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Gut drauf. Marco Sturm wollte auch als Trainer immer in die NHL, jetzt geht sein Traum in Erfüllung.

© Marius Becker/dpa

Eishockey-Nationaltrainer Marco Sturm geht: Deutschland ist Silber, die NHL Gold

Marco Sturm hört nach dem Deutschland Cup als Bundestrainer auf und wechselt zu den LA Kings. Wer nach ihm das Nationalteam übernimmt, ist offen.

Dass der Tag früher oder später kommen würde, hatten sie beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) geahnt, wenn nicht gefürchtet. Trotzdem fielen sie am Sonntagabend so ein bisschen aus allen Wolken, als Marco Sturms Wechsel als Co-Trainer zu den Los Angeles Kings in die NHL publik wurde. „Das kam für uns völlig überraschend, auch vom Zeitpunkt her“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl, der Nachrichtenagentur dpa und fügte hinzu: „Das wird auch die Spieler überraschend treffen.“

Marcel Noebels erreichte die Nachricht ein paar Stunden nach dem 5:3-Sieg mit den Eisbären am Sonntag gegen die Schwenninger Wild Wings. „Ich bin nach dem Spiel direkt nach Krefeld gefahren und habe es dann auf dem Handy gelesen“, erzählte er. Der 26-Jährige ist der einzige Berliner, der für die Nationalmannschaft in dieser Woche beim Deutschland Cup im Einsatz ist. Unter Sturm erlebte er im Februar die Sternstunde des deutschen Eishockeys, als das DEB-Team bei Olympia sensationell Silber gewann.

Die NHL war stets das Ziel für Marco Sturm

Nun heißt es nicht nur für ihn Abschied nehmen vom Bundestrainer, die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft dürfte in den kommenden Tagen einigermaßen merkwürdig sein. „Es ist gut, dass er uns noch einmal persönlich aufklären kann. Danach wissen wir dann schon mehr“, sagt Noebels.

Dass Sturm schon länger mit einer Rückkehr in die beste Eishockey-Liga der Welt geliebäugelt hatte, daraus machte der 40-Jährige nie ein Geheimnis. „Das ist mein Ziel. Im Eishockey gibt es nichts Besseres als die NHL“, erklärte er noch während der Spiele in Südkorea. Zwar hatte der DEB vor dem Turnier den Vertrag mit ihm bis 2022 verlängert, allerdings war allen Beteiligten klar, dass Sturm bei einer entsprechenden Anfrage aus Nordamerika nicht zu halten sein würde. „Das war sein großer Wunsch, das konnten wir ihm nicht verwehren“, sagte Reindl dazu am Montag.

Sturm kam als Spieler 1006 Mal in der NHL zum Einsatz, der Lebensmittelpunkt des gebürtigen Dingolfingers lag auch nach dem Ende seiner Profikarriere in den USA. Dass der DEB ihn 2015 zum Bundestrainer machte, war seinerseits durchaus ein Coup. Sturm zog deswegen sogar zurück nach Bayern und hatte noch im Sommer entschieden, erst einmal in Deutschland zu bleiben.

Durch den Erfolg mit dem Nationalteam und seiner Vergangenheit als NHL-Profi stand Sturm längst auf den Zetteln vieler Klubs in Nordamerika. Dass es nun die Los Angeles Kings geworden sind, passt da nur ins Bild. Für die Kings hat Sturm einst gespielt und Willie Desjardins, der im Zuge der Entlassung von John Stevens vom Assistenten zum Chefcoach in Los Angeles aufsteigt, war bei Olympia Trainer der Kanadier. Gegen die hatte Sturms Team im Halbfinale sensationell 4:3 gewonnen. Gut möglich, dass sich Desjardins daran erinnert hat.

Erst Übergangslösung, dann vielleicht Christian Ehrhoff?

Natürlich ist so ein Abenteuer in Übersee nie ohne Risiko. Wenn es auch unter dem Interimscoach nicht besser wird bei den Kings, könnte das Trainerteam bald wieder ersetzt werden, um dann vielleicht einen kompletten Neuanfang zu starten. Wie es dann mit Marco Sturm weitergehen würde, ist nicht abzusehen. Sich darüber vorab Gedanken zu machen, ist allerdings wenig zielführend. Das weiß auch Marcel Noebels. Der Berliner war im September für einige Wochen im Trainingscamp der Boston Bruins. Mit der NHL hat es aber nicht geklappt. „Ich habe selbst erfahren, dass es ruckzuck gehen kann. Das wünsche ich Marco natürlich nicht, vielleicht ist es auch ganz gut, dass er erst einmal als Assistent anfängt“, sagt Noebels.

Bald wird er in der Nationalmannschaft einen neuen Chef bekommen. Wer das wird, ist aktuell offen. „Wir haben da keinen Zeitdruck. Jetzt zählt erst einmal nur der Deutschland Cup, danach beginnen wir mit der Sondierung“, sagte Reindl der dpa. Sicher scheint nur, dass es auf lange Sicht ein Deutscher sein soll, wenn womöglich auch erst nach einer Übergangslösung. Vielleicht gibt es sogar wieder eine Überraschung. Christian Ehrhoff hat kürzlich seine Karriere beendet. Er verfügt zwar über keine Trainererfahrung, aber das war bei Marco Sturm ja nicht anders.

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