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Die Countdown-Uhr für die EM 2020 in Saint Petersburg.

© REUTERS/Anton Vaganov

EM-Tickets 2020: So kommen deutsche Fans an Karten

Den letzten Gruppengegner bei der EM 2020 kennt Bundestrainer Joachim Löw erst im März. Fans, die Tickets wollen, müssen schon vorher buchen.

Nach einer kurzen Nacht in Bukarest hatte Joachim Löw seinem Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm verziehen. Dass ausgerechnet Lahm der deutschen Fußball-Nationalmannschaft als Losfee die EM-Gruppe mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal beschert hatte, deutete der Bundestrainer flugs um. Er erkor die starken Gegner sogar zur großen Chance auf einen außergewöhnlichen Turniersommer in München. Gedanken an ein neues frühes Scheitern nach dem WM-Desaster 2018 in Russland ließ Löw nicht zu.

„Die Vorfreude wird größer, das muss man sagen. Wir konnten die Auslosung so vielleicht nicht erwarten. Man denkt immer, dass man nicht unbedingt zwei sehr starke Mannschaften in der Gruppe vorfindet. Ich finde, die Spannung erhöht sich“, sagte Löw am Sonntag.

Löw will nun Spannung aufbauen

Wie schwer die Aufgaben bei den Heimpartien in der Münchner Arena am 16. und 20. Juni gegen Weltstars wie Kylian Mbappé und Cristiano Ronaldo aber sein werden, verdeutlichte Oliver Bierhoff. Der DFB-Direktor machte in der Reisegruppe um Löw und den neuen Verbandsboss Fritz Keller den skeptischsten Eindruck. Aufschub oder eine behutsame Entwicklung gibt es jetzt jedenfalls für das junge Team nicht mehr. „Wir dürfen in der Vorbereitung kein Prozent liegen lassen“, sagte Bierhoff. Auch Löw weiß natürlich, dass sein siebtes großes Turnier als Cheftrainer ihn in bislang nicht gekannter Form fordern wird.

Bierhoff wies auf einen noch unbekannten EM-Faktor hin. „Man darf auch nicht den dritten Gegner vergessen, das kann auch noch Island sein. Für unsere junge Truppe wird das eine große Herausforderung“, sagte er. Es könnte im Gruppenfinale am 24. Juni gegen den noch zu ermittelnden Play-off-Sieger immerhin darum gehen, nach dem WM-Aus 2018 einen weiteren Gruppen-K.-o. abzuwenden.

Dieser dritte Gruppengegner wird in den EM-Playoffs am 26. und 31. März ermittelt. Fest steht aber: Der deutschen Gruppe wird der Sieger des Play-off-Pfades A mit Island, Bulgarien oder Co-Gastgeber Ungarn zugeteilt. Nur wenn sich in dieser Vierer-Gruppe Rumänien durchsetzt, wird die DFB-Elf bei der EM gegen den Sieger des Pfades D spielen, da die Rumänen dann als Co-Gastgeber in die Holland-Gruppe gehen würden. Im Pfad D spielen zunächst Georgien gegen Weißrussland und Nordmazedonien gegen Kosovo.

Deutschland wird gegen starke Gegner testen

Noch in Bukarest setzte sich Löw nach der Auslosung mit Keller und Bierhoff zusammen und analysierte vor der Heimreise in den Schwarzwald in einer ersten EM-Nachtsitzung die neue Lage. Löw weiß, dass Wettkampfhärte zum Faktor wird. Testspiele gegen Spanien im März und die Schweiz im Trainingslager Ende Mai sind fest vereinbart. Ein weiterer Hochkaräter wird für die zweite März-Partie gesucht. Die EM-Generalprobe gibt es im Juni kurz vor dem Einzug ins EM-Quartier.

„Umso stärker die Gegner sind, umso besser für uns. Das sind Spiele, die wir jetzt brauchen. Die Mannschaft ist noch jung. In der Qualifikation haben wir uns gut aus der Affäre gezogen. Aber jetzt braucht die Mannschaft Gegner wie Spanien, die in der Weltklasse sind“, sagte Löw. „Jeder muss ans Limit gehen, wenn er da eine Chance haben will“, ergänzte der 59-Jährige. Noch genauer wird er den Heilungsprozess von Abwehrchef Niklas Süle und Stürmer Leroy Sané nach deren Kreuzbandrissen verfolgen.

So kommen Fans an EM-Tickets

Die Duelle der letzten drei großen Turniersieger von WM 2014 (Deutschland), EM 2016 (Portugal) und WM 2018 (Frankreich) sieht Löw als Chance auf einen speziellen Turniereffekt. Das könnte auch die Nachfrage nach EM-Tickets belegen, wenn an diesem Mittwoch die nächste Verkaufsphase beginnt. Dann können sich Fans wieder auf dem Ticketportal der Uefa anmelden.

Joachim Löw (Mitte) war am Samstag in Bukarest schon ganz nah dran an dem EM-Pokal.
Joachim Löw (Mitte) war am Samstag in Bukarest schon ganz nah dran an dem EM-Pokal.

© Christian Charisius/dpa

In der ersten Phase im Sommer wurden schon 19,3 Millionen Karten laut Uefa angefragt, obwohl die Spielpaarungen nicht fix waren. Per Losverfahren wurden die in dieser Phase verfügbaren 1,5 Millionen Eintrittskarten dann verteilt. Nun können sich Fans dann auch speziell für Partien bestimmter Teams bewerben. Sofern noch verfügbar, sind Bestellungen sogar bis zum Turnier möglich. „Die Leute freuen sich auf so eine Gruppe“, sagte Löw.

Dabei gibt es bis zum 18. Dezember auch eine Aktion speziell für Fans der bereits qualifizierten 20 Teams. Anhänger der deutschen Nationalmannschaft können sich dann für die Spiele der DFB-Elf bewerben. Möglich ist dies nur über die UEFA-Internetseite www.euro2020.com/tickets.

Für die drei Gruppenspiele in München stehen jeweils 12 000 Karten exklusiv für deutsche Fans bereit. Für mögliche K.o.-Spiele in Achtel- und Viertelfinale sind es unabhängig vom Spielort je 6000 Karten, für das Halbfinale in London wiederum 12 000 und für das Endspiel am 12. Juli 2020 in Wembley 13 000 Karten.

Man kann sich für Einzelspiele bewerben, aber auch für die Kategorie Follow-Your-Team, bei der man Optionsscheine bis zum deutschen Turnier-Aus erwirbt. Die Verteilung der deutschen Fan-Tickets überlässt die UEFA dem Deutschen Fußball-Bund.

So organisiert der DFB Ticketverteilung

Bedingung ist unverändert eine Mitgliedschaft im Fan Club Nationalmannschaft und ein UEFA-Ticketkonto, das bis zum 8. Dezember auf der DFB-Plattform www.fanclub.dfb.de/mitglied-werden/ angelegt sein muss. Der DFB unterteilt die Vergabe seinerseits in drei Phasen. Maßgeblich ist ein Bonussystem, das auf Punktzahlen beruht. Je länger ein Fan Mitglied im Fan Club ist oder je mehr Länderspiele er besucht hat, desto mehr Punkte hat er. In der ersten Phase bis zum 8. Dezember braucht man mindestens sieben Punkte, um ein Ticket zu bestellen. In der zweiten Phase bis zum 12. Dezember sind fünf Bonuspunkte für die Bestellung von einem Ticket notwendig. Anschließend können bis zum 18. Dezember noch alle Fans mit weniger als fünf Bonuspunkten bis zu vier Tickets ordern. Immer gilt das Prinzip: First come, first serve. Geschwindigkeit ist also ein Kriterium.

So viel kostet ein EM-Ticket

Für die Gruppenspiele in München kosten Karten 50, 125 oder 185 Euro. Für das Viertelfinale in der Allianz Arena - wahrscheinlich ohne deutsche Beteiligung - verlangt die UEFA von 75 bis zu 225 Euro. Die billigsten EM-Karten mit 30 Euro gibt es in den Vorrundenspielen in Baku, Bukarest und Budapest. Für das Finale in London kostet die billigste Karte 95 Euro. Die Staffelung geht dann über 295 und 595 bis zu 945 Euro für ein First-Class-Ticket.

Das muss man als reisender Fan beachten

Die UEFA bietet für Fans einen speziellen Service mit der Online-App Euro2020 an. Damit kann man etwa den öffentlichen Nahverkehr in allen zwölf EM-Spielorten nutzen. Für Partien in St. Petersburg und Baku brauchen deutsche Fans ein Visum. In Russland wird wie bei der WM 2018 ein vereinfachtes Verfahren über eine Fan-ID angeboten, die man auf der UEFA-Homepage anlegen kann. Für Aserbaidschan laufen noch die Verhandlungen des Kontinentalverbandes mit der dortigen Regierung über eine fanfreundliche Einreiseregelung. In alle andere Gastgeberländer können Deutsche ohne Visum reisen.

Hier kann man die Spiele auch ohne Ticket verfolgen

In allen zwölf Spielorten organisiert die UEFA Fanzonen als Public Viewing-Angebot. Wer die EM live im TV verfolgen will, sieht sie in Deutschland bei der ARD und im ZDF, das am 16. Juni 2020 das erste Gruppenspiel der Deutschen gegen Weltmeister Frankreich überträgt. Die Partie in München wird um 21.00 Uhr angepfiffen. Das Duell zwischen Titelverteidiger Portugal und der DFB-Auswahl ist am 20. Juni (18.00 Uhr) in der ARD zu sehen. Der Gegner für das dritte Gruppenspiel am 24. Juni (21.00 Uhr/ZDF) steht noch nicht fest.

Mutmacher Portugal

Portugal dient den Deutschen derweil als Mutmacher. 2016 mogelte sich Cristiano Ronaldo mit drei Remis durch die Vorrunde, kam als Gruppendritter weiter und feierte später in Paris den EM-Titel. Solche Hoffnungen hat Löw bei seinem vierten EM-Anlauf nicht aufgegeben. „Die letzten Turnierspiele sind in London, das ist unser Ziel“, sagte er. Auch Bierhoff formulierte hohe Erwartungen: „Die Ansprüche an uns sind immer groß, auch wenn du so eine Gruppe hast. Wenn man ein Turnier spielt, will man bis zum Ende marschieren.“

Löws ausgiebige Turniererfahrung bringt auch Mutmacher mit sich: Portugal und Frankreich wurden auf dem Weg zum WM-Triumph in Brasilien 2014 bezwungen. Gegen Portugal siegte Löw zudem bei den EM-Turnieren 2008 und 2012. Frankreich hingegen war bei der letzten EM 2016 Endstation im Halbfinale. Auch in der Nations League konnten die Franzosen im Vorjahr nicht bezwungen werden.

Lamento oder Jammerei wollte Löw unbedingt vermeiden. Und so wollte der Bundestrainer im winterlichen Flockenwirbel von Bukarest sogar eine gewisse Euphorie für die Europameisterschaft 2020 festgestellt haben: „Die Begeisterung schwappt ein bisschen über.“ (Tsp/dpa)

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