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Treibende Kraft. Florentino Perez will die Super League unbedingt. Was bleibt dem Präsidenten von Real Madrid auch anderes übrig?

© dpa

Ein Rückschlag für die Uefa: Die Super League wird kommen

Die Super League sei tot, hieß es im Frühjahr. Von wegen. Ihre Verfechter erringen einen juristischen Erfolg und können sich bestätigt fühlen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Wem gehört der Fußball? Auf diese ewig junge Frage hat es im Frühjahr eine beeindruckende Antwort gegeben. Das war, nachdem bekannt geworden war, dass die ruhmreichsten Klubs des europäischen Fußballs sich in eine Art Gated Community namens Super League zurückziehen wollten. Mit dem einfachen Volk wollten sie nichts mehr zu tun haben, sich am liebsten nur noch unter Ihresgleichen messen.

Eine verführerische Idee? Nicht unbedingt. Und nicht einmal für die eigenen Fans. Vor allem in England gingen sie auf die Straße, um gegen das Projekt zu protestieren – weil der Fußball allen gehört, nicht nur den Superreichen.

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Der Versuch des fußballerischen Hochadels, einen exklusiven Wettbewerb neben den offiziellen Wettbewerben des europäischen Verbands Uefa zu etablieren, ist im Frühjahr krachend gescheitert. Die Super League sei tot, hieß es damals. Wenn man sich da mal nicht täuscht.

Ja, der erste Versuchsballon ist mit einem gewaltigen Knall geplatzt. Aber es werden weitere Ballons in die Luft steigen. Und irgendwann werden es so viele sein, dass die Uefa gar nicht anders kann, als vor der Marktmacht der Großklubs zu kapitulieren. Auf diesem Weg hat der Verband jetzt eine erste schmerzliche Niederlage einstecken müssen.

Die Uefa verzichtet auf Strafen

Von den zwölf Klubs, die das Projekt ausbaldowert und im April vorgestellt hatten, haben neun auf den öffentlichen Druck hin der Super League umgehend wieder abgeschworen. Nur Juventus Turin, der FC Barcelona und Real Madrid blieben standhaft – selbst nachdem die Uefa ein Verfahren gegen sie angestrengt hatte und sogar ein Ausschluss von der Champions League im Raum stand.

Dieses Verfahren wird nun – nach einer richterlichen Anordnung aus Spanien – von der Uefa nicht weiterverfolgt. Und auch die Strafen, die der Verband den anderen neun Klubs auferlegt hatte, werden nicht verhängt.

Für den Fußball als Ganzes ist das ein fatales Signal, weil es zeigt, dass die Uefa keine Handhabe hat gegen den Egoismus einiger weniger. Und egal wie sehr sie ihre ablehnende Haltung gegen die Super League auch immer wieder hervorheben mag: Die größten Marken des Weltfußballs werden sich in ihren Plänen nur bestätigt fühlen und das Projekt jetzt wieder mit Hochdruck vorantreiben.

Es bleibt ihnen ja auch gar nichts anderes übrig: Die vermeintlich Superreichen sind in Wirklichkeit die Superverschuldeten, die für Kohle alles machen würden. Dass Real Madrid in diesem Sommer fast 200 Millionen Euro allein an Ablöse für Kylian Mbappé ausgeben wollte, ist ja schon fast als bewusste Herbeiführung einer drohenden Insolvenz zu werten. Als ginge es darum, den desaströsen Zustand der eigenen Finanzen mutwillig noch ein bisschen weiter zu ruinieren, um der Uefa irgendwann die Pistole auf die Brust zu drücken: Entweder wir kriegen die Super League, oder unser Verein, eine der größten Attraktionen des Weltfußballs, existiert bald nicht mehr.

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