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Ordentlich ausgeholt. Eishockeyspieler Marcel Noebels und die deutschen Silbermedaillengewinner.

© Jung Yeon-Je/AFP

Eishockey in Deutschland: Den Schwung nach Olympia nutzen

Uwe Krupp, Trainer der Eisbären Berlin, sieht die deutsche Liga als Produkt mit Zukunft. Wie diese gestaltet werden soll, ist schwer zu definieren.

Wohl selten ist ein Training der Eisbären mit mehr Spannung erwartet worden. Das lag weniger an der Einheit selbst als an drei Spielern, die spätestens seit dem vergangenen Sonntag nationale Bekanntheit erlangt haben. Jonas Müller, beinahe der Siegtorschütze im olympischen Eishockey-Finale gegen Russland, Verteidiger-Kollege Frank Hördler und Stürmer Marcel Noebels haben mit der deutschen Nationalmannschaft den größten Erfolg bei einem internationalen Turnier erreicht.

Doch am Dienstag tauchten die Silbermedaillengewinner gar nicht im Wellblechpalast auf. Erst am Abend zuvor waren sie wieder in der Heimat gelandet, am Flughafen Tegel gab es für die müden Helden sogar ein kleines Empfangskomitee. Tags darauf hatte das Trio dann nur einen Programmpunkt: Ausschlafen. Uwe Krupp will seinen drei Nationalspielern die Entscheidung selbst überlassen, ob sie am Mittwochabend im Spiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen Meister RB München (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) auflaufen. „Sie sollen uns am Vormittag sagen, wie sie sich fühlen und ob sie spielen wollen“, sagte der Eisbären-Trainer.

Noch interessanter als die Spekulation darüber, welcher Spieler wann wieder mit dabei sein wird, ist derzeit aber wohl die Frage, wie das deutsche Eishockey mit dem unerwarteten Erfolg von Südkorea umgehen wird. Auch Uwe Krupp, selbst lange Jahre Nationaltrainer, ist sich diesbezüglich nicht ganz sicher: „Wir können nicht in die Glaskugel schauen. Aber jetzt ist Eishockey in aller Munde und das müssen wir nutzen.“ Wie das konkret aussehen soll, ist allerdings nicht so einfach zu definieren. Die DEL ist ein Nischenprodukt, das außerhalb der Klubstandorte kaum Relevanz hat. Und sollte die Nationalmannschaft bei der WM im Mai enttäuschen, könnten sich die neugewonnenen Eishockey-Fans auch schnell wieder abwenden.

Keine Eishockeymacht

Und Deutschland ist noch weit davon entfernt, eine Eishockeymacht zu sein. „Man muss schon davon ausgehen, dass wir jetzt nicht jedes Mal automatisch um die Goldmedaille mitspielen“, mahnt Krupp. Er hoffe aber darauf, dass Olympia dem Sport hierzulande „neuen Schwung“ verleiht, denn: „Jetzt haben doch viele Leute gesehen, wie attraktiv und aufregend Eishockey ist.“ Es dürfe nur niemand denken, „dass wir nun mit einem Mal 200 000 Eishockeyspieler im Nachwuchs haben“. Trotzdem müsse der Fokus auf die Talentesichtung und -förderung gelegt werden, so wie das der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) mit seiner Kampagne „Powerplay 2026“ bereits formuliert hat.

In diesem Zusammenhang wurde in den vergangenen Tagen bereits über die Beschränkung der Ausländerkontingente für die DEL-Klubs laut nachgedacht. Von einer sofortigen Reduzierung hält Krupp allerdings nicht viel. Dazu müsse der deutsche Nachwuchs erst gewachsen sein, was im Moment noch nicht der Fall sei. „Du musst an dem arbeiten, was du hast“, sagt Krupp stattdessen und verweist auf die Entwicklung der Liga. „Das Produkt ist gut, an Spannung fehlt es bei uns zumindest nicht.“

Nicht jeder im deutschen Eishockey bewertet die Lage derart positiv, andererseits hat Bundestrainer Marco Sturm sein Erfolgsteam komplett mit Spielern aus der DEL gebildet. Sich jetzt allerdings darauf auszuruhen, wäre wohl der falsche Weg. Das sollte nur den Olympia-Helden zugestanden werden – Frank Hördler, Jonas Müller und Marcel Noebels werden in Berlin schließlich noch gebraucht. Zuallererst auf dem Eis, mehr denn je aber auch als Repräsentanten einer ganzen Sportart.

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