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Alles so schön groß hier. Die Eisbären beim Training auf der Kunsteisfläche im Frankenstadion.

© DEL/City-Press

Eisbären in Nürnberg: Freiluftspiel im Eishockey: Zurück nach draußen

Nach nordamerikanischem Vorbild zieht nun auch das deutsche Eishockey in den Winter – mit einem Freiluftspektakel, das zur Tradition werden kann.

Als junger Bursche hat Peter John Lee das Eishockeyspielen unter freiem Himmel erlernt. Ist schon ein paar Jahre her, der Manager der Berliner Eisbären hat am Mittwoch seinen 57. Geburtstag gefeiert. Als er nun am Donnerstag in Nürnberg auf die Eisfläche schaute, schossen Erinnerungen durch seinen Kopf. An damals, an Spiele bei klirrender Kälte auf dem Teich. Eishockey, Wintersport, freier Himmel – so betrachtet kehrt der in wohltemperierte Multifunktionsarenen umgezogene Sport am Sonnabend zu seinen Wurzeln zurück. Allerdings wird es im Frankenstadion zu Nürnberg nicht so gemütlich zugehen wie einst auf dem Weiher in Kanada. 50 000 Zuschauer kommen, die künstliche Eisfläche im Fußballstadion ist von einer weißen Fläche umschlossen – Schneesimulation, bei Temperaturen klar über dem Gefrierpunkt: Das erste „Winter Game“ in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist ein Spektakel mit Konzerten und dem Zuschauerrekord im europäischen Klubeishockey. Nebenbei geht es für die Nürnberg Ice Tigers und die Eisbären Berlin noch um Punkte.

Das deutsche Eishockey macht sich in Nürnberg größer, als es ist. In der Liga schauen im Schnitt 6000 Zuschauer zu. Aber mit Rekorden haben sie es im Eishockey. Im Mai 2010 drängten sich beim WM-Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und den USA 77 803 Menschen in die Schalker Arena. Das war ein Weltrekord, aber er hatte nicht lange Bestand. Im selben Jahr sahen im US-Staat Michigan 113 000 Zuschauer ein Eishockeyspiel zweier College-Teams.

Auf Schalke verhinderte ein Dach unangenehme Überraschungen. In Nürnberg aber kann die Komponente Wetter eine Rolle spielen. Für Sonnabend ist Regen angesagt. Egal, sagt Peter John Lee, „die Spieler können an solchen Erfahrungen wachsen“. Am Donnerstag konnten beide Mannschaften auf der Eisfläche im Frankenstadion trainieren. Nürnbergs Mannschaftskapitän Patrick Reimer sagte, das habe auch schon ohne Zuschauer ganz beeindruckend gewirkt. Und: „Das Eis macht einen sehr guten Eindruck.“

Gut vier Wochen lang wurde das Nürnberger Stadion hergerichtet, es ist ausverkauft und hält für die Fans schon vor dem Spiel (16.30 Uhr, Servus TV überträgt live ab 15 Uhr) allerlei Brimborium bereit. Unter anderem das Vorspiel mit einstigen deutschen Eishockeystars wie Erich Kühnhackl und Dieter Hegen und ab 15 Uhr das 40-minütige Konzert mit den Berliner Country-Rockern „The BossHoss“. Viel Show, wenig Sport? André Haase, Herausgeber des Fanzines „Eis-Dynamo“ sagt, er fahre nicht nach Nürnberg, weil ihm das Ganze zu kommerziell sei. Mit dieser Haltung steht er weitgehend allein. Einige tausend Fans werden aus Berlin nach Nürnberg reisen, unter anderem in zwei Sonderzügen.

Vorbild für das „Winter Game“ ist das „Winter Classic“ in der National Hockey League (NHL). Rund 1,2 Millionen Euro hat die Materialschlacht von Nürnberg verschlungen. Es war kein Risiko. Die Karten gingen zügig weg – was erstaunlich ist, schließlich findet das Spiel nicht unter dem die Fans bündelnden Signet Deutschland statt wie 2010 in Gelsenkirchen. Aber was die Zuschauerresonanz angeht, steht die DEL nach dem Fußball ohnehin gut da. Sportarten wie Handball oder Basketball folgen dem Eishockey mit Abstand. Insofern war es konsequent, dass sich die Liga in ein Fußballstadion wagt.

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