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Optimistisch vor dem Spiel gegen die Schweiz. Deutschlands Torwart Mathias Niederberger.

© Roman Koksarov/dpa

Eishockey-WM - Deutschland will über die Schweiz ins Halbfinale: Dauerstreit um Buletten unter Nachbarn

Das deutsche Team hat den nächsten großen internationalen Erfolg im Visier. Und wieder führt der Weg über die Schweizer.

Der erste Tag mit Zuschauern bei der Eishockey-Weltmeisterschaft wurde zum Abenteuer, was mit dem Genehmigungsprozedere und Anforderungsprofil für die Interessierten seitens der lettischen Gesundheitsbehörde zusammenhing. Die Tickets gab es am Dienstag erst relativ kurz vor den Spielen – für Geimpfte und Menschen, die das Virus besiegt haben.

So war im Stadion am Nachmittag Tristesse wie zuvor: Beim Knaller Finnland gegen Kanada hätten die Akteure die Fans auf der Tribüne in Riga mit Handschlag begrüßen können, wenn es denn erlaubt wäre derzeit. Vier Zahlende sahen, wie sich Titelfavorit Kanada zu einem Pünktchen mühte. Danach zitterten die Kanadier dann mit der deutschen Mannschaft. Die verhinderte nämlich am Abend mit einem 2:1-Sieg gegen Lettland, dass Kanada erstmals überhaupt nicht am Viertelfinale der WM teilnehmen kann.

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Die Schweden hat es am selben Tag noch schlimmer erwischt, sie fuhren tatsächlich als Gruppenfünfter heim. Für die Deutschen dagegen, Dritter der B-Gruppe, geht das Turnier dagegen weiter, schon am Donnerstag mit dem Spiel gegen die Schweiz (15 Uhr, live auf Sport 1). Dabei war das Erreichen der Endrunde keinesfalls ein Selbstläufer, denn am Dienstagabend waren tatsächlich fast 1000 lettische Fans im Stadion und Bundestrainer Toni Söderholm sagte: „Es hat sich durch die Fans wie ein Auswärtsspiel angefühlt. Alle Spieler haben es sicherlich genossen, endlich wieder Fans in der Halle zu haben.“

Dass sie gegen die kleine Kulisse anspielen mussten, motivierte die Deutschen demnach mehr als dass es sie behinderte und es ist auch Indiz für die mentale Robustheit der Mannschaft von Söderholm, die es geschafft hat, sich aus einer schweren Situation zu befreien. Nach drei Siegen zum Anfang des Turnier gab es drei knappe Niederlagen – und bei einer Niederlage gegen die Letten wäre das Turnier für die Deutschen ein Misserfolg geworden. So ist die WM<TH>in jedem Fall kein Misserfolg und bietet sogar noch die Chance auf einen großen Erfolg.

Eine Schweizer Boulevard-Zeitung titelte nun vor dem Deutschland-Spiel: „Ran an die Buletten. Deutschland, jetzt wird abgerechnet.“ Eine überflüssige Zeile für ein Sportevent, aber das Duell ist ein aufgeladenes. Es sind zwei Länder, in denen das Profieishockey einen Aufschwung genommen hat. Erste Erfolge gab es auf beiden Seiten, die Schweizer standen zwei Mal im WM-Endspiel, die Deutschen gewannen 2018 olympisches Silber.

Interessant ist der Umstand, dass die deutschen Erfolge jeweils über die Schweiz führten: 2010 erreichte als Team durch ein 1:0 über die Schweizer das WM-Halbfinale. Bei den Winterspielen 2018 schlugen die Deutschen den Gegner in der ersten Play-off-Runde 2:1 nach Verlängerung. Ein kleiner psychologischer Vorteil für die Spieler von Toni Söderholm, der sagt: „Wir wollen gegen die Schweiz mit der gleichen Leidenschaft spielen, und bei allen Emotionen auch einen kühlen Kopf bewahren. Sie spielen ähnlich kompakt wie wir und bauen ihr Spiel auch auf starke Torhüter auf. Wir werden bereit sein.“

Im Falle Marcel Noebels gibt es noch keine Details

Ob alle bereit sein werden, war am Mittwoch unsicher. Marcel Noebels wurde nach seiner Verletzung im Lettland-Spiel untersucht, vor Donnerstag sollte da nichts nach außen dringen. Womöglich werden seine Sturmreihen-Kollegen aus Berlin, Lukas Reichel und Leo Pföderl, einen anderen Nebenmann bekommen. Torwart Mathias Niederberger von den Eisbären sagte: „Gegen die Schweiz wird es hart. Den Mittwoch haben wir gebraucht, um unseren Körper in den richtigen Modus zu bringen.“

Das Spiel gegen Lettland hat eben Kraft gekostet, wobei es sich ja gelohnt hat – nicht nur für die Deutschen: Der kanadische Botschafter in Lettland twitterte nach dem Sieg der Deutschen sofort aufgeregt: „Wir sind noch dabei!“ Das Team Canada ignorierte die Schützenhilfe auf den offiziellen Kanälen und wies lapidar darauf hin, dass es nun gegen „ROC“ im Viertelfinale weiter gehe. Was nur Menschen verstanden, die verfolgt haben, dass sämtliche Teams aus Russland nach den Auflagen wegen der Dopingvergehen vier Jahre lang unter dem Signet „Russisches Olympisches Komitee“ starten müssen, die Nationalhymne darf nicht gespielt werden.

Es wird den Russen womöglich im Siegesfalle gegen die Kanadier egal sein. Die deutschen Spieler hätten vermutlich nichts dagegen, wenn sie nach dem Spiel gegen die Schweiz die Nationalhymne singen dürften. Ausgeschlossen ist es nicht.

- Mehr zu den Nationalspielern der Eisbären in unserem Eishockey-WM-Tagebuch, aufgezeichnet von Daniel Goldstein. Vor dem Spiel gegen die Schweiz erzählt uns Lukas Reichel, wie die Stimmung im Mannschaftshotel ist.

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