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Erleichtert. Philipp Lahm, DFB-Präsident Reinhard Grindel und UEFA-Präsident Aleksander Ceferin nach der Bekanntgabe.

© Denis Balibouse/REUTERS

Erfolgreiche EM-Bewerbung: Befreiungsschlag für den DFB und Präsident Grindel

Deutschland bekommt die EM 2024 - der DFB-Präsident sein Leuchtturm-Projekt. Nun wartet einiges an Arbeit auf Reinhard Grindel und den Verband. Ein Kommentar.

Von Johannes Nedo

Der DFB kann in diesem Jahr also doch noch einen Sieg für sich verbuchen – nach dem historischen WM-Aus in der Vorrunde in Russland sowie der dilettantisch moderierten Affäre um Mesut Özil und den Rücktritt des Nationalspielers. Am Donnerstagnachmittag konnten die DFB-Verantwortlichen aber jubeln. In sechs Jahren wird wieder ein großes Turnier in Deutschland stattfinden, geht es nach dem DFB, wird es wieder ein Sommermärchen. Ob die 17 wahlberechtigten Mitglieder des Uefa-Exekutivkomitees die Bilder der schwarz-rot-goldenen Fanmeilen von 2006 bei ihrer Abstimmung im Kopf hatten, darf bezweifelt werden. Vielmehr dürften die verlässliche Wirtschaftsstärke, die modernen Stadien und die exzellente Infrastruktur den Ausschlag für Deutschland gegeben haben.

Ebenso wichtig waren außerdem die Schwächen der Türkei: die abgestürzte Währung, die seit Jahresanfang rund 40 Prozent an Wert verlor, und die unsichere wirtschaftliche Situation. So hatte auch die Uefa in ihrem Evaluierungsbericht die deutsche Bewerbung deutlich besser bewertet und überdies die Menschenrechtslage in der Türkei kritisiert. Obwohl der Bericht für die Wahlleute nicht bindend war, sind wohl einige der Verbandsempfehlung gefolgt.

Scheitern hätte Grindel aus dem Amt gespült

Für Reinhard Grindel ist der Erfolg ein Befreiungsschlag. Der DFB-Präsident hatte die EM-Bewerbung zum Leuchtturm-Projekt erkoren. Ein Scheitern hätte ihn aus dem Amt gespült. Zumal er innerhalb des Verbands und unter den mächtigen Klubchefs der Bundesliga nicht mehr den größten Rückhalt genießt. Schließlich gab der 57-Jährige nach dem WM-Aus und den Diskussionen um Löw sowie in der Özil-Affäre keine gute Figur ab. Grindel dürfte nun wieder mehr Aufwind bekommen, sicher sein kann er sich seiner Position im Verband jedoch nicht. Zumal Philipp Lahm beim DFB nun eine bedeutendere Rolle einnimmt. Er wird vom Botschafter zum Organisationschef der EM aufsteigen – und so immer einflussreicher werden.

Auf jeden Fall liegt vor ihm viel Arbeit. Denn eine Begeisterung, wie sie hierzulande nach der Vergabe der WM 2006 herrschte, gibt es nicht. Besonders nicht bei den organisierten Fußballfans. Sie machen ihrem Unmut über die sich stets steigernde Kommerzialisierung und den ernüchternden Dialog mit dem DFB weiter Luft, zuletzt mit Protesten am vergangenen Dienstag und Mittwoch in den Bundesliga-Stadien. Will der DFB also ein neues Sommermärchen kreieren, muss er noch einiges tun.

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