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Thomas Müller (rechts) jubelt über das 5:2, für Union (l. Rani Khedira) gibt es die erste Heimniederlage seit September 2020.

© Andreas Gora/dpa

Ende der Heimserie gegen den FC Bayern: Das Leben geht weiter für den 1. FC Union

Der 1. FC Union kann selbst aus der klaren Niederlage gegen den FC Bayern etwas Positives mitnehmen. Auch der Gegner lobt: „Die stecken nie auf.“

406 Tage, 21 Spiele – das klingt ziemlich beeindruckend. Manche Dinge entfalten ihre Wirkung aber optisch noch besser und so ist es auch im Falle der Heimserie des 1. FC Union. Als diese am frühen Samstagabend durch das 2:5 gegen den FC Bayern München zu einem Ende kam, veröffentlichte der Berliner Fußball-Bundesligist in den Sozialen Medien eine Liste mit allen Ansetzungen, in denen Union zwischen dem 19. September 2020 und dem 30. Oktober 2021 ungeschlagen geblieben ist.

Wenn man als immer noch kleiner Bundesligist gegen Dortmund, Leverkusen, Leipzig und Gladbach gewinnt, gegen die Bayern in der vergangenen Saison einen Punkt erkämpft und selbst vor langer Zeit leeren Rängen mehr als ein Jahr ohne Niederlage bleibt, ist das aller Ehren wert. Daran änderte auch die deutliche Niederlage gegen den Serienmeister am Samstag nichts. „Für uns geht das Leben weiter“, sagte Torwart Andreas Luthe. „Die Leute wertschätzen, was wir aufwenden und verstehen, dass du gegen die Bayern auch zu Hause mal verlieren kannst.“

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Die Berliner Fans hätten ihre Mannschaft vermutlich auch nach einem 0:6 gefeiert, doch dass die interne Bewertung des Spiels trotz fünf Gegentreffern nicht allzu negativ ausfiel, hatte in erster Linie etwas mit der zweiten Halbzeit zu tun. „Es ist ein wichtiger Part in unserem Spiel, dass es kein Aufgeben gibt, auch wenn der Gegner 3:0 führt“, sagte Kapitän Christopher Trimmel. Auch von den Bayern gab es Lob für die Reaktion auf die klare Unterlegenheit in den ersten 43 Minuten. Man habe damit gerechnet, dass Union mit „extremer Wucht“ zurückkommen würde, sagte Interimstrainer Dino Toppmöller. Thomas Müller, der an drei Toren direkt beteiligt war, erkannte „das klassische Union-Gesicht“ und kam ebenfalls zu der Erkenntnis: „Die stecken nie auf.“

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Der Treffer zum 1:3 durch Niko Gießelmann kurz vor der Halbzeit war für Union so etwas wie ein Weckruf. In der Folge trauten sich die Berliner viel mehr zu, setzten Bayern unter Druck und verzeichneten am Ende neun Torschüsse. Ganz klare Chancen waren abgesehen von den zwei Toren zwar kaum dabei, aber Unions Reaktion darf man durchaus als weiteren Schritt in der Entwicklung sehen. Denn läuft die Münchner Offensive erst mal so rund wie in der ersten halben Stunde im Stadion An der Alten Försterei, sieht der Gegner meist kaum noch einen Ball und geht chancenlos unter.

Der FC Barcelona hat in dieser Saison 0:3 gegen die Bayern verloren, Benfica Lissabon 0:4, Hertha BSC 0:5 und der VfL Bochum sogar 0:7. Solch einer Klatsche entgingen die Berliner – auch wenn sie zum ersten Mal in einem Bundesliga-Heimspiel fünf Gegentore kassierten und auch davon profitierten, dass die Münchner nach dem 0:5 in Gladbach am vergangenen Mittwoch durchaus noch verunsichert waren.

Urs Fischer ging mit seiner Mannschaft nicht allzu kritisch um, doch die schwache erste Hälfte wird in seiner Spielanalyse sicherlich den größten Raum einnehmen. Während Union in der Frühphase dieser Saison bemerkenswert oft ausgezeichnet startete und zahlreiche frühe Tore erzielte, scheint sich dies mittlerweile etwas gewandelt zu haben.

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In der Conference League bei Feyenoord Rotterdam kam Union anfangs gar nicht ins Spiel, im Pokal bei Waldhof Mannheim kassierte die Mannschaft ein sehr frühes Gegentor und auch gegen die Bayern war Union lange Zeit nicht wiederzuerkennen. „Wir hatten uns vorgenommen, von Beginn an griffig zu sein. Das ist uns nicht gelungen“, sagte Luthe. „Wenn du eine Halbzeit zu defensiv stehst, zu wenig Griff hast, kannst du gegen Bayern nicht bestehen.“

Fischer und sein Team werden versuchen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn in der dritten Englischen Woche in Folge stellt sich auch die Kraftfrage – und eine (vergebliche) Aufholjagd wie am Samstag mit einer wilden zweiten Hälfte ist physisch deutlich fordernder als ein geordneter Auftritt über 90 Minuten.

Am Donnerstagabend steht im Olympiastadion gegen Feyenoord Rotterdam bereits das nächste Spiel an und will Union seine Chancen auf die nächste Runde der Conference League wahren, muss zumindest ein Punkt her. Vielleicht kann dann auch Max Kruse wieder mitwirken, der die Spiele gegen Stuttgart, Mannheim und München angeschlagen verpasst hat. „Es ist keine strukturelle Verletzung“, sagte Fischer zu Kruses Oberschenkelproblemen.

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