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Zurück in der Erstklassigkeit. In Bremerhaven will es Torhüter Maximilian Franzreb zur Nummer eins im Tor schaffen.

© imago images/Eibner

Eisbären-Ersatzmann spielt in Bremerhaven groß auf: Wie aus Maximilian Franzreb ein Spitzentorhüter wurde

In Berlin gelang Maximilian Franzreb nie der Durchbruch, doch er hat es zurück in die DEL geschafft - auch dank der Umstände während der Corona-Pandemie.

Maximilian Franzreb hat schon in seiner Berliner Zeit immer mit einem kräftigen „Moin“ gegrüßt. Das wäre vor ein paar Jahren noch Indikator dafür gewesen, dass der junge Mann aus dem Norden kommt. Aber heute ist diese Grußformel flächendeckend etabliert. Nun passt sie aber zu Franzreb, schließlich ist Bremerhaven seine neue Heimat. Seit dieser Saison hütet er das Tor bei den Fischtown Pinguins, dem einzigen Klub in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) aus dem hohen Norden der Republik.

Bei Franzreb klingt das „Moin“ authentisch, der inzwischen 25-jährige Mann ist in Hamburg aufgewachsen. „Von Bremerhaven sind es ist nur anderthalb Stunden bis nach Hause.“ Endlich wieder Heimat, sagt er. Er ist viel herumgekommen, schon sein Vater war Eishockeytorhüter. Mit ihm zog der in Bad Tölz geborene Sohn im Alter von sieben Jahren nach Norddeutschland. In Hamburg spielte er im Nachwuchs beim HSV und bei den Freezers. Dort wurde er der erste in Hamburg ausgebildete Spieler im DEL-Team, das dann aber bald aufgelöst wurde. Ein erster Bruch in seiner Spielerbiographie. Er hatte er geglaubt, dass seine Karriere in Hamburg Fahrt aufnehmen würde.

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Franzreb galt als großes Talent, war im Jahr 2015 als Torwart der Freezers sogar in einem Nachwuchscamp der Los Angeles Kings. Doch ein Jahr später wurden die Freezers abgewickelt, von Hamburg ging es nach Berlin zu den Eisbären, dort konnte sich Franzreb in vier Jahren nicht durchsetzen, meist stand er beim Kooperationspartner Weißwasser im Tor. „Berlin war ein einziges Auf und ab“, sagt er. 2020 wechselte er in die zweite Liga, in seine Geburtsstadt Bad Tölz. Ein Karriereknick. „Die Meisten kommen da nicht mehr hoch, aber ich wollte endlich mal wieder als erster Torhüter spielen und zeigen, was ich kann.“ Franzreb kam aus dem Knick: Er spielte eine starke Saison als Stammtorhüter und wurde zum besten Torhüter der Liga gewählt.

Woher kommt die enorme Leistungssteigerung? „Die Corona-Zeit hat mir in die Karten gespielt. Ich habe viel zu Hause im Garten trainiert, meinen Stil optimiert.“ Er habe nicht so sehr auf Krafttraining gesetzt, dafür unter anderem an der Balance gearbeitet. „Ich habe mir einiges an Geräten bestellt, ich war sehr fleißig.“ Er lacht. „Ich bin ein Gewinner der Krise.“

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Im Januar meldeten sich die Bremerhavener bei ihm, es gab auch Angebote von anderen Klubs. Aber neben dem Umstand, dass mit Thomas Popiesch ein deutscher Trainer in Bremerhaven ist („Das macht es einfacher mit der Kommunikation“, findet Franzreb), war auch die Nähe zur Heimat entscheidend und die Chance, es dann doch zur Nummer eins Im Tor eines DEL-Klubs zu bringen. Allerdings steht da in Fischtown mit dem US-Amerikaner Brandon Maxwell ein erfahrener Mann vor ihm. In den ersten vier Gruppenspielen der Champions League (CHL) wechselten sich beide ab, die Pinguins gewannen überraschend drei von vier Spielen. Franzreb stand beim 2:1 gegen den Schwedischen Meister Växjö im Tor. Er sagt, Maxwell und er hätten sich „gegenseitig gepusht“: „Auch wenn wir uns gut verstehen, habe ich den Ehrgeiz, an so einem vorbeizukommen.“ In der Liga kam er am ersten Wochenende nicht zum Einsatz. Ein DEL-Debüt für Bremerhaven gegen den ehemaligen Klub am Freitag im Spiel gegen die Eisbären (19.30 Uhr, live auf Magentasport) wäre eine feine Sache. „Ich habe kein mulmiges Gefühl, wenn es gegen die Eisbären geht. Sondern ich will zeigen, was ich kann.“

Nun ist Bremerhaven ein Klub, der eine sehr internationale Auswahl hat. Auch wenn in dieser Saison eine Handvoll deutsche Spieler im Kader sind, in der Kabine wird kaum Deutsch gesprochen. Wer versteht ihn da, wenn er sein „Moin“ in die Runde schmettert. „Alle“, sagt Franzreb. „Nein, im Ernst: Die Stimmung im Team ist außerordentlich gut, da gibt es keinen, der querschlägt.“ Mit ihrem Teamgeist haben sich die Bremerhavener in den jüngsten Jahren vom Underdog zum Spitzenteam der DEL entwickelt. Franzreb sagt: „Das Halbfinale ist in jedem Fall drin.“ Und wer weiß, was in der Champions League noch so passiert.

Einen Grund, warum das „Moin“ inzwischen auch in Berlin angesagt ist, kennt Maximilian Franzreb übrigens. „Das habe ich in Berlin eingeführt“, sagt er und lacht.

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