 2:0 einen großen Schritt auf dem Weg zum Titel machen. Doch wie schon so oft in der jüngeren Vergangenheit – und im Pokalfinale vor knapp vier Wochen – waren die Bayern am Ende trotz ihrer kleinen Rotation von nur acht Spielern abgezockter. Das galt vor allem für Vladimir Lucic, der das Duell mit 26 Punkten und vielen wichtigen Aktionen entschied. „Das ist ein enormer Unterschied ob es 0:2 oder 1:1 steht“, sagte der Serbe, als er erschöpft und barfuß vor den Fernsehkameras stand.

Das Finale im Überblick (Ergebnisse aus Berliner Sicht)

  • Spiel eins: Mittwoch, 20.30 Uhr, in Berlin - 89:86
  • Spiel zwei: Donnerstag, 20.30 Uhr, in Berlin - 66:76
  • Spiel drei: Samstag, 15 Uhr, in München
  • Spiel vier: Sonntag, 15 Uhr, in München
  • Spiel fünf (wenn nötig): Dienstag, 19 Uhr, in Berlin

Das Momentum spricht jetzt für die Münchner, die das Finale mit zwei Heimsiegen entscheiden können. Unterstützt werden sie in der Rudi-Sedlmayer-Halle erstmals seit März 2020 von Zuschauern, je 1300 Dauerkarteninhaber dürfen am Samstag und Sonntag dabei sein. Gerade aufgrund der großen Erschöpfung kann das Publikum noch wichtiger werden als ohnehin schon.

Auch wenn die Bayern nun einen kleinen Vorteil haben, besteht für Alba kein Grund zur Panik. Spiele zwischen den beiden deutschen Euroleague-Teilnehmern sind immer schwer zu prognostizieren, in diesem Modus gilt das umso mehr. „Das ist für uns alle neu. In nicht mal 48 Stunden wartet eine neue Schlacht“, sagte Münchens Trainer Andrea Trinchieri. Und Albas Manager Marco Baldi wählte ähnlich martialische Worte. „Es wird keine Erholung mehr geben, diese Serie ist eine Mörderserie.“

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Taktisch und spielerisch können beide Coaches nicht sonderlich viel tun. An richtiges Training ist nicht zu denken, große Überraschungen wird es nicht geben. „Wir haben in dieser Saison schon so oft gegeneinander gespielt und in den letzten Jahren auch, da weiß man schon, was der Gegner macht“, sagte Thiemann. Der Fokus liegt zwangsläufig auf der Energie. Im ersten Spiel startete Alba besser und wirkte insgesamt wacher. Am Donnerstag zeigte München eine Reaktion und brachte die Berliner Offensive phasenweise zur Verzweiflung. Die Aufholjagd kostete Alba dann so viel Kraft, dass am Ende „nicht mehr viel Benzin im Tank war“, wie Luke Sikma feststellte.

Am Samstag wollen die Berliner von Anfang an voll da sein, damit sie solch einen Kraftakt erst gar nicht brauchen. Von ihrem Stil, der im zweiten Spiel nur selten zu sehen war, werden sie aber nicht abrücken. „Wir wollen das nicht verändern, wollen Tempo machen“, sagte Sikma und lieferte gleich noch die Erklärung dafür, wie das trotz der hohen Belastung klappen soll. „Wir haben einen tiefen Kader und vertrauen allen.“

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