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In der vergangenen Saison stürmten Cottbuser Fans in Babelsberg auf den Platz.

© Jan Kuppert/dpa

Energie Cottbus gegen Babelsberg 03: Derby mit Verlängerung

Energie Cottbus besiegt Babelsberg 03 in der Fußball-Regionalliga 4:0 – dabei sind die rechten Ausschreitungen beim Spiel in der vergangenen Saison noch gar nicht fertig aufgearbeitet.

Am Sonntagmittag standen sich Energie Cottbus und Babelsberg 03 im Stadion der Freundschaft gegenüber. Cottbus siegte 4:0 (3:0), am 11. Spieltag der Saison 2017/18 in der Regionalliga Nordost. Dabei ist die Partie beider Klubs aus der vorigen Saison noch lange nicht zu Ende. Das Spiel befindet sich immer noch in der Verlängerung. Die Aufarbeitung des Derbys vom April hat deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt. Zwei Platzstürme und das Abbrennen von Pyrotechnik führten zu zwei Spielunterbrechungen. Erschreckend aber waren vor allem die Nazi-Gesänge im Gästeblock: Rund 100 Anhänger skandierten antisemitische Schmähungen und zeigten den Hitlergruß. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf, einer der Nazi-Pöbler wurde vom Potsdamer Amtsgericht zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.

Auch der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) handelte. Das Sportgericht verurteilte Energie zu einer Geldstrafe von 13 000 Euro und einem Geisterspiel. Der Klub legte Berufung ein und kam schließlich mit einer reduzierten Geldstrafe, zum Teil ausgesetzt zur Bewährung, davon. Anders Babelsberg 03. 7000 Euro sollen die Babelsberger zahlen. Vor allem aber irritiert eine Passage in der Urteilsbegründung. Das Sportgericht zitiert einen Babelsberger Fan, der gerufen hat: „Nazi-Schweine raus!“ Da der Urteilstext unmittelbar Bezug auf jenen Paragrafen nimmt, nach dem der NOFV Beleidigungen und Schmähungen ahndet, spricht der SVB-Vorstand von einem Skandalurteil: Während die Nazi-Krawalle weder im Cottbuser noch im Babelsberger Urteil mit einem Wort erwähnt sind, sieht sich der SVB dafür bestraft, dass sich seine Fans gegen die rechtsextremen Randalierer auflehnten. Eine Berufung lehnte das NOFV-Gericht ab – mit Verweisen auf vermeintliche formale Fehler.

Babelsberg wehrt sich juristisch - und öffentlich

Der Potsdamer Kiezklub wehrt sich seit Monaten - nicht nur juristisch, auch öffentlich. Die Solidaritätskampagne „Nazis raus aus den Stadien“ ist inzwischen in der Bundesliga angekommen: Fans von Rasenballsport Leipzig demonstrierten jüngst ihre Unterstützung beim Auswärtsspiel in Köln. Inzwischen sah sich der NOFV veranlasst klarzustellen, dass er den SVB gar nicht wegen der „Nazi-Schweine raus!“- Rufe verurteilt habe, sondern dies nur zur Darstellung der Gesamtsituation ins Urteil geschrieben habe. Klubanwalt Nathan Gelbart kann sich darüber nur wundern: „Entweder liest der NOFV seine eigenen Urteile nicht, oder hält alle anderen für Analphabeten.“ Dass er die Nazi-Krawalle unerwähnt ließ, begründet der Verband damit, davon nichts gewusst zu haben – schwer nachvollziehbar nach zahlreichen Berichten in den Medien und sozialen Netzwerken sowie den Stellungnahmen beider Vereine zu den Vorfällen.

Zumindest NOFV-Präsident Reiner Milkoreit fragt sich inzwischen, „wie es zu solch unterschiedlichen Auffassungen gekommen ist“. Immerhin: Vor wenigen Tagen hat das Sportgericht ein neues Verfahren eröffnet, um die rechtsextremen Ausschreitungen im Cottbuser Block aufzuarbeiten. Babelsberg 03 hat sich an ein Schiedsgericht gewandt, um das Urteil und die abgewiesenen Anträge auf Berufung und Wiederaufnahme bewerten zu lassen. Das gab es in der Geschichte des NOFV noch nie.

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