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Leere Arena. So würde das Oval bei Heimspielen der Eisbären Berlin ausschauen.

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Eisbären-Geschäftsführer über Profiklubs: „Die werden existenzielle Probleme bekommen, da geht es ums Überleben“

Peter John Lee, Geschäftsführer der Eisbären, über die Auswirkungen des Verbots von Großveranstaltungen und die Zukunft des Profisports in Berlin.

Peter John Lee, 64, ist seit 1995 bei den Eisbären Berlin, inzwischen ist der in England geborene Kanadier Geschäftsführer. Die laufende Eishockey-Saison ist längst abgebrochen, nun wurden Großveranstaltungen in Berlin auf lange Sicht untersagt. Darüber und über weitere Auswirkungen der Coronavirus-Krise haben wir mit Lee gesprochen.

Peter John Lee, in Berlin sind wegen der Coronakrise bis zum 24. Oktober keine Großveranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern erlaubt, bei öffentlichen Sportveranstaltungen sind bis dahin keine Zuschauer erlaubt. Wie haben Sie davon erfahren?
Von offizieller Seite gar nicht. Da gab es keine Vorwarnung. Das ging schnell, uns sagt da keiner was. Ich habe die Meldung wie alle anderen Menschen auch am Dienstagabend gelesen. Das war dann schon ein kleiner Schock.

Düsteres Bild. Eisbären-Geschäftsführer Peter John Lee kann sich momentan „gar nichts vorstellen“.
Düsteres Bild. Eisbären-Geschäftsführer Peter John Lee kann sich momentan „gar nichts vorstellen“.

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Die Eisbären hatten zuletzt 13.000 Zuschauer im Schnitt pro Spiel, hatten nach Hertha BSC in der abgebrochenen Saison absolut gesehen in Berlin die meisten Zuschauer, noch mehr als der 1. FC Union – weil es eben mehr Spiele als im Fußball gibt.
Ja, aber es trifft ja nicht nur den Fußball und uns, auch der Berlin-Marathon fällt aus. In der Berliner Situation würde ich sagen, ist es für Basketball, Handball und auch Volleyball richtig scheiße. Für uns natürlich auch.

Das heißt, Ihr Saisonstart am 18. September ist gefährdet?
Dazu kann ich jetzt noch gar nichts sagen. Erst einmal müssen wir uns mit der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) abstimmen. Wir wissen doch noch gar nicht, was die anderen Bundesländer machen werden. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass nur Berlin so eine Reglung trifft und zum Beispiel die Klubs aus Nordrhein-Westfalen in voller Halle spielen dürfen.

Wäre es dann nicht denkbar, dass der Saisonstart für die gesamte Liga verschoben wird?
Das ist eine Möglichkeit, die wir in der DEL nun bald diskutieren werden.

Mehr zur Lage um das Coronavirus im Sport:

Dass die Eisbären in einer leeren Arena am Ostbahnhof spielen, können Sie sich nicht vorstellen?
Ich kann mir momentan gar nichts vorstellen. Wer weiß, wie lange dies alles Bestand hat. Momentan ändert sich ständig etwas. Die Fußball-Bundesliga hat da vielleicht noch Glück, wenn das mit den Geisterspielen klappen sollte. Aber schon für die Zweite Liga funktioniert so etwas nicht. Die werden existenzielle Probleme bekommen, da geht es ums Überleben.

Harte Worte. Nimmt sich der Profisport zu wichtig in dieser weltweiten Krise?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Am Ende des Tages zählt nur die Gesundheit der Menschen, alles andere ist unwichtiger. Aber das jetzt die Unsicherheit bei uns groß ist, ist klar. Es geht ja um unsere berufliche und damit persönliche Zukunft.

[Verfolgen Sie in unseren Liveblogs die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in Berlin und zum Coronavirus weltweit.]

Wie geht es nun weiter?
Wir haben mit dem Verbund der sechs Berliner Profiklubs eine starke Gemeinschaft und werden uns jetzt mit Hertha, Union, Alba, den Füchsen und den Volleys absprechen, was wir machen können. Und vor allem werden wir die Kommunikation mit der politischen Seite suchen. Das werden wir als Gruppe machen.

Haben Sie manchmal Angst um ihre Sportart oder ihren Klub, die Eisbären?
Nein. Es ist eine schwere Zeit, ja. Aber es werden auch wieder bessere Zeiten kommen.

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