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Goldlauf. Martin Schulz lag lange hinten. Erst kurz vor Schluss überholte er seinen Konkurrenten und lief noch einen Vorsprung raus.

© imago images/GEPA pictures

Erstes deutsches Gold bei den Paralympics: Martin Schulz läuft der Erlösung entgegen

Para-Triathlet Martin Schulz verteidigt seinen Titel von den Spielen in Rio – für das deutsche Team ist es das lang ersehnte erste Gold.

Sein Moment kam in der zweiten Laufrunde. Para-Triathlet Martin Schulz zog an dem lange führenden Briten George Peasgood vorbei. Nach 750 Metern Schwimmen in dem Hafenbecken von Tokio war Schulz am frühen Morgen Ortszeit mit genau einer Minute Rückstand aus dem Wasser gestiegen, schon nach fünf von 20 Kilometern Radfahren hatte er den Rückstand auf 34 Sekunden verkürzt. Die letzten 2,1 Kilometer auf der Laufstrecke wurden für Schulz zum Triumphlauf, mit einer Zeit von 58 Minuten überquerte er die Ziellinie und ließ sich zu Boden fallen. Der über fünf Jahre aufgebaute Druck fiel in diesem Moment von ihm ab.

„Es war das Rennen, was ich mir die ganze Zeit gewünscht hatte. Ich habe in allen drei Disziplinen mein Bestes gegeben, darum freue ich mich umso mehr, dass es gereicht hat“, sagte Schulz im Interview mit der ARD. In Tokio war es die erste Goldmedaille für das deutsche Team. Friedhelm Julius Beucher war entsprechend erleichtert. „Endlich hat unsere erste Goldrakete gezündet“, sagte der 75 Jahre alte Präsident des Deutschen Behindertsportverband. „Da fällt schon eine Last ab. Martin ist ein großer Sieger.“ Wenig später holte Tischtennisspieler Valentin Baus am Sonntag das zweite Gold.

Völlig erschlagen. Martin Schulz ging nach dem Zieleinlauf zu Boden.
Völlig erschlagen. Martin Schulz ging nach dem Zieleinlauf zu Boden.

© Reuters

Für den 31-Jährigen, der ohne linken Unterarm geboren wurde, ist es die zweite Goldmedaille bei Paralympics nach seinem Sieg 2016 in Rio. Bereits 2012 ging Schulz in London an den Start, damals noch als Schwimmer. Seit seinem Wechsel zum Triathlon feiert er große sportliche Erfolge. Das Schwimmen ist bis heute seine liebste Disziplin. In Tokio stieg er als Zweiter aus dem Wasser, gemeinsam mit Stefan Daniel aus Kanada. George Peasgood hatte sich da bereits abgesetzt. Auf der ersten Runde auf dem Rad ließ Schulz dann Daniel weit hinter sich. Es begann die heiße Verfolgungsjagd, mit hoher Trittfrequenz jagte er dem Briten Peasgood hinterher.

Schulz trainierte bis zu 30 Stunden die Woche

„Es ist wichtig, konstant im Rennen zu bleiben, ohne irgendwelche überflüssigen Spurts. Bei diesen extremen Temperaturen ist es umso wichtiger, sich an sein persönliches Tempo zu halten und sich nicht von den anderen mitreißen zu lassen“, sagte Schulz dem Tagesspiegel.

Der deutsche Bundestrainer Tom Kosmehl hatte am Sieg seines Schützlings im Vorhinein nur wenig Zweifel. Bereits vor dem Start, sagte er dieser Zeitung: „Martin wird Weltklasse.“ Für den goldenen Erfolg trainierte Schulz bis zu 30 Stunden die Woche. Bereits im Mai reisten beide nach Yokohama und bildeten eine Bubble, um Kontakte während der laufenden Wettkampftage auf ein Minimum zu reduzieren. Trainer Kosmehl hoffte schon da, dass die guten Schlagzeilen während der Paralympics überwiegen werden. In jedem Fall wird Martin Schulz mit seiner zweiten paralympischen Goldmedaille eine davon sein.

Voller Freude und Stolz, steht in den kommenden Tagen nun die Heimreise an. Was er aus diesem siegreichen Wettkampf für sich mitnehmen wird? – „Immer einen kühlen Kopf bewahren. In jeder Hinsicht.“

Dieser Text ist Teil der diesjährigen Paralympics Zeitung. Alle Texte unserer Digitalen Serie finden Sie hier.

Nils Wattenberg

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