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Der Ball ist sein Freund: Erling Haaland schoss den BVB in Augsburg zum Sieg.

© Stefan Puchner/dpa

Erling Haaland ist der Jüngste: Diese Profis trafen bei ihrem Bundesliga-Debüt dreimal

Sieben Spieler erzielten bei ihrer Premiere einen Dreierpack. Treuebrüche, lange Sperren, extravagante Torjubel – ihre Geschichten sind ganz unterschiedliche.

Lucien Favre hat das Ganze ja schon einmal erlebt. Nur von der anderen Seite. An einem tristen Samstagnachmittag im Februar 2008 kauerte er als Trainer von Hertha BSC zum Rückrundenauftakt im Olympiastadion auf seiner Bank und musste durch einen eisigen Schneeschauer dabei zusehen, wie ein junger, zur Winterpause als Hoffnungsträger nachverpflichteter Angreifer bei seinem Bundesliga-Debüt direkt dreimal traf.

Der Name des jungen Mannes: Martin Fenin. Mit seinem Dreierpack schoss er Eintracht Frankfurt, seinen neuen Klub, damals zu einem 3:0-Erfolg gegen die Berliner und galt spätestens nach seinem vierten Treffer im nächsten Spiel gegen Arminia Bielefeld als kommender Topstürmer. Kein Spieler, der direkt drei Tore bei seinem ersten Auftritt in der Bundesliga schoss, hatte das in einem jüngeren Alter geschafft als der damals 20-jährige Fenin.

Erling Haaland erzielte die drei Treffer als Joker

Bis zu diesem Wochenende. Da kam beim Rückrundenauftakt der nächste junge, zur Winterpause als Hoffnungsträger nachverpflichtete Angreifer zu seinem Debüt und traf direkt dreimal – diesmal nicht gegen, sondern für Favre. Keine halbe Stunde brauchte Erling Haaland – 19 Jahre alt und nach acht Champions-League-Toren für Salzburg die größte aller großen Nummern auf dem Zahlenstrahl der europäischen Fußballtalente –, um seine Dortmunder am Samstag gegen den FC Augsburg nach seiner Einwechslung zu einem 5:3-Sieg zu schießen.

„Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht von drei Toren geträumt“, sagte der mit „Heiland Haaland“ und „Haaleluja“ gepriesene Stürmer: „Sondern von zweien.“ So hat sich Haaland jedoch neben Martin Fenin in die erlauchte Reihe der Bundesligaprofis befördert, die bei ihrem Debüt direkt dreimal erfolgreich waren.

Den Anfang machte direkt im Gründungsjahr der Bundesliga ein gewisser Engelbert Kraus – nicht zu verwechseln mit dem Gründer und Namenspatron eines populären Unternehmens für Berufsbekleidung. Im Sommer 1963 wollte er eigentlich aus Offenbach zum Karlsruher SC wechseln, 50 000 Mark Handgeld hatte er sich zusätzlich davon versprochen.

Brust raus: Stuttgarts Adhemar hat eine klare Botschaft.
Brust raus: Stuttgarts Adhemar hat eine klare Botschaft.

© Bernd Weissbrod/dpa

Das war damals jedoch verboten. „Ich kannte das Statut nicht so genau“, erklärte sich Kraus, wurde aber dennoch für acht Monate gesperrt. So wechselte er zu 1860 München und verpasste dort die ersten Spiele der neu gegründeten Bundesliga. Im November begnadigte ihn der DFB – und acht Tage später erzielte er bei seinem Debüt gegen den 1. FC Saarbrücken direkt drei Treffer zu einem 7:1-Erfolg.

Zehn Jahre später bekam Kraus Gesellschaft von Hermann Ohlicher. Der war vor der Saison 1973/74 als Amateurspieler vom FV Ravensburg zum VfB Stuttgart gewechselt und traf am ersten Spieltag gegen Schalke 04 ebenfalls gleich dreimal. Es war der Anfang einer innigen Beziehung zwischen dem damals 23-Jährigen und seinem neuen Verein. Dem VfB blieb er bis zum Ende seiner Karriere treu, schoss ihn 1984 zur Meisterschaft, und heute sitzt Stuttgarts Rekordspieler im Aufsichtsrat der Schwaben.

Diese Spieler trafen bei ihrem Bundesliga-Debüt dreimal:

  • Engelbert Kraus, 1963/64: TSV 1860 München – 1. FC Saarbrücken 7:1
  • Hermann Ohlicher, 1973/74: VfB Stuttgart – FC Schalke 04 3:0
  • Olaf Marschall, 1993/94: VfB Leipzig – Dynamo Dresden 3:3
  • Adhemar, 2000/01: VfB Stuttgart – 1. FC Kaiserslautern 6:1
  • Martin Fenin, 2007/08: Hertha BSC – Eintracht Frankfurt 0:3
  • Pierre-Emerick Aubameyang, 2013/14: FC Augsburg – Borussia Dortmund 0:4
  • Erling Haaland, 2019/20: FC Augsburg – Borussia Dortmund 3:5

Weniger loyal war hingegen 20 Jahre später Olaf Marschall. Bei Lok Leipzig war er großgeworden, verbrachte dann drei Jahre in Österreich, bevor er im Sommer 1993 zurück in die sächsische Heimat wollte. Damals hatte er in der Bundesliga noch die Auswahl zwischen Dynamo Dresden und Loks Nachfolgeklub VfB Leipzig. Marschall entschied sich jedoch gegen seinen Jugendverein und folgte seinem Trainer Siegfried Held nach Dresden.

Direkt am ersten Spieltag sollten die beiden Lokalrivalen dann auch noch aufeinandertreffen – in Leipzig. Marschall wurde dort von den Fans bitter ausgepfiffen. Er reagierte auf seine Weise: Dreimal brachte er sein Team nach Rückständen zurück und erkämpfte so mit Dynamo ein 3:3-Unentschieden. „Olaf hat uns eine Lektion erteilt“, sagte VfB-Trainer Bernd Stange nach dem Spiel. „Jetzt tut es doppelt weh, dass ihn die Dresdner uns vor der Nase weggeschnappt haben.“

Batman, Robin und ... Sahin: Pierre-Emerick Aubameyang (links) hatte einen Hang zum ausgefallenen Jubel.
Batman, Robin und ... Sahin: Pierre-Emerick Aubameyang (links) hatte einen Hang zum ausgefallenen Jubel.

© Maja Hitij/dpa

Auf dieser Nase prangte bei Olaf Marschall in der Regel eines seiner legendären Nasenpflaster, darüber ein Schnauzer und noch weiter oben seine Lockenpracht – unverkennbare Markenzeichen. Doch auch mit dem Torjubel kann man auf sich aufmerksam machen. Im Februar 2001 tat dies Stuttgarts Neuverpflichtung Adhemar.

Er war in der Winterpause inmitten „extremer Witterungsbedingungen, bei denen ich Angst hatte, dass er erfriert“ (Trainer Ralf Rangnick) aus dem brasilianischen Sao Caeteno zum VfB gekommen. Gleich dreimal zog er sich dann bei seiner Bundesliga-Premiere das Trikot über den Kopf und enthüllte ein weißes Shirt mit der Aufschrift „Gott ist treu“ – bei jedem Mal hatte er zuvor beim 6:1 gegen Kaiserslautern getroffen.

„Gott hat es so gewollt“, sagte Adhemar nach dem Spiel. Felix Magath war der Wille des Herrn jedoch egal. Als er ein Jahr später als neuer Trainer nach Stuttgart kam, konnte er mit dem kleinen Stürmer nicht viel anfangen. Adhemar bat bald um die Freigabe.

Und auch der bis zum Wochenende letzte Spieler auf der Liste war für seine extravaganten Torjubel bekannt: Pierre-Emerick Aubameyang hatte in seiner Zeit bei Borussia Dortmund sogar nicht nur T-Shirts, sondern auch Spiderman- und Batman-Masken parat. Als er im August 2013 bei seinem Bundesliga-Debüt gleich dreimal traf, präsentierte er immerhin einen Salto. Den BVB führte er damit zu einem 4:0-Sieg in – Augsburg. Da scheint es für Dortmunder Angriffshoffnungen irgendwie zu passen.

Leonard Brandbeck

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