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Da waren sie noch guter Dinge. Die Slowaken starteten stark ins Turnier, schlugen die USA gleich zum Auftakt 4:1. Doch sowohl gegen Kanada (5:6) als auch im Duell mit Deutschland (2:3) gaben sie mögliche Siege spät aus der Hand. 

©  David W. Cerny/Reuters

Eishockey-WM in der Slowakei: Bratislava Blues

Für die Gastgeber ist die Eishockey-WM schon vor der K.-o.-Runde vorbei. Darunter leidet auch die Stimmung im Land.

Am Donnerstag zeigte sich Bratislava nicht von seiner freundlichen Seite. Im trüben, wolkenverhangenen Wettermischmasch strahlten weder Donau noch Bratislavas Burg in gewohntem Glanz. Es spiegelte die Stimmung wider, die in der slowakischen Hauptstadt herrschte. Zum zweiten Mal nach 2011 beherbergt die größte Stadt im Lande die Eishockey-Weltmeisterschaft und wieder sind die Gastgeber nicht dabei, wenn das Turnier in die entscheidende Phase geht.

Die Slowaken sind in der Vorrunde ausgeschieden und das kommt in dem kleinen Land, in dem die Begeisterung für Eishockey groß ist, einer kleinen nationalen Katastrophe gleich. Im Viertelfinale am Donnerstag stehen acht andere Nationen, darunter auch die Deutschen, die am Abend gegen Tschechien spielen. Die Slowaken waren einmal mehr nicht gut genug für die Endrunde.

Das schaffe Verdruss, sagt der Busfahrer am Flughafen Wien, bevor er seinen Shuttlebus Richtung Bratislava steuert. Er habe sich Tickets für den Donnerstag gekauft. Sicher war sicher. „Wenn unsere Mannschaft da gespielt hätte“, sagt der Mann und schüttelt mit dem Kopf. „Aber es ist ja eben anders gekommen. Wir bräuchten so einen Spieler wie den Leon Draisaitl.“ Der deutsche Angreifer und Starspieler hatte den Slowaken im Gruppenspiel mit seinem Siegtor kurz vor Schluss die WM-Party versaut.

Das will etwas heißen, denn in der Eishockeynation Slowakei war schon die erste Weltmeisterschaft vor acht Jahren ein sportliches Großereignis. Zwar ist die Stadt auch diesmal mit Werbung zugepflastert, auf der die WM zuverlässig eine Rolle spielt, aber das verstärkt die Katerstimmung nur noch. Zumal sie in der Hauptstadt gehofft hatten, das nach der Vorrunde in Kosice das Turnier dann in Bratislava seinen Höhepunkt findet. Aber am Donnerstag waren Trikots des WM-Gastgebers im „Zimny Stadion Ondreja Nepelu“ nicht mehr zu haben, dafür gab es Fan-Trikots der deutschen Mannschaft, auf Wunsch wurden sie auch mit der Nummer 29, der von Draisaitl, beflockt.

Es scheint so, als wäre das Konzept, das slowakische Team in der Vorrunde im einige hundert Kilometer östlich der Hauptstadt gelegenen Kosice spielen zu lassen, weniger glücklich. Angeblich wollten die Slowaken die strukturschwache Region stärken, der Ansturm an Besuchern war auch groß, die Preise für Hotelzimmer exorbitant hoch. 200 Euro und mehr pro Nacht waren gang und gäbe. Wobei vor allem die finnischen Fans das Bild in der zweitgrößten Stadt der Slowakei prägten. Die Getränkepreise für Alkoholisches liegen im Lande weit unter denen im hohen Norden – vielleicht hat das eine Rolle gespielt.

2002 wurde die Slowakei Weltmeister

Da die Arenen in Kosice (knapp 9000 Zuschauer Fassungsvermögen) und Bratislava (gut 10.000) vergleichsweise klein sind, wird es bei der WM nicht so einen Zuschauerboom geben wie bei der WM 2018 in Dänemark, bei der insgesamt über eine halbe Million Menschen in die Arenen strömten. Vielleicht war es keine gute Idee vom Eishockey-Weltverband IIHF, die WM nach nur acht Jahren schon wieder in die Slowakei zu vergeben. Dabei sind die Slowaken eine Eishockeynation mit Geschichte und gewannen ja 2002 immerhin in Göteborg den WM-Titel. Aber da spielten eben noch Größen wie Zigmund Palffy oder Peter Bondra für das Team. Heute sehe das anders aus, sagt ein slowakischer Fan am Donnerstag vor der Arena in Bratislava. „Dafür schaue ich mir USA gegen Russland an. Auch nicht so schlecht.“ Wo die Eishockeybegeisterung halt hinfallen muss.

Die Slowaken haben sich am Montag damit getröstet, dass ihr Team im letzten Vorrundenspiel Dänemark 2:1 nach Penaltyschießen schlug. Den entscheidenden Penalty versenkte Ladislav Nagy, einer der Helden von 2002, im letzten Spiel seiner Karriere. „Das war wunderschön“, sagte Nagy nach seinem 122. WM-Spiel. „Alle Spiele in diesem Turnier waren etwas Besonderes für mich.“ Wenigstens ein Spieler des Gastgebers, der das so sehen kann.

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