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Gemeinsam gescheitert. Dass es mit Trainer Niko Kovac nicht funktioniert hat, muss sich Bayerns Führungsriege um Uli Hoeneß (links) ankreiden.

© Sven Simon/Imago

Entlassung von Trainer Kovac: Der FC Bayern fällt in alte Muster zurück

Die Entlassung von Trainer Niko Kovac zeigt, dass dem FC Bayern München ein langfristiges Konzept fehlt.

Uli Hoeneß hat zuletzt ein paar bedeutende Sätze verbreitet über die Schnelllebigkeit der Fußball-Welt. Es reichten „drei Fehler und du wirst gekillt. Mir rollen zu schnell Köpfe“, sagte der Noch-Präsident des FC Bayern in seinem Abschiedsinterview in der aktuellen Ausgabe des vereinseigenen Magazins. Das Gespräch fand irgendwann im Oktober statt, die Welt beim deutschen Rekordmeister war da schon ein bisschen in Unordnung geraten. Vielleicht hat Hoeneß dabei auch an Niko Kovac gedacht, vermutlich aber nicht daran, dass er sich auf den letzten Metern seiner Amtszeit beim FC Bayern von dem Trainer trennt, der im Verein als sein Mann galt und über den er deshalb lange die schützende Hand hielt.

Nun, killen ist in diesem Zusammenhang auch nicht das richtige Wort, denn mit killen verbindet man kein langsames Siechtum, wie es bei Kovac der Fall war. Die ersten Einträge in der Chronik des angekündigten Abschieds stammen von vor fast genau zwölf Monaten, vielleicht sogar vom Tag der Verpflichtung im April 2018. Kovacs Umfeld benutzte im vergangenen Frühjahr einmal das Wort „Mobbing“ beim Versuch, den Umgang der Vereinsführung, speziell des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, mit dem Trainer zu beschreiben. Kovac hat in München sicher Fehler gemacht und zuletzt mit ein paar unglücklichen Äußerungen über seine Spieler die Skepsis noch verstärkt. Aber die Verantwortlichen haben kräftig mitgeholfen beim Scheitern – wieder einmal.

Das Problem der Bayern ist, dass sie sich oft viel zu sehr von Namen und Erfolgen leiten lassen und zu selten von einer Philosophie, die zur Mannschaft passt und stilprägend für Generationen ist. Es werden immer Trainer verpflichtet, die anderswo erfolgreich sind – in der Annahme, dass der Neue dies dann auch automatisch beim FC Bayern ist. Manchmal klappte es, aber bis vor zehn Jahren war kein System zu erkennen.

Louis van Gaal war der erste Trainer, der den Münchnern einen Stil verpasste, der bis heute für den Verein steht. Jupp Heynckes hat dies fortgeführt und Pep Guardiola verfeinert. Aber seitdem hat sich nichts weiterentwickelt, weil Hoeneß und Rummenigge wieder ins alte Muster verfielen.

Nach Carlo Ancelotti und der Übergangslösung Heynckes sollte zwar wieder ein Trainer mit Visionen kommen, aber der stand nicht zur Verfügung – und deshalb wurde mit Niko Kovac eher eine B-Lösung verpflichtet. Mit der Bürde, einen Umbruch schaffen zu müssen, war der neue Mann zum Scheitern verurteilt.

Nun steht der deutsche Rekordmeister wieder da, wo er sich vor gut zwei Jahren befunden hatte, nachdem Ancelotti entlassen worden war. Auch der Italiener war damals angeschlagen in sein zweites Jahr gegangen. Und nicht genug mit den Parallelen. Die Pressemitteilung, die der FC Bayern am Sonntagabend verschickte, glich in einigen Passagen wörtlich jener aus dem September 2017. Damals wie heute nahmen die Verantwortlichen die Mannschaft in die Pflicht. Man erwarte jetzt, so heißt es von Sportdirektor Hasan Salihamidzic, „von unseren Spielern eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen“.

Rummenigge wurde 2017 bei der Freistellung von Trainer Carlo Ancelotti in der Pressemitteilung mit dem Satz zitiert: „Ich erwarte jetzt von der Mannschaft eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen.“

Damals hatten sich die Granden des FC Bayern für einen Übergangscoach entschieden, bei dem sie sicher sein konnte, dass es funktioniert. Aber Jupp Heynckes steht nicht mehr zur Verfügung. Der bisherige Assistent Hansi Flick wird die Mannschaft nur die nächsten beiden Spiele gegen Piräus am Mittwoch und gegen Dortmund am Samstag betreuen und bekommt dabei Unterstützung vom langjährigen Co-Trainer Hermann Gerland. Nach der Länderspielpause soll ein neuer Cheftrainer präsentiert werden.

Die Auswahl an Trainern, die nicht nur Platzhalter sind, sondern eine im Umbruch befindliche Mannschaft entwickeln können, ist um diese Jahreszeit übersichtlich und kaum größer als vor zwei Jahren. Zwar werden immer wieder die Namen von José Mourinho und Ralf Rangnick genannt, um sich die beiden auf der Trainerbank des FC Bayern vorzustellen, braucht man allerdings viel Fantasie. Für Erik ten Hag gilt das nicht.

Der Trainer von Ajax Amsterdam hat sogar eine Münchner Vergangenheit und ist für attraktiven Fußball bekannt. In einem „Kicker“-Interview sagte er kürzlich, dass er bei einem Anruf der Bayern „nichts ausschließt“. Sein Vertrag bei Ajax läuft jedoch bis 2022 und dass ihn der Niederländische Meister mitten in der Hinrunde ziehen lässt, ist eher unwahrscheinlich. Am Montagabend sagte ten Hag dann auch ganz offiziell selbst ab: "Ich kann bestätigen, dass ich in dieser Saison bei Ajax bleiben werde. Ich fühle eine Verbindung zu den Spielern und zu vielen Leuten im Verein."

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