zum Hauptinhalt
Peter Pekarik (links) hatte so seine Probleme mit Leverkusens Flügelflitzer Moussa Diaby.

© IMAGO/Vitalii Kliuiev

Update

Erste Niederlage unter Felix Magath: Hertha BSC fällt auf Abstiegsplatz zurück

Bei Bayer Leverkusen verliert Hertha BSC 1:2 und fällt auf Rang 17 zurück. Defensiv stehen die Berliner gut, doch nach vorne sind sie zu harmlos.

Die Gäste aus Berlin gaben ein wirklich beeindruckendes Bild ab. Zehn Minuten waren zwischen Hertha BSC und Bayer Leverkusen vorüber, da standen Cheftrainer Felix Magath und sein Assistent Mark Fotheringham nebeneinander an der gestrichelten Linie ihrer Coachingzone. Beide klatschten dreimal in die Hände, dann wiesen beide mit dem Zeigefinger in Richtung eigenes Tor. Angesichts der Synchronität ihrer Bewegungen wirkte es wie eine perfekt einstudierte Choreografie.

Bei ihrer Mannschaft war es lange Zeit ähnlich – zumindest in der Defensive. Hertha wirkte gut abgestimmt, verschob geschlossen und machte es den Leverkusenern, der drittbesten Offensive der Fußball-Bundesliga, lange Zeit sehr schwer. Es war ein fußballerisch zwar etwas dünner, kämpferisch aber überzeugender Auftritt der Berliner. „Wir haben sehr viel investiert, sehr gut gegen den Ball gearbeitet“, sagte Mittelfeldspieler Vladimir Darida. „Schade, dass wir uns für die harte Arbeit nicht belohnt haben.“ 1:2 (1:2) hieß es am Ende – mit der unschönen Folge, dass Hertha vor dem Derby gegen Union in einer Woche wieder auf den vorletzten Tabellenplatz zurückgefallen ist.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Im Vergleich zum 3:0-Erfolg gegen die TSG Hoffenheim vor der Länderspielpause gab es bei den Berlinern zwei Veränderungen. Maximilian Mittelstädt rückte für den angeschlagenen Marvin Plattenhardt in die Viererkette, Vladimir Darida ersetzte Marco Richter. Stevan Jovetic, Herthas bester Torschütze, wurde nicht einmal eingewechselt.

Magath, der bei seinem Debüt als Hertha-Trainer vor zwei Wochen wegen einer Corona-Infektion gefehlt hatte, saß nach 3451 Tagen Pause zum ersten Mal wieder in der Bundesliga auf der Bank. Zu Beginn begab er sich das eine oder andere Mal an die Seitenlinie, um seinen Spielern Anweisungen zu geben. Richtig zufrieden war er in dieser Phase nicht. Für seinen Geschmack versuchte es sein Team mit zu viel Spiel und zu wenig Kampf. „Wir waren zu passiv“, klagte er. Aber auch so machte Hertha es den favorisierten Leverkusenern zumindest schwer. Bayer hatte viel Ballbesitz, aber kaum Chancen.

Torwart Alexander Schwolow muss verletzt raus

Das größte Ärgernis für Hertha war der Ausfall von Torhüter Alexander Schwolow, der schon nach einer Viertelstunde wegen einer Oberschenkelverletzung vom Feld musste und länger auszufallen droht. Sein Vertreter Marcel Lotka war kaum im Spiel, da musste er bei einem Schuss von Karim Bellarabi zum ersten Mal eingreifen. Es war die erste gute Gelegenheit für den Tabellendritten.

Allerdings gelang auch den Berlinern, die erstmals wieder von ihren Ultras unterstützt wurden, in der Offensive nicht allzu viel. Ishak Belfodil hing weitgehend in der Luft. Es war bezeichnend, dass es zum ersten Mal richtig gefährlich wurde, als es schon fast ein bisschen zu spät war, Hertha nämlich durch zwei Tore in kurzer Abfolge 0:2 zurücklag. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte verkürzte Darida mit einem Volleyschuss auf 1:2.

Zwischenhoch. Vladimir Darida brachte Hertha wieder auf 1:2 heran.
Zwischenhoch. Vladimir Darida brachte Hertha wieder auf 1:2 heran.

© UWE KRAFT / AFP

Kurz vor der Pause hatte das Spiel eine Art Zwischensprint eingelegt, mit drei Toren innerhalb von etwas mehr als fünf Minuten. Zunächst brachte Lucas Alario Bayer in Führung, weil er sich geschickt vor seinen Bewacher Marc Kempf schlängelte und den Ball dann wuchtig in den Winkel drosch.

Kempf, in der Winterpause als Stabilisator für die Abwehr verpflichtet, war auch am zweiten Tor der Leverkusener durch Bellarabi maßgeblich beteiligt. Nach seinem Ballverlust im Mittelfeld wurde Hertha im Zustand der Unordnung erwischt. Die Klagen, dass Kempf gefoult worden war, waren nicht nur unbegründet, sie brachten Ersatzspieler Kevin-Prince Boateng auch eine Gelbe Karte wegen Meckerns ein.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Magath wechselte zum Beginn der zweiten Halbzeit gleich ein zweites Mal. Er brachte den jungen Linus Gechter für Suat Serdar. Gechter übernahm die Position des linken Außenverteidigers, Mittelstädt rückte ins Mittelfeld vor. Am grundsätzlichen Bild aber änderte sich wenig. Hertha überließ Leverkusen die Initiative – und spekulierte auf den einen Moment, um die Dinge auf den Kopf zu stellen. „So ängstlich wie heute waren sie im Hinspiel nicht“, sagte Leverkusens Mittelfeldspieler Robert Andrich über Hertha, den Verein seiner Jugend. „Wenn du so spielst, dann wird’s schwer.“

Bei den kämpferischen Werten sah es gut aus für Hertha: So liefen die Berliner insgesamt elf Kilometer mehr als Bayer; fußballerisch aber waren sie deutlich zu harmlos. „Uns war ja klar, dass wir gegen eine bessere Mannschaft spielen“, sagte Magath. Da könne man nicht versuchen, fußballerisch mitzuhalten, sondern müsse andere Komponenten einbringen.

Für die letzte halbe Stunde probierte Magath es noch mit Marco Richter (für den ebenfalls verletzten Niklas Stark) und dem 19 Jahre alten Bundesligadebütanten Marten Winkler. Hertha war immerhin nur einen Treffer von der Überraschung und einem wichtigen Punkt im Abstiegskampf entfernt. Eine echte Chance auf diesen Treffer hatte die Mannschaft allerdings erst in der Schlussminute:bei einem Kopfballversuch von Vladimir Darida, bei dem der Tscheche den Ball mit dem Knie erwischte.

Zur Startseite