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Mut zur Lücke. Die deutschen Spieler (hier v.l.: John Tripp, Felix Schütz und Frank Mauer) ziehen dank ihres forschen Auftretens als Gruppensieger in die Zwischenrunde ein.

© AFP

Eishockey-Nationalmannschaft: Das ist doch kein Wunder

Die Erfolge bei der WM in der Slowakei sind das Verdienst von Bundestrainer Uwe Krupp, der das deutsche Eishockey zu mehr Geschlossenheit und Offensive erzogen hat. Am Dienstag steht nun Spiel drei gegen Slowenien an.

Als das Wort „Wunder“ fiel, wurde Uwe Krupp grantig. „Das sind deine Worte“, rief der Eishockey-Bundestrainer einem Beobachter zu. „Ich spreche nicht davon.“ Nein, mit einem Eishockey-Wunder habe das, was sein Team in Bratislava geschafft habe, nichts zu tun. „Es basiert auf unseren deutschen Tugenden Arbeit, Fleiß und Ehrgeiz“, verkündete der 45-Jährige feierlich. „Meine Jungs sind Krieger.“

Dennoch haben die WM-Auftritte der deutschen Mannschaft mindestens märchenhafte Züge. Hätte jemand vor dem Turnierstart prognostiziert, dass die DEB-Profis in Bratislava erst den 25-maligen Weltmeister Russland besiegen, dann Gastgeber Slowakei schlagen und als Gruppensieger in die WM-Zwischenrunde einziehen, so wäre er für verrückt erklärt worden. Genau dies ist nun aber geschehen: Auf das 2:0 gegen die Russen folgte am Sonntagabend ein dramatischer 4:3-Sieg gegen die slowakische Auswahl. Das deutsche Team steht damit bereits vor der abschließenden Begegnung heute gegen Slowenien (16.15/live bei Sport 1) als Gruppensieger fest. In der neueren Eishockey-Geschichte ist das keiner deutschen Mannschaft gelungen.

Da Krupps Profis die sechs Punkte der beiden Siege mit in die Zwischenrunde nehmen, haben sie gute Chancen, das Viertelfinale zu erreichen. Krupp will sich derartigen Träumereien aber nicht hingeben. „Wir denken nur bis zum nächsten Bully, das hat sich als sinnvoll erwiesen“, sagt er. Die bedeutungslose Partie gegen die Slowenen, die auf jeden Fall in die Abstiegsrunde müssen, nimmt der 45-Jährige deshalb ernst. Auf keinen Fall soll seine hoch motivierte Mannschaft ihre Spannung abbauen.

Seit sechs Jahren ist Krupp im nationalen Amt, nach der WM verlässt er den Verband und wird Teammanager der Kölner Haie. Kurz vor dem Abschied kann er die Früchte seiner Arbeit ernten. Die Erfolge seines jungen Teams, dessen Altersschnitt bei 26 Jahren liegt, sind tatsächlich kein Zufallsprodukt. Zu Recht ist Krupp stolz auf seinen Einsatz für den Nachwuchs, in den vergangenen Jahren war der ehemalige NHL-Profi immer wieder als Assistenzcoach bei Junioren-Turnieren im Einsatz. Er kennt seine Profis seit Jahren. Die meisten Spieler, die in Bratislava im Einsatz sind, haben schon früher zusammengespielt. Während die Deutschen einst nur im defensiven Bereich stark waren, so wurden sie unter Krupps Regie ermutigt, sich auch offensiv etwas zuzutrauen. „Ein reines Defensivsystem in jungen Jahren ist nicht gut für die Nachwuchsspieler“, sagt Krupp. „Mit der Nationalmannschaft wollen wir schnelles, körperbetontes, offensives Eishockey spielen und dafür brauchst du Laufbereitschaft, spielerisches Talent und Selbstbewusstsein.“

Nach diesen Kriterien hat Krupp seine Auswahl zusammengestellt: Seine Profis haben keine Probleme, das hohe internationale Tempo mitzugehen. Anders als unter Hans Zach zerstören die DEB-Profis nicht das Spiel, sie gestalten es mit und schalten beeindruckend schnell von Defensive auf Offensive um. „Wir müssen immer am Limit spielen, immer mit vollem Einsatz“, sagt Krupp.

Ein weiterer Grund für den Erfolg ist die Geschlossenheit. In ihrem Auftreten erinnern die DEB-Spieler an Fußball-Meister Borussia Dortmund. Sie haben Spaß miteinander und kämpfen füreinander. Und sie glauben an sich, denn der sensationelle vierte Platz, den die deutsche Auswahl 2010 bei ihrer Heim-WM belegt hatte, wirkt nach. Einziger Unterschied: Krupp ist kein überschwänglicher Kumpeltyp wie Jürgen Klopp. Auf die Frage, wie weit es seine Mannschaft noch bringen könne, antwortete Krupp mit Pokerface: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“

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