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Thomas Oppenheimer, 28, wechselte vor dieser Saison zu den Eisbären. Der Außenstürmer (Mitte, im Trikot des ERC Ingolstadt) spielte zuletzt in Hamburg und Ingolstadt. Als Nationalspieler nahm er 2014 an der WM in Weißrussland teil.

© Monika Skolimowska/dpa

Eisbären-Spieler Thomas Oppenheimer: „Ich sehe Thomas Müller als Freund - nicht als Star“

Heute startet die Eishockey-Saison. Der Eisbären-Stürmer Thomas Oppenheimer spricht im Interview über sein neues Team und die Freundschaft zu Fußballer Thomas Müller.

Thomas Oppenheimer, sie bestreiten am Freitag beim Saisonauftakt der Eisbären gegen Nürnberg ihr 500. Hauptrundenspiel in der Deutschen Eishockey-Liga. Dabei haben Sie einiges erlebt: Die Insolvenz mit den Frankfurt Lions, den Rückzug der Anschütz-Gruppe bei den Hamburg Freezers. Wir sehr hat das Ihre Karriere beeinflusst?

Das war beide Male schon sehr überraschend. Und auch sehr einschneidend, weil man aus einer Umgebung rausgerissen wird, wo man ein paar Jahre war. Aber das gehört wohl irgendwie zum Profisport dazu. Leider. Ich hatte aber auch viele schöne Momente. Und das ist mir eigentlich immer am wichtigsten gewesen.

Ist es trotzdem ein bisschen komisch für Sie, jetzt ausgerechnet das Trikot der Eisbären zu tragen? Immerhin haben Hamburg und Berlin im Eishockey durchaus eine innige Rivalität gepflegt. Und auch noch den selben Eigentümer gehabt.

Ehrlich gesagt, bin ich richtig stolz darauf, jetzt für die Eisbären zu spielen. Natürlich habe ich mich auch in Hamburg sehr wohl gefühlt, aber jetzt bin ich hier. Und über alles andere habe ich mir keine Gedanken gemacht. Ich weiß, dass das Geschäft ist und lasse das nicht an mich rankommen, weil das andere zu entscheiden haben.

Die Freezers-Fans haben früher gern gesungen: „Hamburg ist viel schöner als Berlin.“ Wollen Sie sich nach sechs Jahren Hamburg und drei Monaten Berlin dazu schon ein Urteil erlauben?

Berlin ist genauso eine schöne Stadt wie Hamburg. Wir sollten froh sein, dass wir zwei so tolle Städte haben in Deutschland. Mit meiner Familie fühle ich mich wirklich sehr wohl hier.

Eigentlich sind Sie ja Bayer, was unschwer zu überhören ist.

Meinen Dialekt mag ich gern, wie eigentlich alle deutschen Dialekte. Das macht was Besonderes aus den Menschen. Und im Grunde sind wir doch alle gleich, auch wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Klar, wenn ich Sommer bei der Familie und bei Freunden in Bayern bin, dann fühle ich mich dort zu Hause. Aber mir hat es auch in Frankfurt und Hamburg gut gefallen. Und jetzt gilt das für Berlin.

Ein bisschen Heimat haben Sie hier ja auch: Sie spielen in einer Sturmreihe mit Martin Buchwieser und Florian Busch, die ebenfalls aus Bayern kommen.

Das ist natürlich ganz schön, weil man sich da von der Sprache her nicht so anstrengen muss (lacht). Und der Martin wohnt auch in der Nähe von mir, da machen wir auch schon mal was zusammen. Auch mit Buschi war ich schon unterwegs, aber prinzipiell unternehme ich mit jedem aus dem Team gern etwas, wenn es die Zeit erlaubt.

Wie wichtig ist es, in ein neues Umfeld zu kommen und dort auf bekannte Gesichter zu treffen? In Ihrem Fall zum Beispiel Sportdirektor Stéphane Richer, den Sie aus Hamburger Zeiten kennen.

Ich glaube, es ist für jeden Menschen wichtig, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Das ist im Profisport aber eher selten der Fall, da muss man schon Glück haben, wenn man immer wieder die selben Leute trifft. Und ich kannte ja auch schon ein paar andere bei den Eisbären von der Nationalmannschaft. Mit Martin Buchwieser habe ich zudem letzte Saison in Ingolstadt zusammengespielt. Grundsätzlich bin ich auch immer froh, neue Charaktere kennen zu lernen.

Wie sehen Sie denn die Entwicklung der Eisbären in den vergangenen Jahren? Da lief ja nicht mehr alles rund zuletzt.

Soweit ich weiß, waren die Eisbären in der letzten Saison noch im Halbfinale. So schlecht finde ich das jetzt auch nicht. Und in der Hauptrunde kann immer viel zusammenkommen. Wenn alle gesund bleiben, dann können wir viel erreichen. Alles andere werden wir sehen. Ich will in jedem Falle gutes und erfolgreiches Eishockey spielen.

Ist die Mannschaft dafür gut genug aufgestellt?

Ja, das denke ich. Wir haben in jedem Fall einen sehr tiefen Kader, was sehr wichtig ist. Aber wir müssen es natürlich aufs Eis bringen und dann werden wir sehen.

Was haben Sie sich persönlich als Ziel gesetzt? Sie sind ja auch als Torjäger geholt worden und waren zuletzt zuverlässig einer der besten deutschen Stürmer in der DEL.

Ich habe zwar immer viele Tore geschossen, aber wichtiger ist mir, dass die Mannschaft Erfolg hat. Und wenn ich dafür weniger Tore schieße, ist mir das in jedem Falle recht.

Können die Eisbären Titelverteidiger RB München denn gefährden?

Sie sind der aktuelle Meister und haben eine gute Mannschaft. Aber die haben wir auch. Und die Saison muss erst einmal gespielt werden.

Olympia 2018 ist vermutlich Ihr anderes großes Ziel für diese Saison?

Ich werde alles geben, damit ich eine Chance bekomme. Wenn es so sein sollte, würde ich mich sehr darüber freuen. Olympia ist immer etwas Besonderes. Aber wenn es nicht so sein sollte, dann werden auch viele gute Spieler da hinfahren, die Deutschland würdig vertreten. Und ich hätte dann ja im Februar das Vergnügen, einen schönen Ausflug mit den Eisbären zum Kooperationspartner Los Angeles Kings zu machen.

Dass die NHL ihre Spieler nicht für Olympia abstellt, dürfte Ihre Chancen durchaus verbessern?

Das stimmt natürlich. Aber das einzige, was man beeinflussen kann, ist seine eigene Leistung. Wenn ich gut spiele und ich eingeladen werde, freue ich mich natürlich darüber.

Fußball-Nationalspieler Thomas Müller ist einer ihrer besten Freunde. Sie sind mit ihm zur Schule gegangen und waren bei seiner Hochzeit sein Trauzeuge. Am 1. Oktober spielt Müller mit dem FC Bayern bei Hertha BSC, die Eisbären aber zeitgleich gegen Mannheim. Das wird dann eher schwierig mit einem Treffen.

Das ist natürlich ein bisschen unglücklich, aber so war das mit uns beiden schon oft. Das ist eben unser Beruf, das wissen wir beide. Irgendwann werden wir auch wieder mehr Zeit haben füreinander.

Nervt es Sie eigentlich, wenn Sie immer wieder als Freund des berühmten Fußballers in den Medien auftauchen?

Das ist doch völlig normal. Er ist eines der bekanntesten Gesichter im Fußball. Und für ihn ist das glaube ich auch in Ordnung. Ich sehe ihn natürlich sowieso anders – als Freund und nicht als Star, weil wir nun mal zusammen aufgewachsen sind.

Er wird mit den Bayern allerdings immer Meister. Bei Ihnen hat das hingegen noch nicht geklappt.

Ja, leider (lacht). Wenn ich das hier in Berlin schaffe, würde ich mich sehr darüber freuen. Und das ist natürlich auch ein Ziel von mir.

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