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Schlimmer geht immer. Stephane Richer hat eine desaströse Bilanz als Eisbären-Coach.

© picture alliance / Eibner-Presse

Eishockey: Eisbären vom Debakel gezeichnet: Ein aussichtsloser Kampf

Nach dem 0:7 gegen Mannheim pesten die Eisbären-Fans gegen Trainer und Sportdirektor Richer. Gegen Wolfsburg ist Schlimmes zu befürchten.

Von David Joram

„Fußball ist keine Mathematik“, hat der Münchner Rechenkünstler Kalle Rummenigge mal gesagt. Nun haben Eishockey und Fußball nicht so viel miteinander gemein, so viel aber schon: Auch Eishockey ist keine Mathematik. Wäre es anders, müsste den Eisbären Berlin vor dem Duell bei den Grizzlys Wolfsburg an diesem Sonntag (14 Uhr, Telekom Sport) ziemlich die Flatter gehen. Am Freitagabend lasen sich zwei Ergebnisse in der deutschen Eliteliga schließlich wie bei einem Aufeinandertreffen zwischen NHL-Allstarteam und Hohenschönhausener Schülermannschaft: Eisbären 0, Mannheim 7. Nürnberg 0, Wolfsburg 7. Weil die Berliner ein paar Variablen neu definieren könnten, darf man ein erneutes 0:7 jedenfalls nicht ableiten – wobei es angesichts der aktuellen Form auch nicht gänzlich auszuschließen ist.

Routinier Hördler sichtlich gezeichnet

Frank Hördler, der nach dem Debakel selbiges auch noch den Reportern erklären musste, sagte am Freitagabend: „Wir müssen uns an den ganz kleinen Details festhalten, die wir gut gemacht haben.“ Wie er da so stand, die Locken zerzaust, der Blick müde, das Gesicht fahl, machte Hördler nicht den Eindruck, als sei der Glaube an die eigenen Durchhalteparolen besonders ausgeprägt. „Wir müssen arbeiten, wir müssen reinhauen“, forderte der bald 34-Jährige noch. Wesentliche Dinge also, die gegen den Tabellenführer und Erzrivalen Mannheim aber nur im ersten Drittel zu beobachten waren.

Da hatten die Berliner sogar sehr gute Chancen, selbst in Führung zu gehen, weshalb Pavel Gross, der Mannheimer Trainer, hinterher urteilte: „Wir waren nicht unbedingt im Spiel.“ Doch dann schossen die Mannheimer zwei Tore, die bei den Berlinern eine Wirkung wie zwei Schläge mit dem Vorschlaghammer hinterließen. Spätestens nach dem zweiten Mannheimer Treffer nach 13 Minuten ahnten die 14 200 Zuschauer in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof, dass dieser Abend ein ganz bitterer für die Eisbären werden könnte. Mannheims David Wolf hatte auf der rechten Seite den Puck von Matthias Plachta übernommen, diesen Marcel Noebels durch die Beine gezaubert und kurz darauf locker ins lange Eck geschoben. Es war der Beginn einer Machtdemonstration, an deren Ende die fünfte Berliner Niederlage in Folge stand.

Verletzungspech macht Eisbären erfinderisch

Sieben Spieler hatten die vom Verletzungspech verfolgten Eisbären aufbieten müssen, die noch keine 23 Jahre alt sind, darunter den 17-jährigen Nino Kinder. Ihnen sei aber kein Vorwurf zu machen, fand Hördler: „Wir müssen schauen, dass wir – als erfahrene Spieler – mehr in die Bresche springen.“ Doch just dies war – siehe Noebels, 26 – nicht der Fall. Und Louis-Marc Aubry, 27, verabschiedete sich nach einer wilden Schlägerei beim Stand von 0:4 gar vorzeitig. „Ich bin sehr enttäuscht und sauer“, erklärte Stéphane Richer hinterher. „Von den alten Spielern habe ich mehr erwartet. Es sind die erfahrenen Spieler, die Fehler gemacht haben.“

Allein damit war die höchste Niederlage, die die Eisbären jemals in der Arena am Ostbahnhof erlitten, aber nicht zu erklären, mit dem Ausfall von zehn Spielern zumindest ein wenig. „Das ist keine Ausrede, sondern Fakt“, sagte Richer. Fakt ist aber auch, dass die Frage aufkam, ob der 52-Jährige als Sportdirektor und Trainer etwas überfordert ist. Unter seiner Regie verloren die Eisbären sieben von elf Spielen, nur eines gewannen sie nach der regulären Spielzeit. Noch will Richer keine Konsequenzen ziehen: „Ich bin ein Kämpfer, ich habe mein ganzes Leben lang gekämpft“, sagte er. Die Fans finden derweil, dass Richers Kampf mit den Eisbären ein ziemlich aussichtsloser ist. „Schmeißt doch mal den Trainer raus“, sangen sie nach dem 0:7.

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