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Wirkungstreffer. Deutsche Fans haben nun bis zum zweiten Spiel am Samstag Zeit, um sich Sorgen zu machen.

© REUTERS

Frankreich, Brasilien, Argentinien: Die WM-Favoriten im Panikcheck

Frankreich stottert, Brasilien und Argentinien stolpern. Und die Deutschen? Gar nicht drüber reden. Eine Bilanz für die hoch gehandelten Teams nach den Auftaktspielen.

Am Dienstag endet der erste Spieltag der WM-Vorrunde. Mehrere Favoriten sind ins Turnier gestolpert, wenn auch nicht so wie die DFB-Elf. Wie ist die Stimmung, wie ist die Form und wie sind die Aussichten? Wir machen den Panikcheck.

FRANKREICH

Ein Sieg zum Auftakt, drei Punkte auf dem Konto, Tabellenführung in der Gruppe C. Es hätte schlimmer kommen können für den Vize-Europameister. Der 2:1-Sieg gegen sehr engagierte aber fußballerisch limitierte Australier hat das Team von Didier Deschamps allerdings mehr Mühe gekostet, als es dem Trainer lieb sein kann. „Wir hatten den falschen Rhythmus, wir waren nicht schnell genug“, sagte Deschamps.

Weitaus größere Sorgen bereitet den französischen Fans aber, dass die hoch talentierte Mannschaft um Ausnahmekönner wie Paul Pogba und Antoine Griezmann nicht eingespielt wirkte – obwohl die mannschaftliche Geschlossenheit Deschamps’ erklärtes Ziel bei dieser WM ist. „Wir müssen uns erst aneinander gewöhnen“, verteidigte sich Griezmann, den Deschamps nach 70 Minuten ausgewechselt hatte.

Ein Foulelfmeter und ein Eigentor der Australier sind auch nicht unbedingt die Erfolgserlebnisse, die Schwung fürs zweite Gruppenspiel gegen Peru versprechen. Hinzu kommt die Tendenz französischer Teams, sich bei großen Turnieren entweder untereinander zu zerstreiten oder gegen den Trainer zu meutern. Unruhe brachte zuletzt das Gerücht, der bei Real Madrid zurückgetretene Zinedine Zidane könnte Deschamps im Falle schon nach der WM als Trainer ablösen.

Panikfaktor: 2/10

BRASILIEN

Die gute Nachricht: Brasiliens Team hat am Sonntag sechs Tore weniger hinnehmen müssen als beim WM-Halbfinale vor vier Jahren. Die schlechte Nachricht: Der ersehnte sechste WM-Titel wirkt nach dem 1:1 gegen die Schweiz auch nicht unbedingt realistisch. Erstmals seit 1978 gelang es Brasilien nicht, sein Auftaktspiel bei einer Weltmeisterschaft zu gewinnen: Damals hatte es ein 1:1 gegen Schweden gegeben. Gegen die Schweiz ging der Rekordweltmeister zwar früh in Führung, konnte aber keinen zweiten Treffer nachlegen.

„Wir hätten kühleren Kopf bewahren müssen. Uns hat die letzte Konsequenz gefehlt“, sagte Trainer Tite. Der 57-Jährige hatte vor dem Spiel bereits erklärt, sein wichtigster Spieler Neymar sei nach seinem Mittelfußbruch und langer Genesungszeit noch nicht hundertprozentig fit. Der Superstar wird wohl noch mehrere Turnierpartien benötigen, um sich in Superstar-Form zu spielen. Die Schweizer gönnten Neymar keinen entspannten Abend und foulten den 26-Jährigen stolze zehn Mal, drei Mal gab es dafür Gelb – ein Vorgeschmack darauf, was dem Angreifer im weiteren WM-Verlauf blüht, nach Abpfiff humpelte er sichtlich. Doch die Brasilianer brauchen einen fitten Neymar, um in Russland weit zu kommen.

Panikfaktor: 4/10

ARGENTINIEN

Der Zwischenstand? Null zu drei. Bei diesen Zahlen handelt es sich nicht um Argentiniens Ergebnis im Auftaktmatch, dort spielte die Mannschaft bekanntlich 1:1 gegen Island. Die null steht für die Tore von Lionel Messi bei dieser WM, die drei für die Treffer seines ewigen Konkurrenten Cristiano Ronaldo.

Im Fernduell der beiden Angreifer liegt der Portugiese also klar vorne, Messis Fehlschuss vom Elfmeterpunkt gegen die Isländer verheißt nichts Gutes. Schließlich versucht der 30-Jährige nun schon bei seiner vierten Weltmeisterschaft, seine Brillanz als Vereinsfußballer mit dem FC Barcelona auch im Trikot des Nationalteams zu zeigen und Argentinien zum Titel zu führen. Insofern war das Spiel gegen Island auch in psychologischer Sicht ein Rückschlag.

Altstar Diego Maradona hat sich derweil schon auf Nationaltrainer Jorge Sampaoli eingeschossen. „Wenn sie so spielen, kann Sampaoli nicht nach Argentinien zurückkehren“, sagte Maradona in seiner Fernsehsendung. „Es ist eine Schande, dass wir keine Spielweise parat haben.“ Sampaoli hatte für Erstaunen gesorgt, als er bereits am Tag vor dem Spiel gegen Island seine Aufstellung bekannt gab. „Ich halte es nicht für nötig, diese Informationen geheim zu halten“, sagte Sampaoli. Vielleicht sollte sich der Trainer vor dem nächsten Spiel gegen Kroatien weniger bereitwillig in die Karten gucken lassen.

Panikfaktor: 6/10

DEUTSCHLAND

Am Tag nach dem 0:1 gegen Mexiko wollte sich DFB-Präsident Reinhard Grindel selbst ein Bild vom Stand der Dinge machen und besuchte das Training der deutschen Mannschaft. „Mexiko war kein K.o.-Spiel. Jetzt müssen wir gegen Schweden und Südkorea die richtige Reaktion zeigen“, analysierte Grindel.

Wenn es noch kein kompletter Niederschlag war, so war es doch ein mächtiger Wirkungstreffer, der das deutsche Team zum Auftakt durchschüttelte. Und was die richtige Reaktion angeht, gibt es bis zum zweiten Spiel gegen Schweden am Samstag mehr als genug Zeit für hitzige Debatten.

Auswechseln? Umstellen? Einpeitschen? Auf Joachim Löw kommen schwierige Entscheidungen zu, der Druck auf den Bundestrainer war wohl noch nie so groß, die Verstimmung in der Heimat dürfte auch im WM-Quartier der Mannschaft zu spüren sein. Die „Bild“-Zeitung veröffentlichte am Montag eine Liste mit „11 Dingen, die Jogi besser machen muss“, darunter die Forderung, „Schluss mit der Wohlfühl-Oase“ zu machen. Von Wellness-Zuständen dürfte aber in Watutinki ohnehin keine Rede mehr sein.

Panikfaktor: 10/10

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