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Leo Pföderl will auch in München treffen.

© Christian Thiel/Imago

Eisbären - eine Zwischenbilanz: Stark, aber nicht immer stark genug

Die Eisbären spielen eine gute Saison, aber zum ganz großen Wurf reicht es noch nicht, weil München und wohl auch Mannheim einfach stärker sind.

Wenn so ein Lob aus München kommt, ist Vorsicht geboten. Münchens Patrick Hager sagte am Sonntag, dass die Eisbären „sehr stark“ seien und München „das Leben schwer gemacht“ hätten. Mit dem Sieg und der Sicherheit im Rücken, einen Konkurrenten insgesamt im Griff zu haben, sagt sich so etwas für den Kapitän des souveränen Tabellenführers der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eben leicht. Die Berliner nahmen, als Hager diese Worte im Fernsehinterview von sich gab, mit einer kleinen Ehrenrunde die Ovationen ihrer Fans entgegen, nach einer 3:5-Niederlage.

Alles gegeben – aber das reicht eben nicht gegen so eine starke Mannschaft wie RB München. Das Ergebnis vom Sonntag sagt viel aus über die derzeitige Verfassung bei den Eisbären. Sie sind gut, aber nicht gut genug für den ganz großen Wurf.

Es ist Ende Oktober und das ist der Zeitpunkt in der Deutschen Eishockey-Liga, an dem sich erahnen lässt, wo die Reise hingehen könnte für ihre 14 Teilnehmer. So sieht es jedenfalls  Pierre Pagé. „Nach einem Drittel der Hauptrunde siehst du schon, was funktioniert und was nicht“, glaubt der ehemalige Trainer der Eisbären. Natürlich lasse sich dann noch nachjustieren, „aber nicht fundamental“.

Aus einem Tabellenletzten im Oktober wird im April selten ein Meister: Tatsächlich hatte die Tabelle in den vergangenen Jahren nach 15 Spieltagen schon Aussagekraft, was das Ende der Saison betraf: In der Vorsaison war Mannheim zu diesem Zeitpunkt Erster, am Ende wurde Mannheim Meister. Die Saison davor war München vorn, München wurde Meister. Davor lag Wolfsburg vor München, München wurde Meister in einer Finalserie gegen Wolfsburg. Die Eisbären waren zu diesen Zeitpunkten nie ganz oben, das beste Zwischenresultat war noch ein dritter Platz im Jahr 2017, sechs Monate später kamen sie tatsächlich bis ins Finale.

Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele und natürlich kann noch viel passieren bis zum Play-off-Beginn im März. Aber aus Sicht der Eisbären, zur Zeit Tabellensechster, sieht die Situation ordentlich aus. Das sieht auch Marcel Noebels so. „Die letzten Spiele waren sehr, sehr positiv“, sagt der Angreifer, zuletzt einer der Besten bei den Berlinern. „Das erste Viertel der Saison ist sehr gut ausgefallen, nach dem wir da erst einmal in einem Loch waren.“ Die Eisbären spielen bislang eine muntere Saison, sie sind personell und spielerisch gegen alle Mannschaften gut aufgestellt – gegen alle Mannschaften, abgesehen von München und Mannheim.

Die Berliner bewegen sich in einer Klasse mit Düsseldorf, Nürnberg und Straubing. In Franken und Niederbayern müssen sie am Donnerstag und Sonntag antreten, gegen beide Mannschaften haben sie daheim schon gewonnen, auswärts könnte das schwerer werden. Insofern sind es richtungsweisende Spiele. In der Auswärtstabelle liegen die Berliner auf Rang 10, sie haben bisher von ihrer Heimstärke gelebt. Was an sich gut ist, aber in den Play-offs eben nur dann wirken kann, wenn man aufgrund guter Platzierung auch den Heimvorteil hat. 

Es gibt spannende und auch gute Ansätze in der Arbeit von Trainer Aubin

Direkt dahin zu kommen, wird eine spannende Aufgabe für die Berliner. Platz drei und vier sind hart umkämpft, immer vorausgesetzt, dass Mannheim noch kommen wird. Die Eisbären haben einen guten Kader, aber keinen sehr guten Kader. Sebastian Dahm ist ein guter Torwart, aber eben kein sehr guter Torwart wie Danny aus den Birken, das zeigte sich am Sonntag im Spiel Berlin gegen München (ganz zu schweigen davon, dass der Tabellenführer mit Kevin Reich noch einen Klassemann als Reserve hat). Diese Vergleiche lassen sich weiter durchziehen. Die Eisbären haben einen jungen Spieler mit viel Perspektive (Lukas Reichel), die Münchner mindestens zwei (John Jason Peterka, Justin Schütz) und noch eine Akademie im Hintergrund, in der viele Talente nach oben drängen. Der strukturelle Unterschied zu den Geld- und Nachwuchshochburgen Mannheim und München ist aus Berliner Sicht groß und lässt sich auch nicht mit Nachverpflichtungen wie der von Landon Ferraro kompensieren. Der Kanadier ist sicher ein guter Spieler, aber davon gibt es eben viele in der Liga.

Es gibt viele spannende und wohl auch gute Ansätze in der Arbeit von Serge Aubin, er hat den Umbruch eingeleitet, die Rolle von verdienten aber auch nicht mehr im Zenit ihres Können stehenden Spielern reduziert der Trainer oder er fördert Spieler, die zuletzt weniger stark waren. Ein Florian Busch zum Beispiel ist kaum noch ein Thema. Dagegen ist ein Constantin Braun geradezu aufgeblüht.

Insgesamt haben die Eisbären eine gute Prognose – wenn sie es schaffen, noch mehr gute junge Spieler zu bekommen und diese spielen lassen, dann könnte es stetig aufwärts gehen. Um dann in Berlin irgendwann auch mal zu sagen, dass München gut mitgehalten hat.  

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