zum Hauptinhalt

Sport: Einsteigen bitte!

Jutta Kleinschmidt will wieder die Rallye Dakar gewinnen – mit ihrem VW könnte das gelingen

Es hat etwas von einer Invasion. In den Verkehr Barcelonas mischen sich seit Dienstag immer mehr riesige, bunte und vor allem laut brummende Vehikel. Die Rallye Dakar ist angekommen in der Hauptstadt Kataloniens. Dort, wo ansonsten der Basketballklub des FC Barcelona seine Spiele bestreitet, versammeln sich die Fahrer und ihre Crews. Insgesamt 166 Autos, 70 Lastwagen, 232 Motorräder und 230 Service-Fahrzeuge machen sich auf den Weg in den Parc Fermé am Palau Sant Jordi – so viele wie nie zuvor. Am Silvestertag brechen sie von hier auf, über Granada in Richtung der Hauptstadt Senegals, wo sie am 16 Januar erwartet werden.

Es ist die 27. Auflage des Wüstenklassikers. Erstmals ist Barcelona der Startort. Jutta Kleinschmidt ist schon zum insgesamt 15. Mal dabei, im dritten Jahr fährt sie für das Volkswagen-Team. „Wenn ich mich stark konzentriere, kann ich all meine Starts in der Erinnerung auseinander halten”, sagt die Siegerin von 2001. „Aber es ist schon schwer, die Sachen nicht durcheinander zu werfen.“ Einfacher fällt es der gebürtigen Kölnerin, ihr Ziel zu formulieren. „Ein Platz auf dem Podium sollte drin sein“, sagt die 42-Jährige.

Fast 9000 Kilometern durch Wüste, Steppe und Gebirge in Marokko, Mauretanien und Mali muss Kleinschmidt vorher zusammen mit ihrer Beifahrerin Fabrizia Pons vorher hinter sich bringen. „Wir rechnen uns schon etwas aus. Das Auto ist deutlich verbessert.“ VW hat ordentlich investiert. 260 PS, 20 mehr als im Vorjahr, hat Kleinschmidts Hightech- Touareg. Unzählige Testkilometer in der marokkanischen Wüste hat sie damit absolviert. „Wir haben ein sehr haltbares, robustes Auto gebaut“, sagt sie. Außerdem kommt ihr die Route entgegen. „Es ist eine schwierige Rallye, aber das gefällt mir. Es ist viel Sand dabei, dort kann man am meisten falsch machen“, sagt sie und lächelt. Es ist bekannt, dass Kleinschmidt auf diesem Untergrund in der Regel fast fehlerfrei fährt.

Im letzten Jahr hatte Jutta Kleinschmidt kein Glück. Durch eine frühe Panne an einem Wasserloch verlor sie viel Zeit, landete nach rasanter Aufholjagd aber immerhin noch auf dem 17. Rang. „So etwas kann jedem passieren“, sagt sie. Und natürlich hofft sie, dass sie diesmal von Pannen verschont bleibt. Denn sie weiß: „Die Konkurrenz ist stark wie nie zuvor.“ 22 Autos mit realistischen Siegchancen hat Kleinschmidt ausgemacht. Vor allem natürlich die drei Nissan und die fünf Autos von Mitsubishi, dem Sieger der letzten drei Jahre. „Alle haben aufgestockt.“

Auch VW hat die Zahl der Autos von zwei auf vier erhöht. Motorsportdirektor Kris Nissen schickt neben Kleinschmidt die Piloten Bruno Saby (Frankreich), Juha Kankkunen (Finnland) und Robby Gordon (USA) ins Rennen. Während Kankkunen und Saby die Rallye jeweils schon einmal gewonnen haben, gibt Gordon, der aus der amerikanischen Nascar-Serie kommt, sein Debüt. VW erhofft sich dadurch wohl in erster Linie mehr Aufmerksamkeit in den USA.

Aus deutscher Sicht konzentriert sich das Interesse auf die Frauen. Neben Mitsubishi-Pilotin Andrea Mayer, die im Vorjahr Fünfte wurde, gibt die frühere Tourenwagen-Pilotin Ellen Lohr ihr Wüstendebüt – in einem privaten Team, ohne realistische Siegchancen. Jutta Kleinschmidt ist die nationale Konkurrenz angeblich egal. „Ich will jeden schlagen“, sagt sie. „Alle, egal wie sie heißen, sind für mich einfach nur Konkurrenten.“ Richtig interessant werde die Rallye aber erst ab der sechsten Etappe. „Das hier in Europa ist immer ganz netter Anfang.“ Und auch ein lauter.

Christiane Mitatselis[Barcelona]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false