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Mit viel Schwung. Deutschlands berühmtester Golfspieler Bernhard Langer tritt von Freitag bis Sonntag in der Nähe von Schwerin an.

© Mike Wolff

Einziger Deutschland-Auftritt des Golfstars: Bernhard Langer spielt nur für sich

Auch mit 61 Jahren strebt Golfer Bernhard Langer weiter nach Siegen – derzeit sogar mal in Deutschland. Ans Aufhören denkt er noch längst nicht.

Im Tunnel ist Bernhard Langer noch nicht. Der deutsche Golfstar kennt den Ausdruck nicht einmal. Das ist der Tatsache geschuldet, dass der 61-Jährige die meiste Zeit des Jahres in den USA verbringt, im Bundesstaat Florida lebt er mit seiner Familie – und spricht dort meistens Englisch. In dieser Woche kann Langer allerdings auf seine Muttersprache zurückgreifen.

Bei den Winstongolf Senior Open in Gneven, rund 20 Kilometer östlich von Schwerin, hat er in diesem Jahr seinen einzigen Auftritt in Deutschland bei einem Golfturnier. „Wenn ich dran bin mit meinem Schlag, ist es so, als würde ich den Lichtschalter anschalten“, erklärt Langer seine Art von Fokussierung auf den Sport. Zwischendurch unterhalte er sich aber ganz normal mit seinen Mitspielern.

Am Dienstag ist der immer noch berühmteste deutsche Golfspieler aus den USA angereist, seine Frau und die älteste Tochter Jackie begleiten ihn in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird beim Turnier von Freitag bis Sonntag auch als Caddy fungieren – so wie bei Langers bisher letztem Sieg auf der US-Senioren-Tour Anfang des Jahres. Am Mittwoch gibt er eine Pressekonferenz auf der Anlage, anders als vom Veranstalter geplant, möchte er allerdings lieber sitzen als die Fragen im Stehen zu beantworten. Wird Bernhard Langer, das deutsche Fitnesswunder, jetzt plötzlich doch alt?

Zumindest wirkt er entspannt. „In den USA werde ich wegen meines Alters und meiner Fitness gern in eine bestimmte Schublade gesteckt. Manchmal nervt das schon“, gibt er zu. Auch an diesem Vormittag muss er wieder einige Fragen dazu beantworten. Er erzählt, dass er jeden Morgen eine halbe Stunde laufe und dann ein bis zwei Stunden im Fitnessraum verbringe. Aber es gäbe auch Tage, an denen er die Schläger gar nicht mehr auspacke. „Früher war das anders, aber ich habe in meinem Leben so viel Golf gespielt, dass ich das heute nicht mehr brauche“, sagt Langer.

Langer bestreitet nur noch 25 Turniere im Jahr

Außerdem bestreite er ja auch nur noch 25 Turniere im Jahr, zwischendurch sei er zuhause und habe mehr Zeit für die Familie. Wobei: „Die Kinder sind ja schon alle aus dem Haus.“ Ein reicher Mann, der das Leben genießt und ab und zu eine Runde Golf spielt, will Langer aber nicht sein. Wenn er auf den Platz geht, will er gewinnen. Das gilt auch für das mit insgesamt 350 000 Euro dotierte Schweriner Turnier, das zur europäischen Senioren-Tour zählt. Diese kann es mit der US-Variante allerdings sportlich nicht aufnehmen, in Amerika gibt es viel mehr Geld zu verdienen. Langer ist auch deswegen gekommen, weil in der nächsten Woche die British Senior Open in England stattfinden, das einzige Major-Event für Altstars in Europa. Und da er Botschafter der Golfanlage vor den Toren Schwerins ist, hat es gepasst.

2014 und 2016 spielte Langer schon einmal hier, in diesem Jahr klappt es auch deswegen, weil er sich nicht für die von Donnerstag bis Sonntag parallel laufenden British Open der Profis qualifizieren konnte. In der Vergangenheit mischte Langer als rüstiger Senior dort gerne mal mit. Das aktuelle Jahr ist allerdings nicht sein bestes. In der Geldrangliste der Champions Tour in den USA liegt er 2019 auch deshalb nur auf dem elften Platz, nachdem er zuvor in den vergangenen elf Jahren am Saisonende nur einmal nicht Rang eins erreicht hatte. 39 Turniere hat er bei den Senioren in den USA gewonnen, darunter zehn Majors – alles Rekorde. Der letzte große Sieg datiert jedoch aus dem Jahr 2017. „Die vergangenen Monate sind für mich nicht optimal gelaufen“, sagt Langer.

Aus dem Bunker. Golfer Bernhard Langer spielt am Wochenende im mecklenburgischen Gneven beim Turnier der European-Senior-Tour.
Aus dem Bunker. Golfer Bernhard Langer spielt am Wochenende im mecklenburgischen Gneven beim Turnier der European-Senior-Tour.

© Jens Büttner/dpa

Trotzdem wolle er erst aufhören, wenn er keinen Spaß mehr habe, oder er bei Turnieren dauerhaft chancenlos sei: „Ich spiele, solange ich will, aber nur für mich selbst.“ Motivationsprobleme sind aktuell noch weit weg für ihn. Am Mittwoch berichtet er davon, wie er als junger Mann bei der Bundeswehr eine schwere Rückenverletzung erlitt und lange mit Schmerzen leben musste. Auch deswegen habe er später sehr auf seinen Körper geachtet. Wenn er heute noch mithalten wolle, müsse er das sowieso. „Die Konkurrenz wird immer größer. Es gibt Spieler, die schlagen 30 oder 40 Meter weiter ab als ich“, erzählt er.

Das Thema Fitness werde im Golf, auch bei den Senioren, zunehmend wichtiger, betont er. Dazu gehört für Langer auch die geistige Fitness. Und die findet er regelmäßig beim Beten. Dass er auf der einen Seite ein Star ist, der im Mittelpunkt steht und der Glaube auf der anderen Seite Personenkult nicht unbedingt gutheißt, ist für ihn kein Zwiespalt. „Gott sagt ja nicht, dass man nicht erfolgreich sein darf“, sagt er. Auch mit fast 62 Jahren will er das immer noch sein. Das versucht Langer in dieser Woche in Gneven und erst recht in der kommenden in England zu zeigen – obwohl er es niemandem mehr beweisen muss.

Mehr zum Thema Golf und den Winstongolf Senior Open in Gneven gibt es hier.

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