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Eisbären weihen neue Arena mit Kantersieg ein: 11 Tore + 14 000 Fans = 1 Ereignis

Der EHC Eisbären feiert ein fantastisches Debüt in seiner neuen Halle und deklassiert den alten Tabellenführer Augsburg 11:0

An das Nebelhorn in der O2-World muss sich der Eishockeyfan vielleicht noch gewöhnen. Es lärmt nach jedem Drittel durch die neue Großarena am Berliner Ostbahnhof. Als es gestern nach dem letzten Abschnitt des ersten Spiels der Berliner in der neuen Heimstätte erdröhnte, lag eine äußert gelungene Premierenvorstellung hinter den Eisbären. Die Berliner sind gut angekommen in ihrer neuen, großen Eishockeywelt. Vom sportlichen Ergebnis und von der Atmosphäre auf den Zuschauerrängen. Mit dem 11:0 (5:0,2:0, 4:0)-Rekordsieg gegen harmlose Augsburger Panther wurden sie neuer Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Und das haben die Eisbären vor der Berliner Rekordkulisse für ein Eishockeyspiel geschafft. 14 000 Zuschauer lärmten in der ausverkauften Arena auf den Tribünen gewaltig – mitunter in einer Phonstärke, die sogar noch das Pausenhorn übertraf.

Es war ein Premierentag mit vielen Premieren für die Eisbären. Das 11:0 war ihr höchster Erfolg in ihrer DEL-Geschichte überhaupt. Und das Privileg, das erste Tor in der vom US-Amerikaner Philip Anschutz errichteten Arena zu schießen, hatte ein US-Amerikaner: Deron Quint. Nach fünf Minuten und 14 gespielten Sekunden hämmerte der Verteidiger der Eisbären den Puck ins Tor der Augsburger, die sich dann schnell ihrem Schicksal ergaben. Als Tabellenführer und genauso nach drei Spieltagen ungeschlagen wie die Eisbären waren sie nach Berlin gekommen. Eine Chance, das Spiel auch nur phasenweise zu ihren Gunsten zu gestalten, hatten sie zu keinem Zeitpunkt vor der gewaltig lauten Kulisse: Bereits in der vierten Spielminute hatten sich alle Zuschauer von ihren Sitzplätzen erhoben. Es brauchte keine Mitklatschmusik, um das Berliner Publikum zum Applaudieren zu motivieren.

Nach 20 Spielminuten und weiteren Toren von Steve Walker, zwei Mal Denis Pederson und Frank Hördler stand es schon 5:0. Von da an versuchten die Augsburger verzweifelt, eine deftige Blamage zu vermeiden. Vergebens: Alexander Weiß und Florian Busch trafen im Mitteldrittel für die Eisbären. Daniel Weiß schoss dann schließlich im letzten Abschnitt das Tor zum 8:0 und Andy Roach gelang fünf Minuten vor Schluss das 9:0 für die Berliner. Damit steuerte das Spiel Tabellenzweiter gegen Tabellenführer auf einen ungeahnten Höhepunkt zu, der nach seinem Eintreffen mit etlichen La-Ola-Wellen auf den Rängen gebührend gefeiert wurde: Vier Minuten vor der Nebelhornschlusssirene traf Florian Busch zum 10:0, freundlich assistiert hatte ihn dabei Augsburgs Torwart Leonhard Wild. Sein Kollege Dennis Endras hatte bereits nach fünf Gegentoren das Eis verlassen – zum Glück für ihn. Steve Walker überwand Wild nämlich noch einmal zum 11:0.

Als dann alles vorbei war und die Augsburger in den riesigen Katakombengängen der Arena in ihre Umkleidekabine verschwinden durften, war die Euphorie beim Sieger groß. Stürmer Alexander Weiß fand die Atmosphäre in der Halle „einfach unglaublich“ und sein Trainer Don Jackson, sonst ein eher zurückhaltender Mensch, sagte: „Ich habe ja schon viel erlebt, aber so etwas Stimmungsvolles wie hier noch nicht.“ Da ging es seinem Augsburger Kollegen ähnlich, allerdings aus anderem Grund. Für das Ergebnis hatte Larry Mitchell wenig Verständnis, der Trainer der Augsburger Panther sagte: „Ich habe in meiner Trainerlaufbahn so ein Spiel noch nicht erlebt und möchte es ehrlich gesagt auch nie wieder erleben.“

Das Schöne aber sei, dass es auch am Sonntag in Berlin für den Verlierer nur null Punkte gäbe, fand Mitchell. Auf der anderen Seite gab es auch für die Eisbären gestern keine Bonuspunkte, aber immerhin auch im vierten Spiel wieder drei Punkte. In ihrer zurzeit gezeigten Verfassung haben sie in der DEL kaum ernsthafte Konkurrenz. Allerdings sei das 11:0 zum Hallenauftakt wohl kaum ein Maßstab, findet Eisbären-Kapitän Steve Walker. „Wir haben sofort gemerkt, wie nervös die Augsburger waren. So schwer war das für uns heute nicht.“ Dafür war die Premierenvorstellung der Eisbären in der O2-World besonders unterhaltsam für die Zuschauer, die mit ihrem Jubel nach 60 Spielminuten selbst das Nebelhorn übertönten.

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