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Schöner Schimmel. Zum Auftakt der Springreit-EM in Aachen blieb Michaels-Beerbaum auf Fibonacci fehlerfrei.

© dpa

EM in Aachen: Springreiter starten mit Platz eins

Bei der EM in Aachen starten die deutschen Springreiter mit Platz eins hervorragend in den Wettbewerb. Vor allem Meredith Michaels-Beerbaum überrascht mit einer fehlerfreien Runde auf ihrem jungen Wallach Fibonacci.

Springreiterin Meredith Michaels-Beerbaum, nur 161 Zentimeter groß, wiegt auch in voller Reit-Montur nicht viel mehr als 50 Kilogramm. Wenn sie auf einem Pferd sitzt, spürt das Tier kaum eine Last. Es sei für die Pferde wie „free riding“, sagte die Kalifornierin aus Los Angeles einmal. Die Pferde scheinen es zu mögen, und womöglich trägt die Rückenfreiheit dazu bei, dass sie bei ihr so prächtig gedeihen. Die 45-Jährige bildet jedenfalls ein gutes Springpferd nach dem anderen aus.

Der neue Stern in ihrem Stall ist der hübsche, erst zehnjährige Schimmel-Wallach Fibonacci, der bei der EM in Aachen sein erstes großes Championat bestreitet. Das schwedische Warmblut bestand die Probe mit Bravour. Im Zeitspringen, der ersten von drei Prüfungen für den Team-Wettbewerb, starteten Michaels-Beerbaum und Fibonacci am Mittwoch als erstes aller 94 Paare – und blieben fehlerfrei. In 71,85 Sekunden erzielte das Paar zudem eine gute Zeit und motivierte die Kollegen. Christian Ahlmann mit Taboulet und Ludger Beerbaum mit Chiara gelangen danach ebenfalls Nullrunden – in noch besseren Zeiten (70,81, 69,17). Lediglich Daniel Deußer kassierte mit Cornet D'Amour einen Abwurf. Vor den beiden weiteren Runden am Donnerstag und Freitag rangieren die Gastgeber damit auf dem ersten Rang vor Frankreich. Ausgangsposition.

Michaels-Beerbaum hatte keine leichte Vorbereitung

Michaels-Beerbaum atmete nach getaner Arbeit sichtlich durch. „Es war das erste Mal überhaupt in einem Championat, dass ich als Allererste dran war“, sagte sie. „Ich bin sehr zufrieden, Fibonacci ist super gesprungen.“ Sie habe nicht zu viel riskiert, um für die Mannschaft ein gutes Ergebnis vorzulegen. „Für Fibonacci war das trotzdem schnell, er springt hoch in die Luft, das dauert ein bisschen bei ihm.“

Michaels-Beerbaum hatte keine leichte Vorbereitung. Anfang Juni stürzte sie im Training und brach sich das Schlüsselbein. Kurz darauf trainierte sie wieder mit einer Spezialweste und überzeugte bei einem Springen im englischen Hickstead mit zwei fehlerfreien Runden. Die Weste braucht sie nicht mehr. „Es ist alles okay und tut nicht mehr weh“, sagte sie.

Fibonacci kam erst im Frühjahr 2014 aus Schweden zu ihr nach Thedinghausen bei Bremen, wo Michaels-Beerbaum zusammen mit ihrem Mann Markus Beerbaum einen Stall unterhält. Die Reiterin stand damals ohne Spitzenpferd da. Ihren legendären Wallach Shutterfly hatte sie 2011 als 18-Jährigen in den sportlichen Ruhestand geschickt. Mit ihm war sie unter anderem dreimal Weltcup-Siegerin und 2007 Einzel-Europameisterin.

Die deutsche Equipe will den Nationenpreis gewinnen

Nach Shutterfly stieg Bella Donna mit Michaels-Beerbaum in die Weltspitze auf. Ihr Sponsor aus den USA verkaufte die Holsteiner-Stute aber im Januar 2014 nach Katar. Seitdem die Scheichs, früher nur an Galoppern und Distanzpferden interessiert, vor ein paar Jahren ihre Liebe zum Springsport entdeckt haben, zahlen sie hohe Beträge für Springpferde. In Bella Donnas Fall sollen es mehr als fünf Millionen Euro gewesen sein.

„Ich brauche Geduld und muss realistisch sein“, sagte die Reiterin im vergangenen Herbst. Damals hätte sie, in realistischer Betrachtung, wohl nicht damit gerechnet, dass sie in Aachen zum deutschen EM-Team gehören würde. Fibonacci machte in diesem Jahr allerdings so schnelle Fortschritte, dass Bundestrainer Otto Becker sie neben Ludger Beerbaum, Daniel Deusser und Christian Ahlmann in seine Equipe berief, die bei der EM in Aachen möglichst den ersten Nationenpreis in diesem Jahr gewinnen will.

Michaels-Beerbaum genießt es, dabei zu sein. „Ich liebe den Platz, ich mag Aachen richtig gern“, sagte sie. 2005 gewann sie mit Shutterfly den Großen Preis von Aachen beim CHIO. Was ist mit Fibonacci möglich? „Er hat ein unglaubliches Sprungvermögen“, erklärt sie. „Er braucht aber noch ein bisschen Erfahrung, ich glaube, er ist ein richtig gutes Pferd für meine Zukunft.“ Vorausgesetzt, es verliebt sich kein reicher Scheich in den Schimmel.

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