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Für Christopher Trimmel gab es gegen Paderborn wenig zu holen - abgesehen von einer Gelben Karte.

© dpa

Eine Niederlage, die Zweifel weckt: 1. FC Union kommt nicht an die Leistungsgrenze

Nach der ersten Heimniederlage der Saison wird beim 1. FC Union über die Art und Weise des eigenen Auftritts diskutiert. Panik bricht aber keine aus.

Von David Joram

Es kommt nicht so häufig vor, dass sie beim 1. FC Union zweigeteilter Meinung sind, zumindest nicht offiziell. Am Samstagnachmittag war das anders. Und diejenigen, die auf unterschiedlichen Kanälen funkten, waren immerhin der Trainer, Urs Fischer, und sein Kapitän, Christopher Trimmel. Ein Disput auf höchster Ebene also. Zunächst war man sich noch einig. Niederlagen wie jenes 1:3 (0:1) der Berliner Zweitligafußballer gegen den SC Paderborn könnten eben passieren. Fanden der artig gratulierende Fischer („Schlussendlich verdient gewonnen“) wie Trimmel („Da muss man auch mal gratulieren können“).

Es ging Trainer wie Kapitän allerdings auch „um die Art und Weise“, wie die erste Heimniederlage dieser Saison zustande gekommen war – und die bewerteten Fischer und Trimmel durchaus differenziert.

Der Übungsleiter, der ja schon allein seines Jobs wegen etwas kritischer hinschauen muss, sagte: „Dass die Serie zu Ende ging, ärgert mich nicht, aber die Art und Weise. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Das muss man akzeptieren und nicht nach Ausreden suchen.“ 20 Spiele waren die Berliner im Stadion An der Alten Försterei saisonübergreifend unbesiegt gewesen, nun, da die Saison so langsam ihrem Ende entgegenblickt und der 1. FC Union auf einem aussichtsreichen dritten Tabellenplatz steht, endet ein kleiner Mythos. Warum bloß? Weil sie nun etwas zu verspielen haben, die Unioner? Oder eben doch nur wegen jener Art und Weise, die Fischer so gar nicht schmeckte?

Christopher Trimmel, der nach dem Spiel so ruhig und gelassen sprach, als habe er Krisenmanagement studiert und erfolgreich abgeschlossen, versuchte die Niederlage in einer etwas tiefer gelegenen Schublade einzuordnen. „Für mich ist immer die Art und Weise wichtig. Es war jetzt nicht so, dass wir schlecht gespielt haben. Von daher kann das passieren, wir werden weitermachen“, sagte Trimmel. Teamkollege Sebastian Polter, der nach zweimonatiger Pause (Mittelfußverletzung) sein Comeback mit einem Tor dekorierte, argumentierte ähnlich. Er sei felsenfest davon überzeugt, dass die Mannschaft gestärkt aus der Niederlage hervorgehe. „Ich glaube einfach, dass jetzt nochmal die Sinne geschärft sind“, fügte Polter an. Was nicht herauszufinden war: Werden sie auch so geschärft sein, damit der Klub am letzten Spieltag mindestens den dritten Platz belegen kann?

Denn darum, um die Relegation zur Bundesliga, geht es nun für den 1. FC Union. Vielleicht sogar noch um mehr, wenn es die Ergebnisse des wankelmütigen Hamburger SV zulassen, der am 28. April noch im Stadion An der Alten Försterei bestehen muss und vier Punkte Vorsprung auf die Berliner hat. Kurzum: Aufstiegskampf ist angesagt, auf allen Ebenen.

Aufstiegskampf ist angesagt, auf allen Ebenen

Eine Kunst, diesen zu meistern, besteht auch darin, Spiele zu gewinnen, die von der Art und Weise her eher eine Niederlage rechtfertigen. Das Spiel der Unioner gegen den SC Paderborn war so ein Spiel – und es hat Zweifel am Aufstiegskampfmodus der Köpenicker aufkommen lassen.

Abgesehen von Mittelfeldmann Grischa Prömel kam kaum ein Berliner Spieler an seine Leistungsgrenze. Im Sturm fehlte Sebastian Andersson trotz zweier guter Chancen die Durchschlagskraft – und im Mittelfeld streuten Robert Zulj, Carlos Mané und Suleiman Abdullahi ein paar Fehlpässe zu viel ein. Kaum Unterstützung erhielten die drei Kreativkräfte von Manuel Schmiedebach, der an besseren Tagen schon wesentlich präsenter aufgetreten ist. Urs Fischer scheint es verpasst zu haben, seiner Elf doch noch eine klarere Spielstruktur zu verpassen.

Und die Abwehr? Sie war hauptverantwortlich dafür, dass Fischer viele Fehler notieren musste, „die dem Gegner in die Karten spielen“. Er habe sich nach Spielen allerdings auch schon mehr geärgert als heute. Warum – dafür lieferte möglicherweise Trimmel die passende Erklärung: „Paderborn hat es mit Ball sehr gut gemacht, sie haben auch die Führung locker heruntergespielt, sind ruhig am Ball geblieben und nicht hektisch geworden.“ Die Unioner waren davon ein gutes Stück entfernt.

Die Gäste durften speziell im zweiten Abschnitt nach ihren Vorlieben Angriffe fahren und bekamen dabei kaum Gegenwehr. Selten, zu selten, erzeugte der Tabellendritte das Gefühl, diesem Spiel nochmal eine Wende geben zu können.

In Dresden muss der 1. FC Union am kommenden Sonntag nun etwas nachhaltiger beweisen, dass er in den Aufstiegskampfmodus wechseln kann. Eine bisher gute Saison könnte sonst – ähnlich wie vor zwei Jahren – so verlaufen, wie sich das keiner An der Alten Försterei wünscht. Christopher Trimmel hat jedenfalls schon mal ein Versprechen abgegeben: „Es wird bis zum Schluss eng bleiben. Das kann ich versprechen. Ich kann's nicht erklären, aber es ist so“, sprach Trimmel. In dieser Hinsicht dürfte mit Urs Fischer dann doch Einigkeit herrschen.

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