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Schon am Boden? Eine kleine Chancen haben die Eisbären noch.

© dpa

Eisbären Berlin: Mit dem Mut der Verzweiflung

Die Eisbären versuchen, sich mit Durchhalteparolen Hoffnung zu machen. Doch viel spricht nicht dafür, dass es in den Play-offs gegen München noch reicht.

Worte erzählen manchmal nur die halbe Wahrheit. „Ich glaube schon, dass wir die Serie noch gewinnen können“, sagte Eisbären-Stürmer James Sheppard nach dem 2:5 im vierten Play-off-Viertelfinale am Freitagabend gegen RB München. Und sein Kollege Marcel Noebels erklärte: „Uns abzuschreiben, ist gefährlich.“ Wer den beiden Spielern dabei in die Gesichter sah, konnte darin allerdings kaum Zuversicht erkennen. Zu klar war der Unterschied zwischen dem Meister und den Berlinern zuvor auf dem Eis gewesen, die Münchner scheinen im Laufe der Serie immer besser in Schwung zu kommen. Bei den Eisbären Berlin geht der Trend eher in die andere Richtung. Und so ist vor dem fünften Duell am Sonntag in München (17 Uhr, live bei Sport 1) die Hoffnung so ziemlich das Letzte, was den Berlinern bleibt.

Immerhin nährt sie sich auch aus der Tatsache, dass es im Vorjahr in der Finalserie ebenfalls schon 3:1 für München stand, die Entscheidung dann aber erst im siebten Spiel zugunsten der Mannschaft von Don Jackson fiel. Der Trainer, ohnehin kein Freund großer Vorhersagen, meinte dann am Freitag auch nur: „Wir denken von Spiel zu Spiel und bereiten uns jetzt auf Sonntag vor.“

Wenn diese Vorbereitung ähnlich akribisch ausfällt wie die auf Spiel vier, wird es sehr schwer werden für die Eisbären. Die Münchner schafften es am Freitag, die Fehler zu vermeiden, die ihnen vor Wochenfrist beim 0:4 in Berlin noch zum Verhängnis geworden waren. Sie traten von Beginn an dominant auf, beschäftigten den Gegner in dessen Zone und schafften es durch Treffer zum richtigen Zeitpunkt auch das Publikum aus dem Spiel zu nehmen. „Im Eishockey geht es immer um Kleinigkeiten und die hat München besser gemacht. Wir waren nicht gut genug, um sie zu schlagen“, sagte Berlins Trainer Stéphane Richer und kündigte an, sich über die Aufstellung für Spiel fünf intensivere Gedanken machen zu wollen.

Zurück vom Höhenflug

Besonders enttäuscht war der Eisbären-Coach darüber, dass seine Mannschaft den Start ins Spiel komplett verschlief und damit den eigenen Matchplan früh zerstörte. „Wir haben nicht so begonnen, wie wir wollten und das hat uns das Spiel gekostet“, gab Sheppard zu und überraschte mit der Aussage: „Vielleicht sind wir am Anfang ein bisschen nervös gewesen und haben uns auch auf die falschen Dinge fokussiert.“ Sein Rezept für Sonntag: „Wir müssen einfach den Kopf ausschalten und spielen.“

In den ersten beiden Duellen hatten die Eisbären genau das gemacht und den Gegner zum Nachdenken gebracht. Die Berliner traten locker auf, München wirkte wie ein alternder Boxer, der zwar um seine Stärke weiß, sich aber mit dem Gegner nicht weiter beschäftigen mag und deswegen überrascht wird. Es spricht allerdings auch für Jackson, dass er mit dem Team die richtigen Schlüsse aus Spiel eins und zwei gezogen hat. Das muss nun auch Richer gelingen, wobei sich die Frage nach dem „Wie“ stellt? „Wenn du gegen München gewinnen willst, musst du dir das verdienen“, sagte Sheppard.

Nur haben die Eisbären in dieser Saison viel zu selten verdienstvolle Leistungen abrufen können und so könnte dieses Viertelfinale nun doch so laufen, wie sich das über sechs Monate in der Saison angedeutet hat. Platz neun nach der Vorrunde hatte auch mit vielen Verletzungen im Team zu tun, aber eben nicht nur. Ein bisschen scheint es so, dass die Berliner gerade ihre Grenzen aufgezeigt bekommen und nach ihrem zwischenzeitlichen Höhenflug nun wieder zur Landung ansetzen.

Noch aber ist diese Saison nicht vorbei. Im Eishockey kann sich in kürzester Zeit viel drehen. Und auch im Vorjahr klangen die Sätze der Berliner nach der Niederlage in Spiel vier wie Durchhalteparolen. Die Eisbären haben es selbst in der Hand, mehr aus ihnen zu machen. Dafür müssen sie ihren Worten am Sonntag aber auch Taten folgen lassen.

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