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Fragen der Zeit. Bruno Labbadia muss schnell Antworten finden.

© Hoppe/dpa

Erst Leipzig, dann Mitgliederversammlung: Hertha BSC steht vor einer harten Woche

Auf Hertha BSC wartet am Samstag der Bundesliga-Spitzenreiter. Noch kniffliger könnte es am Sonntag bei der Mitgliederversammlung zugehen.

Die Haare von Bruno Labbadia waren ordentlich zerzaust. Dennoch machte der Trainer von Hertha BSC ein zufriedenes Gesicht nach dem Auftakt in die neue Trainingswoche am Dienstag. „Wir wollten gleich Feuer reinbringen in die Einheit, wir wollten gleich da sein und dadurch die Niederlage vom Samstag abschütteln“, sagte der 54-Jährige und sprach hinterher von einem gelungenen Auftakt.

Die lästige Heimniederlage gegen den Aufsteiger aus Stuttgart hat den Berliner Bundesligisten in schweres Wasser geführt. Drei Punkte aus vier Spielen, 15 Gegentore, Tabellenplatz 15 und jede Menge Baustellen in der Mannschaft – das ist nicht das, was die Anhängerschaft sich von Hertha erwartet hat.

Und auch das Trainerteam wähnte sich schon mal weiter. „Unsere Kompaktheit und Geschlossenheit als Mannschaft sowie das Positionsspiel waren schon mal besser“, sagte Labbadia. Gerade in den neun Spielen nach der Coronapause sei das die Stärke seines Teams gewesen, das er Ostermontag übernommen hatte. „Wir haben damals als Mannschaft geschlossen gearbeitet, und so waren wir schwer zu schlagen gewesen“.

Davon ist in der noch jungen Spielzeit herzlich wenig übriggeblieben. Speziell im Spiel gegen Stuttgart war die Mannschaft in viele Einzelteile zerfallen, das Positionsspiel im Ballbesitz war schwach, der Aufbau insgesamt zu statisch und daher konnte Hertha kaum Torchancen kreieren. „Das müssen wir uns jetzt wieder erarbeiten“, sagte Labbadia.

Preetz zweifelt nicht an der Leistungsfähigkeit der Mannschaft

„Es ist wichtig, dass wir jetzt noch einmal die Reset-Taste drücken und an den Dingen arbeiten, die offensichtlich nicht funktionieren“, hatte Michael Preetz bereits zum Wochenauftakt gesagt. Grundsätzliche Zweifel an der Leistungsfähigkeit des hauptsächlich von ihm zusammengestellten Kaders mit vielen Ab- und Zugängen wollte er nicht aufkommen lassen.

Am kommenden Sonntag hält der Verein seine Mitgliederversammlung im Olympiastadion ab. Neben der Präsidiumswahl, die coronabedingt vom Mai in den Herbst verschoben wurde, wird gerade auch Preetz als Geschäftsführer Sport brennende Fragen der Mitgliederschaft zu der Entwicklung Herthas zu beantworten haben. Was die Angelegenheit nicht einfacher machen dürfte, ist der Umstand, dass Hertha tags zuvor beim Bundesligaspitzenreiter RB Leipzig anzutreten hat. Eine herbe Niederlage würde Hertha in eine Krise stürzen.

„Da kommt viel Tempo auf uns zu“, sagte Labbadia am Dienstag. Für ihn gehört Leipzig zu den besten Mannschaften überhaupt. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann sei „extrem gut eingespielt“, auch deshalb habe sie eine „sehr gute“ Champions-League-Saison mit Erreichen des Halbfinals gespielt. Aber „trotzdem wollen wir versuchen, überall zu gewinnen“, sagte Labbadia.

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Augenfällig ist, dass Hertha sich auf fremden Plätzen leichter tut als im Olympiastadion gegen Gegner, die man eigentlich beherrschen sollte. In den ersten Spielen unter Labbadia konnte Hertha in Hoffenheim gewinnen und in Leipzig ein 2:2 holen. In dieser Saison landete Hertha einen viel beachteten 4:1-Sieg in Bremen und hatte beim 3:4 bei den Bayern in München einen Punkt verdient gehabt.

„Wir müssten gerade jetzt in der Phase davon leben, dass wir als Mannschaft funktionieren“, sagte Labbadia. Vor allem durch die späten Neuzugänge, aber auch andere Widrigkeiten wie zuletzt die Coronavirus-Infektion des Franzosen Mattéo Guendouzi stockt der Umbruchprozess des Teams. „Wir sprechen die Fehler klar an“, sagte Labbadia, „aber wir haben jetzt auch die Aufgabe, die Spieler zu stärken.“

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