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Neustart in Berlin. Der Kanadier Louis-Marc Aubry gilt als ein robuster Zweikämpfer.

© Eibner/Imago

Eisbären-Zugang Louis-Marc Aubry: Der Kämpfer mit dem verträumten Blick

Louis-Marc Aubry soll den Eisbären kurzfristig helfen. Dabei könnte der neue Stürmer langfristig noch wichtiger werden.

Der Start hätte für Louis-Marc Aubry nicht schlechter sein können. Der 25 Jahre alte Zugang der Eisbären Berlin bestritt am vergangenen Wochenende die beiden ersten Spiele für seinen neuen Klub. Sowohl beim 1:2 am Freitag in Augsburg als auch beim 1:7 am Sonntag in Wolfsburg kassierte Aubry gleich nach seiner ersten Aktion eine Strafzeit, aus der jeweils das 0:1 resultierte. „Das ist natürlich nicht gut gelaufen für mich und die Mannschaft. Aber jetzt bin ich in Berlin, kann mal runterkommen, den Jetlag aus den Knochen schütteln und meine Kollegen kennen lernen“, sagte der Franko-Kanadier am Dienstag.

Noch vor einer Woche spielte Aubry in Nordamerika, genauer gesagt in Michigan bei den Grand Rapids Griffins in der American Hockey League (AHL). Die AHL ist der Unterbau der National Hockey League (NHL), die Griffins sind dabei das Farmteam der Detroit Red Wings. Aubry bestritt 381 Spiele für Grand Rapids, gewann mit dem Team 2013 die Meisterschaft. Viele seiner Kollegen haben in den vergangenen Jahren den Sprung in die NHL geschafft, sein früherer Coach Jeff Blashill trainiert jetzt die Detroit Red Wings. Für Aubry bedeutet der Wechsel nach Deutschland daher auf den ersten Blick einen Karriereknick. „Ich hatte auch ein Angebot aus Schweden, aber der Stil in Deutschland passt besser zu meiner Spielweise“, sagt Aubry.

In Deutschland war er bisher noch nie, aber Berlin soll „eine schöne Stadt sein und die Eisbären ein guter Klub mit tollen Fans“. Nur, dass es für das Team eben in dieser Saison nicht gut läuft. Zuletzt gab es die Niederlagen Nummer 28 und 29 bei gerade einmal 18 Siegen. Jetzt stehen nur noch fünf Spiele in der Hauptrunde an. Da Aubry lediglich einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben hat, könnte sein Engagement in Berlin schnell wieder beendet sein. „Ich blicke erst einmal nicht zu weit voraus, ich bin ja auch erst fünf Tage hier. Aber ich kann mir schon vorstellen, auch länger zu bleiben“, sagt Aubry.

Dabei setzt Uwe Krupp vor allem auf die Defensivstärke seines Zugangs: „Er ist ein typischer Zwei-Wege-Center, der unserem Kader in der momentanen Personalsituation die notwendige Tiefe geben kann.“ Aubry gilt als körperlich robuster Zweikämpfer, der Unterzahl spielen kann und Bullys gewinnen soll.

Uwe Krupp hat einst gegen Aubrys Vater in Nordamerika gespielt

Wer Aubrys Namen bei Google eingibt, dem werden eine ganze Reihe von Youtube-Videos mit Faustkämpfen angeboten. Darauf angesprochen, muss er schmunzeln: „Das war nun mal meine Rolle bei Grand Rapids, aber ich denke, dass ich auch offensiv ganz gut bin.“ Berlin sei für ihn als Eishockeyspieler auch aus diesem Grund ein Neuanfang. Wenn Aubry spricht, tut er das mit leiser Stimme und wohlüberlegt. Sein Blick aus den ausdrucksstarken Augen wirkt fast ein wenig verträumt, ganz so, als wüsste der Mensch dahinter noch nicht so richtig, was mit ihm in den vergangenen Tagen passiert ist. „Ich hatte vier gute Jahre in Grand Rapids, die letzten Monate waren dann nicht mehr so gut. Deswegen will ich jetzt einfach nur spielen, eine möglichst wichtige Rolle im Team übernehmen“, sagt Aubry.

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Krupp weiß, dass die ersten Tage für seinen neuen Stürmer nicht einfach waren. Dennoch glaubt der Trainer der Eisbären, dass Aubry „einer für die Zukunft“ sein könnte. Die Eisbären könnten physisch starke Spieler wie ihn gut gebrauchen. Bisher war Spencer Machacek so ziemlich der Einzige im Team, der sich auch mal wehrte. Mit Aubry rüsten die Berliner in dieser Hinsicht auf. Krupp selbst kannte den Spieler vorher nicht, aber er erinnert sich daran, einst gegen dessen Vater Pierre Aubry in Nordamerika gespielt zu haben. „Darüber muss ich mit meinem Dad noch sprechen“, sagt Louis-Marc Aubry. Bisher hätte er dafür noch gar keine Zeit gehabt.

Sein neuer Klub wurde zuletzt viel kritisiert für die Personalpolitik. Die Verpflichtung Aubrys könnte hingegen ein durchaus weitsichtiger Schachzug gewesen sein. Der Vertrag von Julian Talbot läuft aus. Dass der fast 32-Jährige noch länger bei den Eisbären bleibt, erscheint momentan nicht sehr wahrscheinlich. Derzeit ist der Kanadier am Rücken verletzt, eine schnelle Rückkehr ins Team ist nicht besonders realistisch. Mit Aubry könnten die Eisbären einen Ersatz gefunden haben, er spielt jetzt praktisch im laufenden Betrieb vor. Und er bringt Siegermentalität mit, etwas, das in Berlin inzwischen fast abhanden gekommen zu sein scheint. „In meiner Zeit in Grand Rapids haben wir immer oben mitgespielt. Daher weiß ich, dass es nur zur richtigen Zeit klick machen muss“, sagt Aubry.

Ob es aber bei den Eisbären in dieser Saison wirklich noch einmal klick macht? Aubry soll dabei helfen, mit ihm könnte der Klub aber womöglich den angekündigten Umbruch einfach nur vorgezogen haben.

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