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Schläger, spitze, eins, zwei, drei. Frank Mauer überwindet im olympischen Halbfinale 2018 Kanadas Torwart Kevin Poulin. Der spielte damals bei den Eisbären, jetzt wird Mauer ein Berliner.

© Imago

Eishockey-Nationalspieler Frank Mauer im Interview: „Die DEL soll schwach sein? Das ist totaler Schwachsinn“

Die Eisbären Berlin sind immer noch in Schlagdistanz, sagt Frank Mauer. Der Profi von RB München über Tricks, deutsche Talente und seine Titel.

Frank Mauer, 31, spielt seit 2015 bei Red Bull München. Der gebürtige Heidelberger ist einer von nur zwei Spielern, die viermal in Folge Deutscher Meister wurden (einmal mit Mannheim, dreimal mit München).

Frank Mauer, im olympischen Halbfinale 2018 haben Sie für die deutsche Mannschaft ein traumhaftes Tor beim Sieg gegen Kanada erzielt. Wie oft werden Sie darauf angesprochen?

Sehr häufig und nicht nur das: Ich habe von meinem ehemaligen Vermieter eine Fußmatte geschenkt bekommen mit einem Bild von diesem Tor. Es zeigt die Situation, in der ich den Puck da gerade durch die Beine schiebe.

War der Kunstschuss einstudiert?
Das war das erste Mal, dass mir so etwas gelungen ist. Gut, ich habe es oft geübt im Training, Auch beim Penaltyschießen. Aber wie ich da den Schläger einsetzt habe, das kam aus der Situation heraus. Ich hätte den Pass sonst nicht bekommen. Dann war das Ding plötzlich drin, es war schon eher atypisch für mich. Das war künstlerisch angehaucht, und es ist eine schöne Erinnerung. Olympia war enorm wichtig für das deutsche Eishockey, zumal wir dann ja Silber gewonnen haben.

Erfolg ist Ihnen ja auch im Klub nicht fremd. Sie sind einer von nur zwei Spielern, die in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) vier Mal in Folge Meister werden konnten – einmal mit Mannheim, dann dreimal mit München. Und in dieser Saison sieht es wieder gut aus: Sie haben mit Red Bull München einen Startrekord aufgestellt. Elf Siege in Folge gab es zu Saisonbeginn, wie geht so etwas?
Wir hatten schon eine sehr gute Vorbereitung und das wirkte dann einfach in die Saison rein. Wir haben dominant gewonnen, hatten ein gutes Powerplay. Das hat unser Spiel auch mal gerettet, da waren wir früher ja anfälliger. Wir haben die erfahrenen Spieler, die Spiele gewinnen können und die guten jungen Spieler, die einfach mitziehen, wenn wir sie brauchen. Wir können auch trotz vieler Verletzter Spiele gewinnen, auch die Doppelbelastung mit der Champions League stört da nicht.

Mit München kamen sie vergangene Saison sogar bis ins Finale der Champions League, verloren dort in und gegen Göteborg. Wie wichtig ist dieser Wettbewerb inzwischen?
Die Spiele in der Champions League sind noch mal auf einem anderen Level als die Spiele in der DEL, da geht es schneller zu. Was in anderen Sportarten wie Handball und Basketball schon funktioniert, wächst jetzt im Eishockey gerade. Im Finale zu stehen, das war schon geil. Aber der Wettbewerb sollte besser in den Spielplan integriert werden. Wenn wir Dienstag in Karlstad spielen und Donnerstag dann schon wieder in Straubing, muss ich sagen, lässt sich da sicher noch etwas optimieren.

Inzwischen können Klubs wie Mannheim oder München mit den schwedischen Spitzenmannschaften auf Augenhöhe mitspielen, alle drei deutschen Teilnehmer sind im Europapokal im Achtelfinale. Noch vor zehn Jahren war so ein Erfolg undenkbar. Worin sehen Sie die Gründe in diesem Wandel?

Man hört ja immer mal wieder aus bestimmten Ländern, dass die deutsche Liga schwach sei und dass ihre Teams gegen die europäische Spitze keine Chance hätten. Aber das ist totaler Schwachsinn. Wir schlagen Mannschaften aus Schweden und Finnland. Die sind gut, aber nicht mehr besser als wir. Und wir werden langsam anders wahrgenommen, die Erfolge der Nationalmannschaft helfen dabei. Die Maßnahmen beim Nachwuchs tragen nun so langsam Früchte. Die Entwicklung im deutschen Eishockey ist stetig gut, und das Gute ist: Wir haben immer noch Potenzial.

Es gibt einige junge deutsche Spieler in der Liga, die schon in ganz jungen Jahren Leistungsträger sind. In München zum Beispiel John Jason Peterka und Justin Schütz…
Diese Spieler sind schon weiter als manch Älterer. Man merkt, wie die in der Red-Bull-Eishockey-Akademie trainiert haben. So explosiv waren die jungen Spieler früher nicht. Die haben ein enormes Selbstbewusstsein und nehmen ihre Chance wahr. Wenn du als Spieler solche Fähigkeiten hast, dann kannst du auch mit 17 Überzahl spielen.

Die Kommunikation stimmt. Frank Mauer (rechts) im Trikot von Red Bull München.
Die Kommunikation stimmt. Frank Mauer (rechts) im Trikot von Red Bull München.

© Eibner/Imago

Sie sprechen die Nachwuchsakademie von Red Bull an, da wird anders gearbeitet als noch zu ihrer Jugendzeit?
Na klar, das ist schon eine Wahnsinnsinvestition vom Verein. Aber das ist ja nicht nur ein Invest in den eigenen Verein, denn alle können ja nicht bei uns spielen. Also ist das eine Investition ins deutsche Eishockey. Wichtig ist: Heute wird schon in der Ausbildung mit anderer Philosophie gearbeitet als früher. Da haben deutsche Mannschaften bei einer WM abwartend defensiv gespielt, versucht Gegentore zu vermeiden und auf Konter gewartet. Jetzt spielen wir offensiver, greifen an. Wir warten nicht mehr, wir wollen das Spiel übernehmen und das bringt uns immer mehr Erfolg.

Wobei man das Gefühl hat, dass sie gegen die großen Nationen nur etwa jedes dritte Spiel gewinnen können. Was an sich schon gut ist, oder?
Ja, das ist gut und es stimmt. Wir sind noch nicht so weit, dass wir jedes Spiel gewinnen können. Da fehlt uns auch noch die Leichtigkeit, aber wir müssen daran arbeiten, dass das Standard wird. Gute Resultate machen aber Mut, so wie etwa der Sieg im Mai bei der WM gegen Finnland, den späteren Weltmeister. Wir merken schon, dass wir nicht mehr weit weg sind und jeden Gegner schlagen können.

Olympia 2018 hat da auch etwas in Gang gesetzt?
Ja, in jedem Fall. Seitdem hat sich unsere Haltung geändert. Früher waren knappe Niederlagen gegen große Teams gut. Heute sind wir immer sauer, wenn wir verlieren. Egal, gegen wen. Außerdem hat die Silbermedaille viel bewegt, nun werde ich auch in München schon mal erkannt. Als ich vor fünf Jahren aus Mannheim kam, wussten die meisten Menschen hier kaum, dass wir in hier in München in der DEL spielen.

In der Stadt wird ja viel getan für Ihre Sportart, ihr Eigner lässt eine Arena und dazu drei Eishockey-Trainingshallen im Olympiapark bauen. Eishockey soll Schulsport in München werden.
Ja und auch die große neue Arena wird uns helfen, mehr Anhänger zu gewinnen. Das ist auch unserem Erfolg und der guten Arbeit des Vereis geschuldet.

Am Sonntag spielen sie in Berlin, auch bei den Eisbären ist inzwischen ein junger Spieler mit viel Potenzial…
Ja, der Lukas Reichel bewegt sich gut auf dem Eis. Offensiv hat er seine Fähigkeiten. Sachen, die man nicht lernen kann, die hat er. Das sind schon mal gute Vorrausetzungen für eine gute Karriere.

Trotz Reichel sind die Eisbären nicht mehr die Spitzenmannschaft, die sie mal waren. Wie sehen Sie die Entwicklung bei den Berlinern?
Ach, die sind immer noch in Schlagdistanz. Vor zwei Jahren haben wir sie erst im siebten Finalspiel geschlagen, vergangene Saison waren sie im Viertelfinale ein unangenehmer Gegner. Sie sind vielleicht in der Hauptrunde nicht so stark, haben aber in entscheidenden Spielen immer noch Spieler, die sich taktisch stark verhalten. Unterschätzen sollte man die Eisbären nicht. Für mich sind die immer noch eines der großen Teams. Ich bin gespannt, das Spiel am Sonntag wird bestimmt interessant.

Warum könnten die Eisbären gegen Tabellenführer München ihre erste Heimniederlage der Saison kassieren?
Weil wir gut drauf sind und immer hungrig sind. Verlieren ist für uns keine Option.

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