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Verfolgt. Leo Pföderl (l.) traf zum 2:0. Zuvor taten sich die Eisbären schwer. Foto: Imago

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Eisbären sind neuer Tabellenführer: Es geht auch ohne Hilfe

Noch ohne Zugang Zach Boychuk schlagen die Eisbären die Fischtown Pinguins Bremerhaven 2:0 und sind Tabellenführer in der Nordgruppe der DEL.

Bei den Charlotte Checkers war Zach Boychuk eine ganz große Nummer. Dort hält der kanadische Eishockeyprofi bis heute vier Teamrekorde. Zahl der Spiele, Tore, Vorlagen, Scorerpunkte – keiner war bei dem Team aus der American Hockey League (AHL) bis heute größer als Zach Boychuk. Aber das war einmal für den Angreifer, inzwischen ist der Kanadier 31 Jahre alt und hat elf Stationen als Eishockeyprofi hinter sich. Zuletzt war er in der Schweiz, nun hat er mitten in der Saison bei den Eisbären angedockt.

Es ist ja durchaus möglich, dass sich Boychuk von seinem Söldnerimage emanzipiert, begeistert die Umgebung in Berlin aufsaugt, die deutsche Sprache lernt, zum Vorbild für die Jugend wird und später einmal als großer Förderer des Berliner Eishockeys... okay, das wird nicht passieren.

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Dafür wurde Boychuk ja auch nicht geholt, er hat einen Vertrag bis Saisonende bei den Eisbären. Er soll ihnen nach Angaben des Klubs helfen, besser zu werden. Am Donnerstagabend musste Boychuk – eingereist aus der Schweiz – aber noch auf den Einsatz warten. Quarantäne war angesagt. Die Eisbären gewannen das Spitzenspiel der Nordgruppe in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) trotzdem 2:0 (0:0, 0:0, 2:0) gegen die Fischtown Pinguins und sind nun neuer Tabellenführer der Nordgruppe nach neun Spielen.

In der Geisterspielsaison investieren die Berliner also ein wenig mehr als noch zu Saisonbeginn. Für einen Lohn, der vergleichsweise kärglich ausfallen kann. Mehr Zuschauereinnahmen lassen sich in diesem Jahr ja durch mehr Erfolg nicht generieren – höchstens höhere Unkosten, wenn man dann in den Play-offs sehr weit kommt. Wobei da ja wohl auch vom übertragenden Streamingdienst kräftig zugeschustert wird.

Es ist halt so, auch Boychuk verhagelt durch seine Einsatzzeit bei den Berlinern womöglich die Chance eines jungen deutschen Spielers, sich zu profilieren – Nino Kinder könnte das betreffen. In Bremerhaven haben sie derlei Probleme nicht, am Donnerstag setzten sie in Berlin einen US-Amerikaner ein, der einen Dänen aus der Aufstellung verdrängte.

Noebels' Treffer zum 1:0 zeigte Wirkung

An der Küste spielen sie – dem Hype um deutsche Eishockeyspieler zum Trotz – weiterhin fast völlig ohne deutsche Spieler. Aber das klappt gut, die Weltauswahl bestimmte am Donnerstag in der leeren Arena am Ostbahnhof lange Zeit das Spiel. Die Eisbären kamen viel zu selten gefährlich vor das Tor des Gegners, in dem wieder einmal Thomas Pöpperle stand, einst im Berliner Tor bei der zweiten deutschen Meisterschaft im Jahr 2006.

Damals spielt Bremerhaven noch unterklassig, inzwischen sind sie ja erstklassig. Und in dieser düsteren Saison ist für die Mannschaft von Trainer Thomas Popiesch sicher etwas drin, am Donnerstag aber hatten die Eisbären mehr Glück: Marcel Noebels überwand Pöpperle im letzten Drittel und die Eisbären führten 1:0.

Es war ein Wirkungstreffer. In der Schlussphase waren die Berliner das bessere Team – auch weil sie mit Mathias Niederberger den besseren Torhüter hatten. Leo Pföderl traf noch zum 2:0 – Pöpperle hatte das Eis verlassen – und Niederberger freute sich nach dem Spiel ohne Gegentor natürlich sehr, sagte aber auch: „Schade, dass keine Zuschauer da waren bei diesem tollen Spiel.“ Claus Vetter

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